Kamelot
Pandemonium Over Europe 2011

Nach einer kurzen Umbau-, Frischluft- und Bierhol-Pause ist es Zeit für das dänisch-schwedische Gemeinschaftsprojekt AMARANTHE. Deren offensichtlichstes Alleinstellungsmerkmal ist das Gesangs-Trio, dass auch optisch ein extrem breites Spektrum abdeckt. Während der für die Growls zuständige Andy Solvestrom auch in einer waschechten Death-Metal-Band nicht auffallen würde, würde man Jake E. Lundberg mit seinen Rasta-Zöpfen und dem Hip-Hop-Outfit eher in die Nu-Metal-Ecke stecken. Letzterer bleibt trotz eines bewegungsfreudigen Stageactings akustisch eher unauffällig, was nicht zuletzt daran liegt, dass seine Clean-Vocals etwas zu leise abgemischt sind und so im Gesamtsound untergehen.

Als Leckerbissen für Augen und Ohren steht jedoch Frontlady Elize Ryd im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Beeindruckend, welch gewaltige Power diese zierliche Frau in ihre Stimme legen kann und dabei als klassische Rockröhre nichts mit dem Trällerelsen-Charme von NIGHTWISH und Konsorten am Hut hat. Neben den drei Frontleuten wirkt der extrem jung, dabei aber bereits ziemlich abgeklärt wirkende Gitarrist Olof Mörck ziemlich unauffällig, obwohl er wohl die entscheidende Rolle für die musikalische Marschrichtung der Band inne haben dürfte.

Grob im Spannungsfeld zwischen ohrwurmigem Power-Metal und dem klassischen Melo-Death der Göteborger Schule verwurzelt klingen AMARANTHE sehr modern und erinnern an Bands wie ALL ENDS oder SONIC SYNDICATE. Im Laufe der Show steigert sich der Electro-Anteil der Stücke immer weiter und erreicht zwischenzeitlich sogar fast 80er-Jahre-Disco-Niveau. Dass dies in Kombination mit den harten Riffs dennoch hervorragend funktioniert, ist überraschend und zugleich die Stärke der Truppe. Natürlich gibt es noch an vielen Stellen Dinge zu verbessern, insgesamt weiß das Dargebotene aber zu gefallen und erntet beim Publikum mehr als nur Höflichkeitsapplaus.