Kamelot
Shadow Empire Tour live in Nürnberg 2019

Konzertbericht

Billing: Kamelot, Evergrey und Visions Of Atlantis
Konzert vom 18.03.2019 | Hirsch, Nürnberg

Ein halbes Jahr nach dem Gastspiel in München machen KAMELOT auf ihrer Tour zum aktuellen „The Shadow Theory“-Album auch in der wesentlich schöneren Frankenmetropole Nürnberg Station. Und obwohl der urgemütliche Hirsch an diesem Montagabend nicht ausverkauft ist, zeigt sich die Menge bester Laune und lässt zu keiner Sekunde erkennen, dass hier jemand Kraftreserven für den morgigen Arbeitstag zurückhält.

Anheizer – VISIONS OF ATLANTIS

Da heute die offizielle Startzeit eingehalten wird, dürfen wir auch der Opening-Show von VISIONS OF ATLANTIS diesmal vollumfänglich beiwohnen. Die Österreicher mit dem italienisch-französischen Sangesduo Michele Guaitoli und Clémentine Delauney präsentieren sich als routinierte Entertainer, die ihre Songs engagiert und mit erkennbarem Spaß in die Menge feuern. Doch so gelungen die Darbietung auch ist, so wenig kann sie darüber hinwegtäuschen, dass die Musiker kompositorisch nicht mehr als solide Hausmannskost zu bieten haben. Zu sehr verlassen sich die Musiker auf bewährte Songstrukturen und agieren damit viel zu vorhersehbar, als dass sie endlich zu den üblichen Verdächtigen an der Genrespitze aufschließen könnten. Ihre Funktion als Anheizer erfüllen VISIONS OF ATLANTIS dennoch und bereiten den Boden für die folgenden Abrissspezialisten.

Abrissspezialisten – EVERGREY

Da wären zunächst einmal EVERGREY zu erwähnen, die eine Dreiviertelstunde lang Vollgas geben und ihren Ruf als herausragende Liveband einmal mehr untermauern. Mit breitem Grinsen nehmen Tom S. Englund und seine Mitstreiter die euphorischen Reaktionen zur Kenntnis und spielen sich und das Publikum in einen regelrechten Rausch. Offensichtlich verfügen die Schweden in Nürnberg über eine nicht unbeträchtliche Fanbasis, die mit dem Material des jüngsten Langspiel-Meisterwerks „The Atlantic“ (welches gemeinsam mit dem Vorgänger „The Storm Within“ die heutige Setlist dominiert) hinlänglich vertraut ist. Ein Ohrwurm-Refrain wie bei „Weightless“ wird da natürlich lautstark besungen und reiht sich schon jetzt in die Reihe von Klassikern wie „Leave It Behind Us“ oder „Recreation Day“ ein, die angesichts der begrenzten Spielzeit heute leider nicht zum Zuge kommen. Mit dem unvermeidlichen „A Touch Of Blessing“ und „King Of Errors“ finden EVERGREY dennoch einen würdigen Abschluss, der die Messlatte für den Hauptact des heutigen Abends extrem hoch hängt.

Abräumer – KAMELOT

Nun könnte man einerseits feststellen, dass KAMELOT es nicht schaffen, dieses hohe Intensitätslevel aufrecht zu halten. Andererseits stehen sie jedoch vor der ungleich schwereren Aufgabe, über die Dauer einer kompletten Headliner-Show hinweg einen tragfähigen Spannungsbogen aufzubauen. Da wird dann auch den etwas ruhigeren Zwischentönen Platz eingeräumt, wobei reinrassige Balladen heute komplett außen vor bleiben. Auf den ersten Blick hat sich im Vergleich zur München-Show im vergangenen September dennoch nicht viel verändert. Noch immer ist Sängerin Lauren Hart mit an Bord, die mit harschen Growls zu beeindrucken vermag, deren Klargesang jedoch nicht an die Leistung früherer KAMELOT-Backgroundsängerinnen (Elize Ryd, Marcela Bovio, Alissa White-Gluz) heranreicht. Und auch die Setlist hat sich nicht allzu dramatisch verändert, wobei sich der neu hinzugekommene Bandklassiker „Center Of The Universe“ äußerst positiv bemerkbar macht und sogar den Wegfall des nicht minder großartigen „Karma“ verschmerzen lässt.

Die Band wirkt inzwischen noch besser aufeinander eingespielt und liefert eine umso tightere Performance ab. Trommler Alex Landenburg, der ursprünglich einmal als Krankheitsvertretung für Johan Nunez an Bord gekommen war (welcher wiederum 2018 den langjährigen KAMELOT-Trommler Casey Grillo ersetzen sollte), hat mittlerweile seinen Platz im Bandgefüge gefunden und treibt seine Bandkollegen zu Höchstleistungen an. Dass die Soundabmischung etwas zu undifferenziert wirkt, lässt sich angesichts der guten Stimmung verschmerzen. Der übertrieben hohe Lautstärkepegel fällt da schon negativer ins Gewicht. Dem Spaß an der heutigen Show tut dies jedoch weder bei den Fans noch bei den Musikern einen Abbruch, so dass das mit den unvermeidlichen Mitsingspielchen angereicherte Schlussstück „Forever“ und die anschließende Zugabe „Liar Liar (Wasteland Monarchy)“ zum einem rundheraus fantastischen Konzertabend die Krone aufsetzt.

27.03.2019

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