Knock Out Festival 2012
Knock Out Festival 2012 - Der Bericht
Konzertbericht
HELLOWEEN
Nachdem KROKUS die Halle mit ihrem traditionellen Hard Rock zum Kochen gebracht haben und LADY’S VOICE mit zwei AC/DC-Klassikern für ihr Projekt werben konnten, sollte es für HELLOWEEN eigentlich ein leichtes sein, den Ball aufzunehmen und Karlsruhe ordentlich zu rocken. Die Mannen um die beiden Ur-Kürbisköpfe Michael Weikath und Markus Grosskopf legen nach etwas zu langem Intro auch recht ordentlich mit dem plakativen “Are You Metal?” los. Aber auch schon der Opener legt gleich die ganze Problematik des folgenden HELLOWEEN-Gigs offen. Die Band spielt häufiger nicht zusammen und es kommen schnell Gedanken an den desaströsen letzten Gig in Wacken auf. Die Band präsentiert sich zwar nicht ganz so schlecht wie damals, aber die Stimmung leidet doch merklich. Zu allem Überfluss ist der Sound im Fall HELLOWEEN heute Abend extrem schlecht. Die Gitarren sind teilweise gar nicht zu hören, oder nur einzeln. Jedenfalls absolut suboptimal für den melodischen Metal der Hamburger. Auch das Schlagzeugsolo von Drummer Daniel Loeble gehört eher zu der Kategorie ‘austauschbar’. Allerdings wird selbiges von einer coolen Lightshow untermalt, die ihre Wirkung nicht verfehlt.
Der große Kritikpunkt der HELLOWEEN-Show liegt aber (leider) einmal mehr bei Sänger Andi Deris. Schon beim zweiten Song “Eagle Fly Free” singt er mit einer Beharrlichkeit neben der Tonlage im Refrain, dass man laut schreien möchte. Aber auch “I’m Alive” oder “Future World” klingen wie Karikaturen ihrer selbst. Eine bessere Figur macht er zweifelsohne bei den Songs aus seiner Ära, von denen vor allem das starke “Steel Tormentor” zu begeistern weiß. Ich frage mich wirklich, warum HELLOWEEN nicht langsam einmal schlau werden und sich auf Songs aus der Deris-Ära beschränken. Es lassen sich auch aus der Zeit genügend Hymnen finden, die man einbauen könnte. Man denke da nur an “Hey Lord” oder “I Can” vom “Better Than Raw”-Album oder diverse “The Time Of The Oath”-Kracher. So hinterlassen HELLOWEEN – trotz starker Setlist – einen sehr zwiespältigen Eindruck und rechtfertigen ihren Co-Headliner-Status leider zu keiner Sekunde.
IN EXTREMO
Das jüngste IN-EX-Album halte ich nach wie vor für einen ziemlichen Rohrkrepierer, live macht den Mittelalter-Rockern aber niemand etwas vor. Dabei sind die Randbedingungen heute eher suboptimal – der Sound ist extrem schlecht abgemischt und gerade die Tiefen dröhnen so schmerzhaft laut in den Ohren, dass es ohne Ohrstöpsel kaum auszuhalten ist. Mit viel Spielfreude und ihrem sympathischen Auftreten können IN EXTREMO aber auch unter diesen widrigen Umständen punkten. Interessanterweise wird auf den Über-Klassiker “Spielmannsfluch” heute komplett verzichtet, starke Songs finden sich dennoch zuhauf im Set. Ob “Herr Mannelig”, “Liam” oder “Vollmond”, hier ist für jeden etwas dabei. Die nicht mehr ganz so neuen “Sterneneisen”-Stücke “Unsichtbar”, “Viva La Vida” und insbesondere “Gold” gehen mir persönlich hingegen ganz gehörig auf den Sack, lediglich mit “Zigeunerskat” kann ich mich da anfreunden. Ob das der Grund dafür ist, dass die Publikumsreaktionen nicht einmal in die Nähe der von POWERWOLF gesetzten Meßlatte reichen? Oder sind die Leute nach fünf Bands einfach schon zu müde, um nochmals richtig aus sich herauszugehen?
