Kanonenfieber
Die Tourkatastrophe
Konzertbericht
KANONENFIEBER haben es als Extreme-Metal-Act geschafft, innerhalb von drei Jahren vom Underground-Tipp zum Headliner zu werden. Zwischen „Menschenmühle“ und „Die Urkatastrophe“ liegen zwei Singles, diverse gute Festivalplatzierungen und ein ausgeklügeltes Livekonzept, das die Band immer weiter ausarbeitet. Böse Zungen könnten sagen, dass in der Kriegsthematik viel Aufmerksamkeit und Verdienstmöglichkeit steckt. Das sah man schon bei SABATON, aber beide Bands haben eins gemeinsam: einen respektvollen Umgang mit blutiger Geschichte in Verbindung mit unverschämt eingängigen und ohrwurmigen Songs. Wir schauten uns die Tourkatastrophe – sorry, Urkatastrophe-Tour – in Bremen an.
PANZERFAUST passen ins Konzept
Die Kanadier veröffentlichten jüngst den Abschluss ihres „The Suns Of Perdition“-Zyklus „The Shadow Zion“ und passen damit ins Konzept des heutigen Abends. Im Gegensatz zum Headliner liegt der Fokus der Black-Metal-Band nicht auf melodischen, leicht zu erkennenden Refrains, sondern auf dem Aufbau von Atmosphäre. Die Bühne ist dauerhaft in blauen Nebel getaucht, aus dem die Musiker selten hervortreten. Sie lassen die Klänge für sich sprechen und zocken fünf ihrer überlangen Stücke herunter.
Es mag an der vollen Halle und unserem Aufenthaltsort liegen, aber so richtig überzeugen können PANZERFAUST heute Abend nicht. Die dichten Stücke gehen auf der großen Bühne des Aladins etwas unter. Ein kleinerer Club mit anderem Grundriss wäre für die Band dienlicher gewesen. Das anwesende Publikum ist jedoch überzeugt und verabschiedet die Gruppe nach gut 40 Minuten und lang anhaltendem Applaus.
KANONENFIEBER führen ein Extreme-Metal-Theater auf
Wer KANONENFIEBER schon mal live gesehen hat weiß, dass Noise und seine Mitmusiker passend zu den Stücken die Outfits wechseln, viele Pyros benutzen und andere Gimmicks in ihren Auftritt einbauen. So ist es auch heute. Zum Intro „Großmachtfantasie“ kommen die maskierten Männer nach und nach in militaristischem Gang auf die Bühne, die mit Stacheldraht und Kanonen dekoriert ist. Der Opener „Menschenmühle“ funktioniert sofort, die Bühne brennt wortwörtlich und die Masse tobt.
Der Schwerpunkt liegt heute Abend auf „Die Urkatastrophe“: Sieben Songs plus Intro, Interlude und „Als Die Waffen Kamen“ als Outro vom Band bekommen wir zu hören. Dadurch geht das Debüt etwas unter, lediglich „Die Feuertaufe“ und „Grabenlieder“ trägt die Band vor. Von den EPs sind es mit „Der Füsilier I“, „Kampf Und Sturm“ und „Die Havarie“ drei Tracks.
Die einzelnen Setblöcke sind thematisch gegliedert, so folgt auf „Grabenlieder“ „Der Maulwurf“, die beiden Tracks der EP „U-Bootsmann“ spielen KANONENFIEBER samt maritimen Outfits und passendem Intro direkt hintereinander und der Abschluss der aktuellen Platte „Verdun“, „Ausblutungsschlacht“ und das Akustik-Outro „Als Die Waffen Kamen“ bildet auch den Abschluss des heutigen Konzertabends.
Noise schießt zwischendurch mit einer Nebelmaschine ins Publikum, es regnet Schnee von der Hallendecke und mit Feuer spart heute Abend auch keiner: KANONENFIEBER zelebrieren ihren Auftritt, sogar ein, zwei Mitmachspielchen gibt Mastermind Noise vor. Beeindruckend ist dabei, dass er kein Wort zum Publikum spricht und es allein mit seiner Gestik unter Kontrolle hat.
Das einzige Manko am heutigen KANONENFIEBER-Auftritt ist die Spielzeit. Nach zwölf Songs und etwas über einer Stunde ist Schicht im Schacht, da wären noch zwei, drei Lieder mehr gegangen. Ansonsten demonstriert die Band heute Abend, dass sie schon bald ganz oben auf den Festivalplakaten steht, wenn sie so weitermacht wie bisher.
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