Keep Of Kalessin
Legacy Fest 2009
Konzertbericht
Tag 2
Der LegacyFest-Freitag beginnt heiß und schwül, in der Nacht gab es dafür wieder ordentlich Gewitter und noch mehr vollgelaufene Zelte. Als TORTURE KILLER um viertel nach eins in praller Sonne auf die Bretter kommen ist der Platz davor noch relativ leer, auf mehr als ein paar Versprengte und Hardcore-Fans können die Finnen nicht zählen.
Torture Killer
Aber da muß man wohl als Band manchmal einfach durch, und die Truppe um Fronter Juri Sallinen ist denn auch trotz wenig überwältigender Resonanz aus dem Publikum gut dabei. Möglicherweise wäre die Lage (und wohl auch Tageszeit) eine andere gewesen, wenn TORTURE KILLER noch ihren ehemaligen Sänger im Boot hätten, doch Chris Barnes ist ja bekanntlich inzwischen eher anderweitig beschäftigt. Man kann trotzdem nicht umhin zuzugeben, bei diesem Gig wird man doch öfter mal an SIX FEET UNDER erinnert; denn weder musikalisch noch vom Organ des Chefgrowlers her sind TORTURE KILLER besonders weit von SFU entfernt. Das macht zwar streckenweise Spaß, aber seien wir mal ehrlich, da hör ich mir lieber das Original an.
Facebreaker
Als nächste sind FACEBREAKER dran, die Schweden spielen oldschooligen Death/Thrash-Metal und sind seit 1999 dabei. Mittlerweile, besser gesagt letztes Jahr, hat man das zweite Studioalbum veröffentlicht, welches auf den klangvollen Namen „Dead, Rotten And Hungry“ hört, und den kompletten Mai über ist die Truppe zusammen mit TORTURE KILLER und DEMONICAL auf der „Northern Death Blow“- Tour quer durch Europa. Die Songs des Fünfers hauen ordentlich rein, und so schaffen sie es auch, den ein oder anderen Fan mehr vor die Bühne zu locken. Die Herren legen sich ziemlich ins Zeug, Fronter Roberth Karlsson gibt eine gute Vorstellung, und die beiden Saitenakrobaten finden immer wieder Gelegenheit zum Posen und Grimassen schneiden. Insgesamt kommen sie auf sieben Titel verteilt über die beiden bisherigen Outputs, als sie nach einer halben Stunde den Platz auch schon wieder räumen müssen.
Demonical
Auf Death Metal folgt Death Metal, auch wieder aus Schweden, auch wieder alte Schule, aber nicht so überzeugend wie FACEBREAKER meiner Meinung nach. DEMONICAL gibt es erst seit 2006, und den momentanen Sänger auch noch nicht so lange, Sverker “Widda” Widgren stieß erst letztes Jahr dazu. Es ist nicht so, daß die Truppe sich keine Mühe geben würde, und handwerklich passt es schon auch, aber der Sound ist mittelprächtig, und auch insgesamt zünden die Songs nicht so richtig. Die Menge vor der Bühne bleibt also weiter überschaubar, was aber wohl auch an der herunterknallenden Mittagssonne liegen könnte, die sich weniger gut mit den Folgen der letzten Nacht verträgt. Dieser mag es vielleicht auch geschuldet sein, daß Widgren immer wieder Probleme mit seinem Mikro – es fällt ihm mehrere Male aus der Hand – und der zugehörigen Verkabelung hat. Passabler Durchschnittsauftritt, mehr nicht.
Nachtblut
Von bodenständigem Death Metal und aus der prallen Sonne geht es nun erstmals an diesem Freitag in den Hangar, denn draußen wäre die nächste Band vermutlich zu Staub zerfallen. Richtig geraten, es wird vampirisch, NACHTBLUT sind am Start. Es gibt ja immer wieder Bands, die es sich wohl zur Aufgabe gemacht haben, die Klischees ihres Genres so vollständig wie möglich abzudecken, und hier haben wir eine davon. Musikalisch geht es – man ahnt es schon – in die Düster-/Gothic-Metal-Schublade, mit Elementen aus Black Metal und Industrial versetzt. Dazu teils unterirdische deutsche Texte, Lack-Nieten-Poser-Outfits, bleiche Schminke und auch mal verlängerte Eckzähne. Das erinnert nicht nur etwas, sondern ziemlich an CRADLE OF FILTH, wobei die Songs eine ganze Ecke harmloser und weichgespülter daherkommen als die von Dani und Konsorten. Der aufmerksame Leser hat es sicher gemerkt, meine Sache ist diese Band nicht gerade. Um ihnen nicht Unrecht zu tun: Spielen können die Jungs schon, und wenn Fronter Askeroth kreischt (so daß die Texte nicht zu verstehen sind) und das Keyboard nicht so im Vordergrund steht, dann haben die Songs auch ihre guten Momente. Wer COF mag und sich an arrogant und immer finster dreinblickenden Möchtegern-Vampiren auf der Bühne nicht weiter stört, dem sei diese Trupppe durchaus empfohlen. Alle anderen werden sich aber fragen, warum die vielen Teenie-Mädels im Publikum nicht schon Warnung genug waren und ob alte Scheiben von Herrn Filth und seinen Mannen nicht doch die bessere Wahl wären.
