Kadavar
For The Dead Travel Fast Tour 2019
Konzertbericht
Hannover, 10.11.2019 – Capitol
Das erste Deutschlandkonzert der „For The Dead Travel Fast“-Tour absolvieren KADAVAR in Hannover – quasi als Zwischenstation zwischen Skandinavien und Frankreich. Doch das Konzert an diesem kalten Sonntag-Abend fühlt sich keineswegs wie ein bloßer „Zwischenhalt“ an. Auch wenn das letzte Konzert im schönen Capitol noch nicht allzu lange her ist (ziemlich genau zwei Jahre): KADAVAR gehen ja wirklich immer, denn live sind drei Bartträger stets überzeugend. Und besonders dann, wenn man sich noch einen weiteren Sympathiepunkt im Vorfeld der Tour ergattern konnte, in dem man die bezaubendern HÄLLAS als Unterstützung mitnimmt – sind die fünf Herren aus Jönköping, Schweden, doch bislang live eher ein wohl dosiertes Gut – und das aktuelle Album „Excerpts From A Future Past“ ist nichts weniger als ein Meisterwerk. Punkt.
Den Auftakt aber machen zunächst die Berliner PABST. Die sind schon unangekündigt früh zugange, ist der offizielle Beginn der Veranstaltung doch auf 20 Uhr gesetzt. Aber bereits um kurz nach halb acht müssen PABST ran – ein bisschen undankbar ist das schon. Noch zeichnen sich somit deutliche Lücken im Zuschauerraum ab, was zu der Aufforderung führt, dass man sich doch enger vor der Bühne versammeln sollte, weil es so hallt. Denn „Leute sind ein hervorragender Schalldämpfer“. Isso. Aber die drei jungen Männer machen das Beste aus der Situation und tragen ihren flotten Mix aus Alternative, Grunge und Indie-Rock souverän bis kurz vor acht Uhr vor.
Pünktlich um acht Uhr streifen dann die ersten becapten (also mit einem Cape behangenen) Gestalten über die Bühne – HÄLLAS beginnen ihren Soundcheck. In solchen Momenten ist es schade, dass der gute alte Theatervorhang in modernen Rockspielstätten aus der Mode ist, könnte doch die Konzertperformance ohne vorherige Durchführung von Soundchecks bereits in Bühnen-Outfit noch verbessert werden. Insbesondere dann, wenn der Auftritt eben ein spezielles Outfit beinhaltet: Mehr Mysterium, mehr Knalleffekt bei Showbeginn – nicht so wie heute Abend, wo die Grenze zwischen Soundcheck und Auftritt fast verschwindet. Aber vielleicht ist das ja auch etwas altmodisch gedacht.
Sooderso: HÄLLAS rocken. Und zwar genau so, wie man sich eine klassische Rockband vorstellt: Enge Hosen, Chelsea-Boots, erwähnte Capes. Aus Samt. Und Glitzer. Mit Schminke um die Augen. Das ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern unterstreicht den Adventure Rock der Schweden ganz wunderbar – denn hier stimmen Musik und Auftritt. Das als Abschlusstitel „Star Rider“ gegeben wird, ist zwar erwartbar, aber nichtsdestotrotz toll. Nur leider sind die Synthies ein wenig zu leise ausgefallen, sodass der Titel beinahe puristisch rüberkommt.
Sicherlich wird der eine oder andere Fan heute Abend gewonnen worden sein, ist die Reaktion des Publikums zwar nicht überschäumend, aber doch durchweg positiv. So werden sicherlich noch ein paar Exemplare des aktuellen Albums beim Merchandise-Verkauf über den Tresen gegangen sein. Umso schöner, dass für Anfang 2020 der Nachfolger bereits angekündigt ist.
Galerie mit 18 Bildern: Hällas – For The Dead Travel Fast Tour 2019 in BerlinSetlist HÄLLAS:
- The Astral Seer
- Repentance
- Golden City Of Semyra
- Shadow Of The Templar
- Year Of The Traitor
- Star Rider
Bereits nach knapp 20 Minuten Umbau entern dann KADAVAR die Bühne. Wobei entern viel energetischer klingt, als der tatsächliche Vorgang ausfällt: Denn KADAVAR machen die Sache ziemlich lässig. Auch Drummer Tiger ist nicht ganz so ausladend unterwegs wie auf vergangenen Touren – was aber auch an dem etwas zurückhaltenderen Songmaterial liegen könnte. Die Berliner gehen halt nicht mehr so ganz ohne Rücksicht auf Verluste nach Vorne. Unverändert ist hingegen der gewohnte Aufbau, in dem das Schlagzeug einen zentralen Platz vorne auf der Bühne – gleichrangig zwischen Gitarre und Bass – einnimmt.
Galerie mit 21 Bildern: Kadavar - For The Dead Travel Fast Tour 2019 in KölnDas Capitol jedenfalls – mittlerweile gut gefüllt vor der Bühne – nimmt KADAVAR von Anfang an mit, denn maximal sympathisch sind die drei Herren nach wie vor. Und legen gleich mal mit neuem Material los: Die Kombination aus „The End“ und „The Devil’s Master“ eröffnet den Songreigen. Man arbeitet sich dann im Zeitumfang eines ordentlichen Fußballspiels – das ja bekanntlich 90 Minuten dauert – durch die bunte Diskographie von KADAVAR. Dabei fehlen weder die Klassiker Band wie „Die Baby Die“, „Into The Night“ und „The Old Man“, noch die Highlights der aktuellen Scheibe, wie „Children Of The Night“ und der „Long Forgotten Song“.
Kurzweilig unterhalten ist das bunt gemischte Publikum, KADAVAR vereint halt die Rockwelt: Egal, ob mit Metal-Kutte, Trainingsjacke und Wollmütze oder Karohemd und Base-Cap – die Band hat ihr breites Publikum gefunden und wird uns hoffentlich noch viele weitere hochklassige Liveauftritte bescheren. Nach Genuss der Zugaben beschließen KADAVAR das Set um 23 Uhr unter ordentlich Applaus. Bitte, Danke, bis hoffentlich sehr bald wieder in Hannover, meine Herren.
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