Kataklysm
No Mercy 2006
Konzertbericht
Der Morgen nach dem No Mercy Festival 2006. Eine Bestandsaufnahme: zugeschwollenes Gesicht, Muskelkater in Armen und Beinen, Nackenschmerzen, Heiserkeit und nur noch € 2,50 im Portemonnaie. Und dabei war der Vortag so geil! Aber nach wochenlangem Raubbau an seinem Körper und einem No Mercy Festival als Sahnehäubchen, müssen ja irgendwann Abnutzungserscheinungen sichtbar werden.
Nach einer einjährigen No Mercy-Abstinenz, beschloss ich es mir wieder anzutun. Fünf Bands, sechs Stunden! Extrem Metal vom Feinsten. Diesmal wurde das No Mercy ganz klar vom Death Metal regiert. Angekündigt waren GRIMFIST, LEGION OF THE DAMNED, KATAKLYSM, FINNTROLL und CANNIBAL CORPSE. Zwar haben FINNTROLL schon vor einigen Wochen abgesagt, doch ein adäquater Ersatz wurde seitens des Veranstalters versprochen. NORTHER wurde als Kandidat gehandelt, doch der Veranstalter lud die Finnen, warum auch immer, wieder aus. Schlussendlich gab es PSYCROPTIC als FINNTROLL-Ersatz. Wen? Das hab ich mir übrigens auch gefragt.
PSYCROPTIC eröffneten also das 2006er No Mercy Festival. Zwar war der Sound nicht optimal, doch die Jungs taten ihr Möglichstes. Nach etwa drei Songs setzte der Sänger aus, weil es ihm nicht gut zu gehen schien und überließ der restlichen Band die Bühne. Es war sehr erfrischend, nur Instrumentals zu hören. So was gibt’s ja wirklich nicht so oft. Gespielt wurde grooviger Death Metal, der nicht schlecht Arsch trat. Die Band wurde aber nur vor Wenigen in den ersten Reihen gefeiert, ich könnte mir vorstellen, dass nicht nur ich die Band nicht kannte. Überraschenderweise machten PSYCROPTIC einen besseren Job, als die Folgeband GRIMFIST.
Die zweite Band des Abends war also die norwegische Formation GRIMFIST. Ich freute mich zu sehen was Fellgerber Horgh nach der IMMORTAL-Ära mit seinem Talent anstellte, jedoch war ich überrascht zu sehen, dass nicht Horgh am Schlagzeug saß, sondern ein mir völlig unbekannter Typ. Er war dick und hatte kurze Locken und benahm sich mehr als nur peinlich. Ständig sprang er nach einem Song auf und reckte die Arme in die Höhe oder sprang auf den Drumhocker und schrie. Im nachhinein stellte ich fest, dass Horgh ja schon seit 2004 nicht mehr bei GRIMFIST mitwirkte, und dass ihn der TSUJDER-Schlagzeuger ersetzt hat. Ich weiß ja, dass TSJUDER „ultra trve“ sind usw., doch der Schlagzeuger war echt lächerlich. Er würde eher in eine Power Metal-Kapelle passen als in ein solches Death-/Black-Projekt. Abspasten ist echt kein Heavy Metal! Insgesamt war ich von der technischen Umsetzung eher enttäuscht. Geboten wurde lediglich 08/15-Death Metal. Erst nach der Hälfte des Sets hat sich die Band etwas gemausert. Kurz vor dem Ende wurde vom Sänger verkündet, dass man einen true Black Metal Song zu spielen gedenkt. Der Song war dann aber auch geil. Der Sound war jedoch mies! Die Double Bass war vollkommen undifferenziert, die Becken ein Brei, lediglich die Gitarren waren drückend. Übrigens sieht der Bassist von GRIMFIST aus, wie der NICKELBACK-Typ. Verrückt!
Danach folgte LEGION OF THE DAMNED. Der Sound wurde im Verlaufe des Abends immer besser. Bestimmt gibt es am Mischpult einen speziellen Regler dafür – dreht man an ihm wird der Sound automatisch besser. Aber anscheinend darf man als Tonmann seine Munition nicht gleich zu Beginn des Konzerts verschießen. LEGION OF THE DAMNED war die Band mit dem längsten Haupthaar des Abends. Krasse Scheiße! Wie lange muss man sich solche Haare wachsen lassen? Von Geburt an? Der einzige, der den Banddurchschnitt runter zog, war der Schlagzeuger mit Fleischmütze. Der Typ war noch nervöser als der GRIMFIST-Heini. Er blinzelte mindestens zweimal in der Sekunde. Tat ja richtig weh, ihn anzusehen! Musikalisch waren die Jungs allerdings großartig, sie haben mich mehr als nur überzeugt. Fette Gitarre, Geiles Schlagzeugspiel, fast glasklarer Sound. Perfekte Ausführung und Stimmung vor Ort. Also wenn KATAKLYSM an dem Abend nicht wären, hätte ich LEGION OF THE DAMNED zu meinem Festival-Favoriten 2006 gewählt. Doch sie landeten ganz knapp hinter KATAKYSM, denn KATAKLYSM waren, sind und werden immer DIE MACHT sein. LEGION OF THE DAMNED sollte man sich unbedingt live reinziehen. Immerhin sind sie doppelt so gut, wie GRIMFIST. Gerne wieder!
