Knorkator
Knorkator
Konzertbericht
Das Knorkator-Konzert – Ein Bühnenspiel in fünf Akten
Prolog:
Als Berliner und militanter Ossi ist es manchmal verdammt schwer ein Konzert seiner Wahl aufzusuchen! Nicht weil das Konzert im kapitalistischen Ausland stattfindet, sondern schlicht und ergreifend deswegen, weil der Heimweg dann mehr als anderthalb Stunden in Anspruch nimmt. Wo gibt’s denn so was? Sollte man Konzerte nicht lieber in einer Großstadt veranstalten, anstatt irgendwo in einem Kaff, um die dort hauptsächlich bäuerlich geprägte Landbevölkerung zu unterhalten? Na gut, ich übertreibe jetzt ein wenig, Potsdam ist natürlich kein Kaff, aber trotzdem bin ich zu bequem um solch lange Reisen anzutreten. Aber diesmal machte ich eine Ausnahme, denn eine Berliner Kapelle spielte auf, die man um keinen Preis verpassen sollte! Ich will nicht sofort mit der Sprache rausrücken, um welche Gruppe es sich hier handelt, aber eins kann ich verraten – der Bandname reimt sich Vibrator! Die Klügeren unter euch mögen es vielleicht schon erraten haben, es handelt sich hierbei um KNORKATOR! Und wer hätte es gedacht, die bäuerlich geprägte Landbevölkerung mag anscheinend diese illustre, aber kontrovers diskutierte Boygroup aus Berlin Köpenick. Der Klub war tatsächlich ausverkauft. Ich hasse ausverkaufte Konzerte – man braucht ewig, um sich ein Bier zu holen oder seine Jacke abzugeben! Ausverkaufte Konzerte sollten daher gesetzlich verboten werden! Mir kam es echt so vor, als ob jeder Bewohner aus dem Speckgürtel Berlins anwesend war.
Akt I:
Wer sich „Headliner“ schimpfen will, muss üblicherweise eine Vorband vorweisen können. Daher brauchte auch KNORKATOR eine Vorband. Und Vorbands haben standesgerecht scheiße zu sein. Es tut mir leid, aber das Musikgeschäft ist nun mal kein Kindergeburtstag! Den Status der Vorband hatte an dem Abend die Band PI! Sie hatte sich Finnenrock auf die Fahnen geschrieben, was meiner bescheidenen Meinung nach, nicht ganz stimmt. Versteht mich nicht falsch – das was geboten wurde, war ja nicht schlecht, aber: es war unstimmig, dahinplätschernd und keinesfalls mitreißend. Jedes Bandmitglied auf der Bühne hat den Individualisten raushängen lassen, sich so angezogen wie es wollte und spielte dementsprechend auch was es wollte. Dann kann man ja gleich sagen, es treten fünf Einmann-(Vor)-Bands gleichzeitig auf! Was aber beeidruckend war, ist die Stimmengewalt der Sängerin – die „Kleene Süße“ kann ja locker Frau Nightwish persönlich in die Tasche stecken – aber tanzen kann sie leider nicht – oder sie gab sich die größte Mühe, mich das glauben zu lassen! Alles in allem sehenswert, wenn auch nicht großartig hörenswert! Die Musik ist für Studenten oder anderes leicht zu unterhaltendes Fußvolk optimal, aber beinharte Metalatzen wollen einfach mehr.
Akt II:
Nach diesem etwas flachen Live-Erlebnis der Vorband, freute ich mich um so mehr auf Deutschlands meiste Band der Welt. Um es gleich mal auf den Punkt zu bringen: KNORKATORs Konzert kam für mich einem multiplen Orgasmus gleich. Zwar bleibt mir dieser aufgrund meines Y-Chromosoms im sexuellen Sinne für immer verwehrt – aber dafür gibt es ja solche Musikveranstaltungen. Ersatzbefriedigungen herrschen! Geboten wurde das komplette Programm: altes Zeug, aktuelles Zeug und sogar ein neuer Song! Dieser wurde, wie auch der Rest des Repertoires frenetisch umjubelt. Die Band präsentierte sich gewohnt gesetzt und würdevoll. Na gut, das war gelogen. Erwischt! Die Band rastete natürlich von der ersten bis zu letzten Minute aus. Alf Ator zerstörte seine Musikinstrumente durch brachiale Gewalt, Stumpen seinen Körper durch waghalsige Zirkusstückchen und akrobatische Einlagen und am wenigstens halten, konnte sich Buzz Dee! Er hat gelächelt!!! Ein Mal – ich hab mitgezählt. Ihn so aus der Haut fahren zu sehen, war nicht nur für mich überraschend. Es war regelrecht peinlich, wie dieser Mensch sich gehen ließ. Das nächste mal bitte mehr Selbstbeherrschung! Danke! Das einzige, was mir an diesem musikalisch Großereignis negativ auffiel, war der Freak, dieser „Ausdruckstänzer“ rechts von mir, der meinte seine homoerotischen Paarungstänze neben mir veranstalten zu müssen. Ich ertappte mich mehrmals dabei, einige Tötungsszenarien im Kopf durchzuspielen – ich gebe zu ich habe den Film „Saw“ einmal zu oft gesehen – aber meine übermenschliche Kontrolle über meinen Körper gestattete es mir den Gig ohne jedwede Straftat zu überstehen. Ein bisschen Ablenkung fand ich in den warmen Worten von Sänger Stumpen, der Teile des Auditorium mit solch netten Bezeichnungen umschrieb, wie: „männliche Amöben“. Alles in allem sehr unterhaltend. Für die benannten Amöben sicherlich etwas weniger als für mich, aber na ja.
Epilog:
Im Großen und Ganzen ein super Auftritt. Die Jungs sollte man live gehört und vor allem gesehen haben. Welch anderer Sänger tritt im Schlüpfer auf, auf dem „kurz und klein“ drauf steht? Und eins kann aber jeder wissen, wenn KNORKATOR das nächsten mal außerhalb der Stadt auftreten, bin ich wieder dabei, ärgere mich über die bäuerliche Urbevölkerung und die Probleme, die ein ausverkaufter Klub mit sich bringt!
Ps: Auf die Akte III bis V wurde aus Platzgründen verzichtet. Ich bitte um Verständnis.
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