Graveworm
Nach den NACHTBLUT-Bleichgesichtern ist erstmal eine Pause angesagt, ein kühles Bier in der hellen Nachmittagssonne; hier kommt wieder der Wunsch auf nach etwas schattigeren Sitzgelegenheiten, von denen es bei diesem Festival so gut wie keine gibt. Aber lange währt die Pause nicht, von der Legacy-Stage her erklingen die ersten Töne des GRAVEWORM-Sets, die gut eine viertel Stunde zu früh dran sind. Scheint irgendwie zur Regel zu werden, so viele Bands, die dem Plan vorauseilen hat man selten. Also nichts wie rüber, denn für mich sind die Südtiroler eines der Highlights des Festivals. Und sie liefern auch einen sehr guten Auftritt bei wirklich passablen Soundverhältnissen ab. Fronter Stefan Fiori unterhält sich immer wieder ganz zwanglos mit den Fans auf deutsch, und fordert sie, eher ungewöhnlich für eine Band, die melodischen Black-/Dark Metal spielen, immer wieder zu Moshpits und sogar einer Wall of Death heraus. Das haut auch ganz ordentlich hin, jedenfalls bekommt die Truppe regen Zuspruch. Zu hören bekommen wir älteres Material wie „Legions Unleashed“ oder „Hateful Design“, aber natürlich auch neuere Songs wie „Touch Of Hate“; außerdem gibt es schon vorab zwei Stücke von ihrem inzwischen erschienen brandneuen Langspieler „Diabolical Figures“. Bei einem dieser beiden Stücke bekommen GRAVEWORM Besuch auf der Bühne in Gestalt von Karsten Jäger, welcher ja bekanntlich bei DISBELIEF hinter dem Mikro steht, auf dem neuen Album Gesangsparts beigesteuert hat und praktischerweise mit seiner Formation später am Abend auch auf dem Legacy-Fest spielen sollte. Wieder einmal 45 Minuten, die viel zu schnell vorbei waren!
Mercenary
Die 1991 gegründete dänische Formation MERCENARY ist als nächste dran auf der Legacy-Stage. Die meisten GRAVEWORM-Jünger scheinen mit ihnen nicht viel anfangen zu können, denn der Platz leert sich beträchtlich. Dennoch kommen die sechs Herren äußerst enthusiastisch und spielfreudig auf die Bühne, und können denn auch die verbliebenen Fans mit Leichigkeit mitreissen. Sie spielen melodischen Death Metal, den sie je nach Album und Phase der Bandgeschichte streckenweise mit Thrash- und Prog-Elementen versehen haben. Den Gesangspart teilen sich Mikkel Sandager, welcher für den klaren Vocalanteil verantwortlich zeichnet, und der erst 2006 zu MERCENARY gestossene Bassist René Pedersen, dessen Growls einen spannenden Gegenpart zu Sandager bilden. Los geht es mit „Black And Hollow“ und „Bloodsong“, beides Stücke vom letzten Output der Band, „Architect Of Lies“(2008). Auch der Rest der Setlist geht schwer zu Lasten des neuesten Machwerks, die einzigen Ausnahmen sind „Soul Decision“ und das als Abschlußtrack gespielte „Firesoul“. Die Band kommt sehr sympathisch rüber und geht ungeheuer energiegeladen zu Werke, und das Zusammenspiel aller Bandmitglieder funktioniert ausgezeichnet. Dennoch vermögen sie es nicht, mich wirklich umzuhauen, was aber auch daran liegen mag, daß ich nicht unbedingt ein größer Fan ihrer bisherigen Alben bin.
