Kataklysm & Hypocrisy
"Death Is Just The Beginning"-Tour
Konzertbericht
Berlin, 14.11.2018
THE SPIRIT
Die Zeit zwischen Einlass und Showtime ist großzügig bemessen, weshalb sich das Kesselhaus erst mal langsam füllt. Auch zu Beginn von THE SPIRIT ist es noch einigermaßen leer. Sobald das Licht gedimmt wird und die ersten Töne erklingen, machen sich die Anwesenden aber zielstrebig auf den Weg nach vorne zur Bühne. Auch die Band selbst muss sich am vorderen Bühnenrand arrangieren, denn hinter ihnen türmen sich bereits die Aufbauten für die anderen Bands auf. Nachdem ihr schleppend-schweres Intro für eine ausreichend dunkle Atmosphäre gesorgt hat, ballern THE SPIRIT direkt mit „Cosmic Fear“ los. Von Blast Beats der Marke „Nähmaschine“ vorwärtsgetrieben und von schön differenziert abgemischten Gitarren getragen ist das Stück ein wirklich guter Einstieg in den Abend.
Rigoros geht es auch bei „The Clouds Of Damnation“ weiter. Für eine Verschnaufpause ist es ohnehin viel zu früh. Mit einem atmosphärischen Part und einem Solo etwas später wird aber auch auf eine Abwechslung beim Tempo geachtet. Besonders an den Stellen ohne direktes Geballer fällt außerdem die Vielschichtigkeit der Musik auf. Die verschiedenen Spuren bilden zusammen eine Klanglandschaft, die gar nicht so leicht zu überblicken ist. Von nun an häufen sich auch die atmosphärischen Momente des Sets, die auch Teil der nächsten beiden Stücke sind. Mit ihren Melodien treffen THE SPIRIT dabei immer wieder ins Schwarze. Das findet offensichtlich auch das Publikum, das sich wie durch Zauberhand vervielfältigt zu haben scheint und lauthals Jubel spendet. Insgeheim denkt man sich, dass das Highlight des Abends bereits vor einem stehen könnte.
Galerie mit 14 Bildern: The Spirit - "Death... Is Just The Beginning"-Tour 2018HYPOCRISY
Nachdem während THE SPIRIT bereits nerviger Weise „Peter!“-Rufe durch den Raum schallten, ist es nun soweit und HYPOCRISY – samt Peter – sind an der Reihe. An den AC/DC-Song „Rock ’n‘ Roll Train“ schließt sich nahtlos das Intro der Schweden an. Dazu wird die Bühne noch mal ausgiebig eingenebelt. Trotz widriger Sichtverhältnisse erspäht das Publikum die Band aber natürlich sofort, als diese den ersten Schritt auf die Bühne macht. Ein Schrei sowie Hunderte Pommesgabeln erheben sich zum Salut. Auf der Bühne fliegen die Haare, sobald HYPOCRISY die erste Saite anschlagen und hören damit so schnell auch nicht wieder auf. „Fractured Millennium“ und „Valley Of The Damned“ machen den Anfang. Bei Letzterem sorgt Peter Tägtgren für etwas Abwechslung am Mikro, indem er gekonnt zwischen keifenden Screams und gutturalen Growls mäandert.
Ab „Adjusting The Sun“, dem vierten Song des Sets, kommt so langsam Bewegung in die Menge. Diese war zwar schon von Beginn an voll dabei, beginnt aber erst jetzt, sich am ein oder anderen Pit zu versuchen. Im Anschluss geht es aber erst mal etwas melodischer weiter. „Eraser“ ist ein definitiver Publikumsfavorit und sorgt an den passenden Stellen sofort für flächendeckendes Mitklatschen. HYPOCRISY überlassen der Menge eine Textzeile und können sich ihrer Sache dabei sicher sein, denn sie wird ihnen aus zahlreichen Kehlen entgegengebrüllt. Nach einem kurzen und knappen „Dankeschön“ auf Deutsch geht es weiter im Programm und dabei mit dem Tempo wieder nach oben.
Der Teil des Sets, mit dem HYPOCRISY ihr Publikum zurück in die Neunziger führen, zeigt sich naturgemäß allgemein weniger melodisch, dafür schneller, vertrackter und technischer. Peter gönnt sich eine kleine Verschnaufpause und stellt seinen Humor unter Beweis, als er einen Techniker von der Bühne jagt, der sich an seinem Mikro zu schaffen macht. Als Begründung gibt er an: „he farted into my microphone!“ Die zweite Hälfte des Sets zeigt sich nicht weniger abwechslungsreich als die erste. So kommen weder Anhänger der melodischen Gegenwart von HYPOCRISY, noch die Fans ihrer etwas härteren Vergangenheit zu kurz. Am Ende packt Peter in „The Final Chapter“ sogar noch seinen Klargesang aus. Nach der Zugabe „Roswell 47“ lassen sich HYPOCRISY noch mal feiern – Schwedenflagge im Publikum inklusive – und Räumen dann für KATAKLYSM das Feld.