Auch Frontmann Michael Rhein wirkt heute etwas zurückhaltender als gewohnt, dabei aber nicht weniger sympathisch. Sein gewohnt kratziger Gesang überzeugt sowieso, wie auch seine Bandkollegen ihre Instrumente voll im Griff haben. Und damit neben den Ohren auch die Augen auf ihre Kosten kommen, wird mit Pyro-Effekten wieder einmal nicht gegeizt. Schon zum Beginn der Show werden quer durch die Halle gespannte Feuerwerks-Schnüre entzündet, später schießen ohne Unterlass Gasflammen in die Hallenluft. Wirklich neu ist das nicht, aber es fügt sich hervorragend in die Show ein und liefert damit einen deutlichen Mehrwert. Interessanterweise scheinen IN EXTREMO gerade ihr 2005er-Album “Mein Rasend Herz” wiederzuentdecken, das heute nach “Sterneneisen” die meisten Stücke der Setlist stellt. Insbesondere „Singapur“ hätte ich eher nicht auf der Rechnung gehabt. Und nachdem sie plangemäß zu früh von der Bühne verschwunden sind und sich eine Weile haben bitten lassen, wartet der Zugabenblock sogar mit dem Quasi-Titelsong “Rasend Herz” auf. Schließlich endet die Show mit dem Klassiker “Villeman Og Magnhild”, dessen perkussive Pauken-Parts gehörig in die Länge gezogen und von der Menge unermüdlich beklatscht werden. (Florian Schörg)
So geht das fünfte ‘Knock Out’-Festival standesgemäß zu Ende und die Fans werden glücklich in die kalte Dezembernacht entlassen. Es gab organisatorisch – bis auf den einen erwähnten Punkt – nichts zu beanstanden und auch musikalisch konnte das Festival über weite Strecken überzeugen. Wir freuen uns schon auf die nächste Ausgabe, zu der die deutsche Metal-Queen DORO bereits ihr Kommen zugesagt hat.
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…ist zwar schon ne Weile her, aber ich frage mich ernsthaft wie es solch eine Kritik in die Öffentlichkeit schafft…Könnt Ihr einfach schreiben was Ihr wollt? Das ist bereits schon schädigend!
Wenn Du ganz vorn am oder sogar im Graben stehst, wirds immer schlecht klingen! Da hört man nur Bühne als vermischten Lärm und das ist keine Referenz!!! Also dann schreib ned über den Sound der Bands auf dem Festival! Der war – natürlich in Abhängigkeit wo man steht – nämlich gut und teilweise sehr gut….
Mich ärgert das gewaltig, wenn solche Leute wie Du die Branche schlecht machen…
Schreib irgendwas anderes, aber ned über das, was Du ned beurteilen kannnst…
Unser Job ist es nicht, Lobeshymnen oder Werbetexte zu verfassen, sondern einen ehrlichen Bericht darüber abzulegen, wie wir ein Konzert (oder auch ein Album) erleben und anhand unserer persönlichen Erfahrung einschätzen. Insofern können wir tatsächlich schreiben, was wir wollen, genau das ist letztlich der Witz einer unabhängigen Berichterstattung. Über den Sound bei den Headlinern waren Colin und ich uns jedenfalls einig, auch und gerade im direkten Vergleich mit den vorangegangenen Bands.
Dass der Sound immer stark vom Aufenthaltsort abhängig ist, wissen wir aus einschlägiger Erfahrung als langjährige Konzertgänger ebenso gut wie dass der Klang live nicht immer perfekt sein kann. Dafür haben wir auch durchaus Verständnis, nichtsdestotrotz muss hier ein Vergleich mit ähnlichen Veranstaltungen einfach erlaubt sein.
Interessant übrigens, dass du so genau wissen willst, von wo aus wir uns die Show angeguckt und den Sound gehört haben – interessant, aber leider auch vollkommen falsch.
Lieber Torsten, ich mache seit 20 Jahren selbst Musik und habe in dieser Zeit auch schon etliche Bands gemischt. Ich weiß also durchaus wovon ich rede und worauf es ankommt, nur nebenbei. Ansonsten trifft Kollege Xeledon den Punkt ganz genau. Es ist nicht unser Job Werbetexte zu verfassen, sondern dem Leser einen ehrlichen und obejktiven Bericht zu liefern. Wenn Dir das nicht passt, tut es mir leid.