Jethro Tull
Jethro Tull
Konzertbericht
Besonders geil an TULLs Auftritt war für mich, dass man der kompletten Truppe, vor allem aber Ian Anderson, Gitarrist Martin Barre und Drummer Doane Perry angemerkt hat, wieviel Bock sie auch nach tausenden von Konzerten auf die Musik haben. Bei legendär progressiven Songs wie „Thick As A Brick“, die die meisten heutigen Rockbands nicht mal im Studio zusammenkriegen würden, liefern TULL auch 2007 noch eine vitale, aber reife und spielfreudige Bühnenshow ab, die man sich einfach gerne anschaut. Sicherlich füllen TULL heute keine Stadien mehr, dafür haben sie die vielleicht 2000 Hannoveraner Besucher in jeder Minute der (ohne Pause durchgezogenen!) zweistündigen Show fest im Griff: Johlen, Pfiffe und gellender Applaus nach jedem Stück, besonders nach den einfach nur wunderschönen „Budapest“ und „Bourree“, bei dem ich schwören könnte, dass einigen Zuhörern die Tränen in den Augen standen. Vor mir feierten zwei Endzwanziger, der eine auf den Schultern des anderen, Martin Barre mit lauten „Martin! Martin! Martin!“-Rufen, als er seine Rockkonfiguration anschmiss und dem Sound eine fette Portion Rock verpasste. So machen Konzerte Spaß, so sollte nicht nur WM-Fieber, sondern auch Musikliebhaberei aussehen und sich anfühlen, und zwar sowohl vor als auch auf der Bühne.
Leider, trotz langanhaltender Forderungen im Publikum, konnten sich die sicherlich erschöpften Herren mit „Locomotive Breath“ nur noch zu einer Zugabe aufraffen – aber die saß. Dafür waren die meisten alten und bekannten Songs zu diesem Zeitpunkt auch gespielt, unter anderem auch „Nothing Is Easy“, „Sweet Dream“ und „Aqualung“, dafür nur wenige neuere Songs, von denen ich mir zumindest das ZZ-TOP-artige „Steel Monkey“ durchaus gewünscht hätte. Trotzdem war die Setlist ein ausgewogener Mix durch 40 Jahre JETHRO TULL, durch die Ian Anderson mit Querflöte (und diversen anderen Instrumenten), Charme und Kopftuch mit lustigen und nicht gekünstelt wirkenden Ansagen führte und sein Publikum damit voll im Griff hatte. Insgesamt ein wunderbarer, stressfreier und fabelhaft organisierter Konzertabend, der mit 42,- Euro zwar seinen Preis hatte, ihn dafür aber auch wert war (nur die Pommes waren scheiße). Wer die Gelegenheit hat, diese Vollblutmusiker und über die Bühne wandelnden Legenden der Rockgeschichte noch einmal zum Greifen nahe zu sehen, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen.
Text: Olvido, Alboin
Fotos: Thomas Schnabel
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