IX. Wave Gotik Treffen
Konzertbericht
Da ich Mephistopheles noch nie live sehen konnte, war ich ziemlich gespannt, wie sie wirken. Um ehrlich zu sein fand ich sie nicht so prickelnd. Im Gegensatz zu den gelungenen Studioalben kamen die Songs live nicht besonders gut rüber. Dazu kam, dass Mephistopheles nach Suidakra zu schnell und hart wirkten und damit bei einem großen Teil des Publikums keinen Blumentopf gewinnen konnten. Als besonders störend empfand ich, dass der Sänger wohl mit Vorliebe in Bodennähe agiert. Soll heissen – wenn er beim „singen“ ständig in die Knie geht, kann man ihn von weiter hinten kaum noch sehen. Insgesamt war der Auftritt eher durchwachsen und wurde von den anwesenden Festivalbesuchern kaum honoriert. Schade eigentlich, wenn man die hörenswerten Alben bedenkt. Von den nun folgenden Penumbra habe ich leider einen großen Teil verpasst, da ich mich für einige Minuten der restlichen Show von Nightwish widmete. Nightwish spielte in einer der recht grossen Agra Hallen, was dem Auftritt ein geeignetes Forum bot. Es war schon beeindruckend zu sehen, wie Tarja auf der großen Bühne stand und ihr Organ durch die Halle schallte – aber genau das war auch der grösste Kritikpunkt für mich. Vom schnellen und metallischen Charakter der ersten Tage war kaum etwas übriggeblieben. Stattdessen inszinierte sie sich selbst über alle Massen und verlieh jedem Song einen übertriebenen Touch von Pomp durch ihre opernhafte Stimme. Selbst die Gitarre war kaum zu hören. Was solls, dem anwesenden Publikum hat es wohl gefallen und das ist ja die Hauptsache. Ich habe es vorgezogen, wieder zurück zu Penumbra zu gehen, um mir den Rest ihrer Show anzusehen. Penumbra traten mit einem sehr schönen Gesichtspaint auf – das war das erste, was mir, ausser den schnellen, aber melodischen Songs, aufgefallen ist. Das näxte war die für meinen Geschmack seltsame Sängerin… passte irgendwie nicht so gut ins Bild. Als einzige Band dieses Abends hatten sie eine kleine Pyroshow in ihr Programm eingebaut, was die Intensität der Songs nochmals steigern konnte. Eine schöne Vorbereitung auf meinen persönlichen Headliner des Abends – Graveworm. Als ich sie vor einiger Zeit in Frankfurt, ebenfalls vor Mystic Circle, sehen konnte, kamen sie nicht sonderlich gut an, was wohl am Publikum lag. Hier in Leipzig war es völlig anders. Bereits bei den ersten Klängen füllte sich das Zelt, und umso mehr Zuschauer vor der Bühne standen, umso besser wurden Graveworm. Es war phänomenal, wieviel Spaß die Menschen vor und auf der Bühne hatten. Mit jedem der erstklassigen Songs fanden mehr Leute gefallen an der Musik, was die Band mit einer gelungenen Show belohnte. Interessanterweise klang die Mucke nicht so melodisch und clean wie auf den Alben, sondern war etwas härter bzw. rotziger, was aber in keiner Weise störte. Keine andere Band dieses Abends konnte ähnliche Reaktionen hervorrufen, womit Graveworm getrost als der Abräumer und wahre Headliner bezeichnet werden können. Da ich Mystic Circle das letzte mal in Frankfurt mit einer … seltsamen… Introshow gesehen habe, war ich gespannt, was sie sich fürs WGT ausgedacht hatten. Dementsprechend überrascht war ich, als die Herrschaften in normaler Kleidung, ungeschminkt und ohne Show ihren Auftritt bestritten. Mystic Circle hatten diesmal doch glatt auf ihr evil Image (und auf einen Schlagzeuger) verzichtet… fast. Es war scheinbar unvermeidlich, dass sie noch einen Seitenhieb auf die ach so doofe Presse loslassen mußten („… die können uns mal…“). Vom musikalischen her gesehen war eigentlich nichts besonderes zu berichten – die Songs sind für sich gesehen soweit ok und der Sound war auch klasse. Das Publikum fands wohl auch eher mittelmäßig. Um ehrlich zu sein war der Freitag für mich jetzt musikalisch gelaufen, da ich Eisregen herzlich wenig abgewinnen kann. Ich hab mir die Show einige Minuten angesehen und es dann vorgezogen, noch die letzten Takte von Lacrimosa aufzuschnappen. Meine Leidenschaft für die Art von Musik, wie Lacrimosa sie spielt, hält sich in Grenzen, aber da sie gerade spielten – warum nicht.
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