Killswitch Engage
Roadrunner Roadrage Tour
Konzertbericht
Eigentlich hätte ich mir die 36 CRAZYFISTS als Opener gewünscht, da mir deren Debüt-CD von allen hier aufspielenden Bands am wenigsten gefallen hat. Aber im Nachhinein stellte sich die heutige Reihenfolge schon als die richtige heraus. Der Sound war noch einen Tick besser und druckvoller als bei Five Pointe O, was die ungleich größere Abgehkompatibilität des Songmaterials der Jungs aus Anchorage, Alaska, deutlich unterstrich. So war auch im Publikum entscheidend mehr los, als noch beim Opener. Ca. bei der Hälfte des Konzerts erklomm der erste Diver die Bühne, um sich wieder in die Menge zu stürzen, womit er den Bann gebrochen hatte und ihm zahlreiche Nachahmer in hübscher Regelmäßigkeit folgen sollten. Hatte ich in meinem CD-Review noch über Shouter Brock Lindow gemeckert, er würde seine cleanen Passagen nicht zielsicher an den Mann bringen, muss ich dies zurücknehmen, da es live ungleich besser funktionierte. Alles in allem kam der Vierer ziemlich sympathisch rüber, bedankte sich immer wieder artig beim Publikum und hat sich mit seinem Neo-Thrash/New-Metal-Gebräu und on stage ungleich besser als auf CD funktionierenden Songs wie „Turns To Ashes“ oder „Slit Wrist Theory“ an diesem Abend bestimmt eine Menge neue Freunde gemacht. Cool!
Und nun war es endlich Zeit für das, was schon die ganze Zeit das große Banner im Bühnenhintergund angekündigt hat. Die (in meinen Augen) Newcomer des Jahres von KILLSWITCH ENGAGE betraten um 21.30 Uhr relativ unspektakulär ohne Intro die Bühne und legten sogleich mit dem Opener ihres grandiosen Europa-Debüts „Alive Or Just Breathing“, „Numbered Days“, furios los. Der Sound konnte zwar nicht ganz den Standard der 36 Crazyfists halten, aber dieses Manko wurde durch das einfach bessere Songmaterial (z.B. „Life To Lifeless“, „The Element Of One“) locker wett gemacht. Besonders gespannt war ich darauf, wie der neue Shouter Howard Jones das ohne Zweifel äußerst schwere Erbe seines Vorgängers Jesse Leech, der mit seinen extrem abwechslungsreichen Vocals nicht unwesentlich zum Erfolg dieses Albums beigetragen hat, antreten würde. Man muss sagen, dass der dunkelhäutige, muskelbepackte, sympathische Shouter seine Sache überraschend gut gemacht hat. Stimmlich ist er zwar etwas tiefer als sein Vorgänger angesiedelt, was aber im Gegenzug die Songs, die immer geschickt zwischen melodischem Todesblei, einer Prise Hardcore und einer deftigen Portion Neo Thrash hin- und herpendeln, ein gutes Stück rauher und härter gemacht hat. Auffällig war nur, dass er relativ häufig bei den melodiösen Gesangslinien das Publikum seinen Job übernehmen ließ. Nichtsdestotrotz war die Stimmung sehr gut. Moshpit und Stagediverrate konnte man noch einmal intensivieren, wofür sich die Band nach fast jedem gespielten Song brav bedankte und immer wieder betonte, dass man von den Reaktionen auf diese Tour, speziell in Deutschland, sehr positiv überrascht war. Das war ich auch, denn die Batschkapp war trotz der Tatsache, dass hier drei absolute Newcomer ihren ersten Europatrip unternahmen, zu drei Vierteln gefüllt. Angetrieben davon steigerte sich die Band von Song zu Song, bevor man nach viel zu kurzen 35 Minuten schon in Form des brachialen Stakkatogewitters mit filigranem Refrain namens „My Last Serenade“ den letzten Song ankündigte. Als Zugabe gab es dann „Rise Inside“, dass von allen Anwesenden noch einmal dankbar aufgesogen wurde. Diese kurzweilige Dreiviertelstunde deutete allemal an, dass KILLSWITCH ENGAGE jetzt schon technisch mehr als versiert und auf der Bühne locker dem Headlinerstatus gewachsen sind. Diese Band hat eine große Zukunft vor sich, wenn sich alles positiv weiter entwickelt. Trotzdem war es ein etwas seltsames Gefühl, schon um 22.15 Uhr eine Konzerthalle zu verlassen, wenn bei anderen Events erst der Headliner anfängt. Aber hey, wer will bei diesem Eintrittspreis meckern!?!
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