Eluveitie
Die Schweizer von ELUVEITIE kommen nach MERCENARY, und wie man es von ihnen nicht anders gewohnt ist, werden erstmal jede Menge, zum Teil alte, volkstümliche Instrumente auf der Bühne aufgebaut und auf guten Sound hin abgestimmt. Die Sonne beginnt langsam Richtung Horizont zu sinken, und taucht so die ganze Szenerie in ein irgendwie sehr passendes goldenens Licht. Aber das sollte nicht lange vorhalten. Doch zunächst legen Multiinstrumentalist und Sänger Chrigel Glanzmann und seine Truppe wie nicht anders zu erwarten voller Wucht los; nach einem Intro, welches von ihrem neuesten, dieses Jahr erschienen Langspieler „Evocation I: The Arcane Dominion“ stammt, gibt es gleich das bekannte Stück „Inis Mona“. Da die eidgenössischen Folk-Metaller spätestens seit ihrem vorletzten Album „Slania“(2008) so ziemlich jedem bekannt sein dürften, der metallische Härte in Kombination mit folkigen Melodien und Instrumenten zu schätzen weiß, und das sind dieser Tage bekanntlich nicht wenige, ist nun der Platz vor der Legacy-Stage auch wieder ordentlich gefüllt. Auch wenn die Kirder-Brüder sicherlich von dem ein oder anderen, so auch von mir, immer noch schmerzlich vermisst werden, muß man auch sagen daß sich die beiden Neuen bestens ins Gesamtgefüge der Band integriert haben. Bekam man vor ein paar Monaten noch von Bassist Kay Brem vor allem seine lange Wallemähne zu sehen, so scheint er mittlerweile wesentlich offener und geht viel mehr aus sich heraus. In der folgenden Stunde bekommen wir nahezu alle Songs von „Slania“ zu hören, gefolgt von brandneuem Material wie „Brictom“ oder „Memento“ beispielsweise; am Ende des Sets schwenken ELUVEITIE dann nochmals für drei Songs in weiter zurückliegende Zeiten und zum „Spirit“-Album von 2003, es gibt „Your Gaulish War“ und zum Schluß noch „Tegernakô“. Ein ziemlicher Wermutstropfen bei diesem Auftritt ist allerdings der Sound; ein Teil der Instrumente ist besonders am Anfang nur schlecht oder gar nicht zu hören, und der Gesang viel zu leise. Aber davon abgesehen, ein wie so oft sehr gelungener Auftritt der sympathischen Schweizer, die immer wieder durch ihr Können an den Instrumenten und ihre Begeisterung überzeugen können.
Während der letzten Stücke von ELUVEITIE wird es immer offensichtlicher: Ein Sturm rückt an, und der könnte ziemlich gewaltig losbrechen. Der Himmel zieht zu und die Wolken verfärben sich von einem gelblichen Grau zu tiefstem Blau. Wer in den nächsten Minuten nicht ein Dach über dem Kopf findet, und das tun die wenigsten, wird naß bis auf die Knochen, als es so richtg losgeht mit Wind und Blitz und Donner und wie aus Eimern zu schütten beginnt. Die Veranstalter besinnen sich des bis dato eher unnützen VIP-Zeltes und öffnen es für alle, und schon bald ist es recht gut gefüllt mit tropfenden Festivalbesuchern. Nach etwa einer viertel Stunde und etlichen Litern Regenwasser legt sich der Sturm langsam, aber wir hören schon bald das Gerücht, daß er nicht spurlos an der Legacy-Stage vorübergegangen ist, daß Technik naß geworden ist, und für den restlichen Tag somit unbrauchbar. Ein Blick auf das Gelände bestätigt diese Gerüchte, der Platz vor der Hauptbühne wird von Securities großräumig abgesperrt, während oben Techniker die Geräte abbauen und die hintere Zeltplane offensichtlich vom Wind aus den Verankerungen gerissen wurde und nun traurig herunterhängt. Unsicherheit breitet sich aus unter den Besuchern, wer spielt nun als nächstes und vor allem wo, werden die Headliner abgesagt oder in den Hangar verlegt, Fragen über Fragen. Bald schon klären sich diese, zumindest vorerst, als bekannt wird, daß SODOM im Hangar spielen sollen, und dafür die dort angekündigten Bands einfach den Patz räumen müssen. Natürlich drängelt nun alles in den Hangar, Saunastimmung, einzelne Fans gelangen crowdsurfend hinein, aber da mir das mit der Kamera zu gefährlich ist und anders einfach nichts mehr geht, kann ich Tom Angelripper und seine Mannen nur von draußen hören, was ich mir aber nicht lange antue, denn der Sound ist, zumindest von außen, einfach mies.
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