Katatonia und Sólstafir
Melancholisch durch die Nacht

Konzertbericht

Billing: Katatonia, Sólstafir und SOM
Konzert vom 26.01.2023 | Essigfabrik, Köln

Obwohl es ein Donnerstagabend ist und dementsprechend noch ein Werktag vor dem befreienden Wochenende steht, ist die Kölner Essigfabrik heute rappelvoll. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Mit KATATONIA und SÓLSTAFIR sind zwei Königsklasse-Bands der düsteren Seiten des Metals in der Stadt. Als Anheizer stehen die US-Amerikaner SOM auf dem Programm. Die können sich trotz früher Startzeit über ordentlich Publikumszuspruch freuen.

SOM ernten verdienten Applaus

Galerie mit 26 Bildern: SOM - Twilight Burials Tour 2023 in Berlin

Da durch die geöffneten Pforten der Essigfabrik die raue Januarluft in den Konzertsaal weht, ist es für die meisten Anwesenden durchaus begrüßenswert, als sich die US-Amerikaner auf der Bühne mittels Faustgruß abklatschen und in ihr Set starten. Dies drängt die bereits gut besuchte Essigfabrik mehr in Richtung Bühne und sorgt für Wärme.

Auch die sechs Stücke des Quintetts lassen sich am besten mit diesem Adjektiv beschreiben. Die liebevolle Gitarrenarbeit sorgt in Kombination mit dem gleichsam wirkenden Gesang für ein heimeliges Gefühl. Und das trotz des anfänglich undifferenzierten Sounds.

Die Songs der Truppe stammen vorwiegend vom Zweitwerk „The Shape Of Everything“ und vermengen Impulse aus Doom Metal, Pop und Post Rock zu einem nicht immer schlüssigen, aber im Großen und Ganzen doch funktionierenden Gesamtwerk. Die Zuschauer reagieren im weitesten Sinne verhalten, bescheren SOM am Ende dennoch den verdienten Applaus.

Setlist SOM:

1. Animals
2. Awake/Sedate
3. Moment
4. Center
5. Black Out The Sky
6. Youth/Decay

SÓLSTAFIR legen einen drauf

Galerie mit 32 Bildern: Sólstafir - Twilight Burials Tour 2023 in Berlin

Die verhaltenen Reaktionen seitens des Publikums finden in den ersten Sekunden des heutigen SÓLSTAFIR-Auftritts ihr Ende. Noch bevor die Isländer den ersten Ton spielen, rauschen frenetischer Applaus und Jubel durch die Halle. Diesen Vorschusslorbeeren wird die Band im Folgenden problemlos gerecht.

Ihr charismatischer Frontmann Aðalbjörn Tryggvason hat die Fans von der ersten Sekunde an in der Hand. Und das obwohl er sich mit Ansagen oder sonstiger Publikumsreaktion stark zurückhält. Erst als er für einen Song die Gitarre aus der Hand legt, kommt er den Fans das erste Mal etwas näher. Die meiste Zeit lassen Tryggvason und seine Bandkollegen aber die Musik für sich sprechen. Die ist wie gewohnt verdammt effektiv.

SÓLSTAFIR haben einen Riesenhit im Gepäck

Wobei ein Song im Laufe des Sets besonders hervorsticht. „Fjara“ gehört seit dem Erscheinen des dazugehörigen Albums „Svartir Sandar“ im Jahr 2011 zum Pflichtprogramm jeder SÓLSTAFIR-Show. Heute zeigt sich mal wieder, warum dem so ist.

Schon der Anschlag des ersten Akkords geht durch Mark und Bein wie bei anderen Bands keine ganzen Songs. Die simplen, aber effektiven Melodien schießen derweil direkt ins Herz. Egal, wo man hinschaut, sieht man gebannte Gesichter, die den Blick nicht eine Sekunde von der Bühne abwenden können, während sich SÓLSTAFIR durch diese emotionale Tour de Force spielen.

Anschließend gibt es noch zwei weitere Songs auf die Ohren. Vor dem finalen „Goddess Of The Ages“ richtet sich Tryggvason doch einmal an die Fans, stellt ausführlich die Band vor und bittet alle, im Anschluss an die Show beim Merchstand vorbeizuschauen. Während des Songs springt er von der Bühne und macht es sich auf dem Bartresen bequem, wo er den Fans einen Handschlag nach dem anderen gibt. Als SÓLSTAFIR die Bühne verlassen, dankt das Publikum diese grandiose Show mit kaum enden wollenden Jubelstürmen.

Setlist SÓLSTAFIR:

1. Köld
2. Melrakkablús
3. Rökkur
4. Rismál
5. Fjara
6. Ótta
7. Goddess Of The Ages

KATATONIA zwischen alt und neu

Galerie mit 25 Bildern: Katatonia - Twilight Burials Tour 2023 in Berlin

Der Umbau auf das Bühnenbild des Hauptactes dauert schließlich etwas länger und ist durch das neue Album „Sky Void Of Stars“ geprägt. Auch die Setlist der Schweden steht ganz im Zeichen der Promotion des inzwischen dreizehnten KATATONIA-Albums, wobei der Fünfer noch genügend Platz für Klassiker lässt.

In das warme, grüne Licht des neuen Albums getaucht, sind die Opener „Austerity“ und „Colossal Shade“ gleich zwei Neukompositionen. Trotz hervorragendem Soundbild und absolut routiniert auftretenden Schweden lässt sich der überspringende Funke ein wenig Zeit und ist selbst nach „Deliberation“, einem der absoluten Hits, noch nicht ganz da.

KATATONIA laufen warm

Nachdem Fronter Jonas Renkse ein paar Mal mit der Menge in Kontakt tritt und unter anderem den Live-Gitarristen Nico Elgstrand (unter anderem ENTOMBED) mit „Left Hand Path“ ankündigt, werden KATATONIA langsam warm und spätestens nach „Forsaker“ avanciert jeder Song zum absoluten Wirkungstreffer

Nach hinten heraus sind es dann längst nicht nur die Klassiker, sondern auch neue Stücke wie die Single-Auskopplung „Atrium“, die bemerkenswert einschlagen, aber natürlich auch Meilensteine wie „My Twin“, dessen Chorus zeitweise die Menge übernehmen darf. Den Abschluss bilden die beiden Zugaben „July“ und „Evidence“, die einen rundum gelungenen Auftritt akzentuieren.

Setlist KATATONIA:

1. Austerity
2. Colossal Shade
3. Lethean
4. Deliberation
5. Birds
6. Behind The Blood
7. Forsaker
8. Opaline
9. Buildings
10. My Twin
11. Atrium
12. Old Heart Falls
13. Untrodden
14. July (Zugabe)
15. Evidence (Zugabe)

Text: Patrick Olbrich & Dominik Rothe
Fotos: Andrea Friedrich (25.01.23 Berlin)

29.01.2023

"Irgendeiner wartet immer."

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