Und dann kamen die kanadischen Holzfäller von KATAKLYSM auf die Bühne und wurden auch sofort von den Leuten abgefeiert. In den letzten Jahren haben sich die Jungs einen beachtlichen Ruf angeeignet. Es gibt sicherlich keinen Death Metal-Fan mehr, der nicht mindestens eine KATAKLYSM-Scheibe sein Eigen nennt. Eröffnet haben die Kanadier die Vorstellung dann auch gleich mit einer Bombe: „In Shadows And Dust“. Zwar hab ich gedacht, dass es für den Anfang zu schade wäre, doch ich wurde eines Besseren belehrt, denn die gesamte Tracklist las sich wie ein „Best Of KATAKLYSM“. Gespielt wurden zwar nur Songs aus der drei letzten Alben, doch dafür natürlich nur die besten. Neben vier neuen Songs, wurden zwei von „Serenity In Fire“ gezockt und der Rest stammt vom „Shadows & Dust“. Das reichte, um die Leute eine Stunde lang wie bekloppt ausrasten zu lassen! Zu den Bekloppten, die ausrasteten, möchte ich mich an dieser Stelle auch zählen! Gleich am Anfang des Sets gab es aber technische Probleme, die die Band etwas aus dem Gleichgewicht brachten. Scheinbar sollte es einen Livemitschnitt für das in Bälde kommende Video zu „To Raign Again“ werden. Zwar klappte die Aufnahme nicht so ganz, doch der Song wurde dem Auditorium trotzdem erbarmungslos um die Ohren gehauen. „To Reign Again“ und „Crippled And Broken” vom neuen Album erwiesen sich im Übrigen, als sehr live-tauglich. Fett, sehr fett! Ganz klar die beste Vorstellung des Abends! CANNIBAL CORPSE konnten dem Vergleich gar nicht standhalten. Nichts geht über KATAKLYSM! Besonders gefreut hat es mich, dass der neue alte Schlagzeuger wieder an Bord ist.
KATAKLYSM … und danach die Sintflut!
Die Headliner des Abends waren, wie so oft, CANNIBAL CORPSE und wie bereits erwähnt, konnte die Band in meinen Augen keineswegs mit KATAKLYSM mithalten. Die Headlineposition nahmen die Death Metal-Pioniere nur ein, weil sie länger dabei sind, sich früher durchsetzten und ganz entscheidend ist die Tatsache, dass sie von der deutschen Zensur durch die Indizierungen/Verbote der ersten drei Alben für manch einen zu Ikonen gemacht wurden! Sicherlich eine provokante These, doch ich meine, dass es der Wahrheit entspricht. Ihr glaubt nicht daran? Dann heult doch! Nicht umsonst wurde der Song „Hammer Smashed Face“ von vielen Konzertbesuchern lauthals gefordert. Wie sinnlos, wenn man bedenkt, dass dieser sowieso nicht gespielt wird. Aber die Kiddies hatten ihren Spaß. Abgesehen davon, ist der Song genauso gut wie jeder andere von CANNIBAL CORPSE. Die Band ist mir einfach zu technisch, dass ich sie live allzu sehr genießen kann! Außerdem bin ich sicherlich nicht der einzige, der die werten Herrschaften schon mindestens fünf mal oder so, gesehen hat. Trotzdem hat die Band ihren Job gut getan. Guter Sound, geile Stimmung im Moshpit. Immer wieder erstaunt es mich, dass der Sänger kein Kinn hat. Seine Nackenmuskeln sind von soviel Bangen so krass angewachsen, dass sein Kopf im Vergleich zu seinem Hals gerade zu klein aussieht! Krasser Typ auf jeden Fall! Nach zwei Dritteln des Sets bin ich reingehauen, weil ich mir sowieso keine Steigerungen erhofft hatte und außerdem mein Kopf mir signalisierte, dass er meinen Körper unverzüglich abstoßen und absterben lassen würde, wenn ich nicht sofort ginge. Meines Kopfes Wort, ist mein Gesetz und so verkürzte ich für mich den CANNIBAL CORPSE-Auftritt um 30 Minuten.
Fazit: Das No Mercy herrscht nach wie vor!
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