Galerie mit 24 Bildern: Hypocrisy - "Death... Is Just The Beginning"-Tour 2018Setlist (von setlist.fm):
1. Fractured Millennium
2. Valley Of The Damned
3. End Of Disclosure
4. Adjusting The Sun
5. Eraser
6. Pleasure Of Molestation / Osculum Obscenum / Penetralia
7. Fire In The Sky
8. Killing Art
9. Buried
10. War-Path
11. The Final Chapter
12. Roswell 47
KATAKLYSM
In der Halle ist es schweißtreibend warm geworden, als KATAKLYSM wenig später mit „Narcissist“ in ihr Set einsteigen. Von gleißend hellen Scheinwerfern begleitet ertönt das grollende Intro des Songs, zu dem sich bald das schleppende Riff und die Drums gesellen. Als Sänger Maurizio Iacono schließlich zu seinen Musikern stößt, erhebt sich der zu erwartende Jubel aus dem Publikum. Es dauert zwar einen Song oder auch zwei, doch bald ist auch der erste Crowdsurfer des Abends über den Köpfen der Besucher unterwegs. Auch ein Circle Pit wird alsbald gestartet, wenn auch erst nach Aufforderung. Mit einigen Stücken von ihren 2013er und 2015 Alben „Waiting For The End To Come“ und „Of Ghosts And Gods“ wenden sich KATAKLYSM ihrer jüngeren Bandgeschichte zu, bevor sie (nach einem kleinen Abstecher in die noch fernere Vergangenheit) zur aktuellen Scheibe „Meditations“ kommen.
Insgesamt werden sie aber nur drei weitere Tracks davon spielen. „Guillotine“, „Outsider“ und „…And Then I Saw Blood“ sind zudem weit im Set verstreut. Es wird also für eine gute Durchmischung alter und neuer Stücke gesorgt, was beim Publikum sichtlich ankommt. „Guillotine“ ist „dedicated to your worst enemy“ und lässt keine Zweifel offen, was damit gemeint sein könnte. Das Highlight dürfte aber das darauffolgende „As I Slither“ darstellen. Mit „Security, are you ready?“ eröffnet Maurizio den für diesen Song üblichen Security-Stresstest. Als besonderen Anreiz gibt es für jeden Crowdsurfer, der vorne ankommt, ein Bier von KATAKLYSM auf die Hand.
Bei den Bierpreisen in der Halle lassen sich das viele nicht zwei Mal sagen und im Graben wird es sehr schnell eng. Auf eine Zeitreise nehmen KATAKLYSM ihr Publikum mit, als sie das 2001er „Manipulator Of Souls“ anspielen. Das anschließend folgende „In Shadows & Dust“ wird mit „you know this song!“ angekündigt. Und ja, sie kennen den Song, denn sie schreien der Band den Text entgegen. Eine Zuschauerin hat sich außerdem auf die Bühne gesurft und headbangt wild inmitten der Musiker.
Nach ein paar weiteren Stücken ist es auch schon Zeit für den letzten Song. KATAKLYSM danken der Menge mit den Worten „the energy was fucking awesome!“ und spielen letztendlich doch noch eine Zugabe. „At The Edge Of The World“ wird den Zuschauern gewidmet, und das ausdrücklich nicht, weil sie zur Show gekommen sind, sondern weil sie den Mut haben, zu sein, wer sie sind. „That’s all we got: who we are.“ Mit diesen Worten entlässt Maurizio die Menge in einen letzten Kraftakt, bevor alle abgekämpft, aber glücklich, den Heimweg antreten.
Galerie mit 25 Bildern: Kataklysm - "Death... Is Just The Beginning"-Tour 2018Setlist (von setlist.fm):
1. Narcissist
2. The Black Sheep
3. Fire
4. Thy Serpent’s Tongue
5. 10 Seconds From The End
6. Guillotine
7. As I Slither
8. Crippled & Broken
9. Outsider
10. Manipulator Of Souls
11. In Shadows & Dust
12. …And Then I Saw Blood
13. Blood In Heaven
14. At The Edge Of The World
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