Keep It Low Festival
Zwischen Doom, Sludge und Stoner Rock

Samstag, 07. Oktober

Die Cowboy-Schorle (Whiskey-Cola) vom Vortag ist noch nicht richtig ausgeschwitzt, da beginnt der zweite Festival-Tag für uns feudal mit IRON WALRUS. Die Musik ist harsch und abgedreht und passt wunderbar zu den schrecklichen Erinnerungen an einen Film namens „Tusk“. Da geht es auch um ein Walross. Aber das nur am Rande. In jedem Fall läuten IRON WALRUS den „Sludgy-Day“ perfekt ein.

Galerie mit 27 Bildern: Iron Walrus - Keep It Low Festival 2023

Später gehen THE OBSESSED wieder dezent vom Gas und vielleicht, nein wahrscheinlich wird uns heute die BLACK-SABBATH-ähnlichste Band des Wochenendes vorgeführt. Nicht nur optisch ist die Gruppe um Scott „Wino“ Weinrich ein Genuss. Die Musik ist so schön verstaubt, dass wir beim Zuhören geradezu in Trance geraten.

Galerie mit 30 Bildern: The Obsessed - Keep It Low Festival 2023

Es kommt heute noch derber, als EYEHATEGOD die Bühne betreten. Wie angepisst kann man eigentlich sein? Jimmy Bower ist eine der coolsten Säue der Geschichte und beschenkt das Publikum mehr als einmal mit einem nett grinsenden Mittelfinger, während die Gitarre heult und die Wände ob der brachialen Lautstärke Risse davontragen. Mike Williams mag zwar eine zierliche Gestalt sein, pöbeln kann er aber wie kein anderer und man muss es einfach so sagen: Der Mann hat Eier. Genauso auch der Sound. Die aus New Orleans stammenden Sludger machen einfach immer „Spaß“ und hören heute einfach mal zehn Minuten früher auf.

Galerie mit 28 Bildern: Eyehategod - Keep It Low Festival 2023

Angepisster Spaß

Den reichlich überzogenen Auftritt von HEAVY TEMPLE kann man anschließend nicht richtig ertragen. Aber warum eigentlich? Nachdem EYEHATEGOD uns die Laune erstmal so richtig verdorben hatten (im positiven Sinne!), kommen Blödeleien wie „Ich-spiele-mein-Gitarren-Solo-im-Publikum“ und dauerhaftes Animieren der Gäste irgendwie zu blumig daher. Natürlich wird dieses Urteil dem Trio nicht gerecht. Denn einerseits sind die musikalischen Fähigkeiten herausragend und die Sängerin eine echte Rampensau. Mit diesen Werkzeugen ausgestattet, sollten künstliche Anmachversuche von der Bühne herunter eigentlich unnötig sein.

Ob das Backstage-Werk schon einmal so voll war, während nur zwei Musiker auf der Bühne erschienen sind, ist unklar. Heute dürfen sich MANTAR aber wie nicht anders zu erwarten war, über einen massiven Publikumszuspruch freuen. Und es ist ja auch eine selbsterfüllende Prophezeihung: MANTAR sind live ein Abriss. Das weiß auch Hanno selbst und deshalb hat er sich heute extra in seine weißen Lackschuhe geworfen, die er zuletzt aus Lateinamerika mitgebracht hat. Der Rest ist Geschichte. Wenn man MANTAR auf ein Festival bucht, dann ist die halbe Miete bezahlt. Es gibt Krach, Lärm, handgemachte Musik und eine fetzen Gaudi, wie man in München zu sagen pflegt.

Galerie mit 16 Bildern: Mantar - Keep It Low Festival 2023

Für eine Handvoll Bands

Die Veranstalter haben heute aber noch einiges in Petto. Und so geben sich die nicht mehr ganz neuen Sterne am Epic-Doom-Himmel THRONEHAMMER ebenso wie ZEAL & ARDOR mit ihrem soulgeschwängerten Black-Metal-What-Ever-Mix die Ehre. Neben einigen recht gleichförmigen Combos, denen anständig ausgebildete Sänger guttun würden, machen die genannten Bands ziemlich viel Spaß und läuten gekonnt einen brachialen Festival-Abschluss der polnischen Stoner-Walze BELZEBONG ein. Es soll schwitzig, laut und haarig werden. Gleichzeitig dröhnt uns der Kopf und es pocht in unseren Ohren. Vielleicht wären ein, zwei Bands weniger nicht negativ ins Gewicht gefallen.

Galerie mit 19 Bildern: Thronehammer - Keep It Low Festival 2023

Galerie mit 30 Bildern: Zeal & Ardor - Keep It Low Festival 2023

Galerie mit 10 Bildern: Belzebong - Keep It Low Festival 2023

Damit geht ein erstaunlich kurzweiliges Wochenende vorbei, bei dem insbesondere das extrem entspannte und kaum an Allüren festhaltende Publikum bleibenden Eindruck hinterlässt.