Katatonia
Katatonia

Konzertbericht

Billing: Katatonia und Novembre
Konzert vom 2006-05-01 | Columbia Club, Berlin

Im letzten November verfiel ich in einen Zustand körperlich-geistiger Halbabwesenheit. Der Winter war grausam kalt und der Frühling ließ auf sich warten. Da passte es stimmungsmäßig wie die Metalfaust Aufs Auge, dass KATATONIA mit NOVEMBRE im Schlepptau ihre Zelte im Columbia Club aufschlugen und zum Tanze baten.
Zum Tanze kamen ca. 200 Leute. Darunter viele alte Bekannte, da die Berliner Szene relativ überschaubar ist. Ein Publikum, welches auch der Vorband NOVEMBRE ein offenes Ohr entgegenstreckte. NOVEMBRE wussten sich so einige neue Fans zu erspielen. Es wurde mitgewippt und abgeklatscht. Für eine Außenstehende, die mit dem Repertoire dieser Band nicht vertraut ist, wirkt es mit der Zeit etwas monoton. Das könnte man mit mangelnder Abwechslung beim Songwriting erklären. Aber keine Frage, NOVEMBRE spielten solide und motiviert. Der Sänger variierte zwischen cleanem Gesang und Screams. Die Band wirkte als Einheit. Für KATATONIA-Fans sicherlich ein schmackhafter Aperitif zur Hauptband. Böse Münder könnten fast von einer preiswerten KATATONIA-Kopie sprechen (und sich dabei den Mund verbrennen).
Das große Vorbild ließ nichts anbrennen. Nach einem kurzen Intro rockten sie los. Wie? – Der ein oder andere Leser wird jetzt denken, die rocken doch gar nicht. Und auch bei mir waren die Erwartungen von KATATONIA als Liveband eher gering. Kannte man sie doch als lethargische, fast schon freundlose Bühnenmusiker. Umso größer war die Überraschung, dass sie vor Spielfreunde förmlich strotzten. Besonders motiviert erschienen sie bei der Präsentation ihrer neuen Songs vom aktuellen Longplayer „The Great Cold Distance“, mit denen sie das Konzert eröffneten und welche sie auch raffiniert im weiteren Verlauf der Show einstreuten. Überhaupt gelang ihnen ein interessanter, spannungsgeladener Wechsel zwischen Alt und Neu. Die griffigeren Hooklines wiesen die alten Songs auf, die neuen überzeugten eher durch tiefgängige Riffarbeit an Bass und Gitarre. Jonas Renske überraschte mit langen Haaren, die ihm wohl als Mützenersatz dienen sollten und durch sichtbare sportliche Abstinenz. Jonas‘ Intonation ließ teilweise etwas zu wünschen übrig, aber trotz dieses kleinen Makels installierte er sich als ein sehr charismatischer und melancholisch-ausdrucksstarker Frontmann. Mit den Mitgroovern „Teargas“, „Deadhouse“ und „Evidence“ (Zugabe) ließen KATATONIA die Herzen ihrer Fans im Viervierteltakt hüpfen, aber vereinzelte „Brave Murder Day“-Zwischenrufer im emotionalen Regen stehen und unbefriedigt zurück. Also ich hätte mich durchaus über „Day“ gefreut.
Ein erfüllendes Live-Event, ein passendes Package, da bleibt einem nur noch die Mäkelei über die hohen Getränkepreise und die Hoffnung, die Winterkatatonie letztendlich überwunden zu haben…

03.05.2006

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