Iron Maiden
Zurück in die vergangene Zukunft
Konzertbericht
Im Vorfeld der aktuellen IRON-MAIDEN-Tour wurde die Setlist geleakt und gerade die Anhängerschaft der alten Garde kann sich seitdem nicht mehr ordentlich konzentrieren. Alleine „The Prisoner“ und „Alexander The Great“ sind Fan-Favoriten der allerersten Stunde. Entsprechend schnell war der erste von zwei Konzertabenden in der Münchner Olympiahalle ausverkauft.
THE RAVEN AGE wandern direkt in den Ofen – aber warum eigentlich?
Galerie mit 21 Bildern: The Raven Age - The Future Past Tour 2023Einheizen dürfen an diesem letzten Tag im Juli die britischen Epic-Melo-Metaller um George Harris, dem Sohnemann eines gewissen Steve Harris. Song- und performancetechnisch kann man dem Quintett nichts negatives nachsagen. Wie so oft ist der Sound – gerade in den hinteren Reihen – aber mittlere bis unterste Schublade. Man muss sich ernsthaft fragen, wieso bei einem Mainact wie IRON MAIDEN überhaupt noch eine Support-Band notwendig ist, wo doch die Hälfte der Besucher:innen wahlweise beim Rauchen vor der Halle lungert oder sich noch einen kräftigen Schluck im angrenzenden Biergarten gönnt. Diejenigen, die ihren Weg bereits in die Location gefunden haben, werden mit einem miesen Klang bestraft (ob dies den Ticketpreisen auch nur annähernd gerecht wird, muss nicht weiter diskutiert werden). Dabei spielen sich THE RAVEN AGE buchstäblich den Hintern ab und schaffen zeitweise gar eine liebliche Atmosphäre ins Oval zu bringen, als ein Großteil der Anwesenden das mitgeführte Mobiltelefon in der Taschenlampen-Funktion nutzt. Auch richtige Heavy-Attacken werden in den Zuschauerbereich geschmettert, leider ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Und so haftet dem Gig ein ganz mieser Beigeschmack an, dass es THE RAVEN AGE vielleicht mittels Vitamin B auf diese Tour geschafft haben, nur um letztlich verheizt zu werden, anstatt als echter Einheizer zu fungieren.
IRON MAIDEN und die Reise durch die Zeit
Galerie mit 30 Bildern: Iron Maiden - The Future Past Tour 2023Mit kaum merklicher Verspätung ertönt um kurz vor 21 Uhr das altbekannte UFO-Cover („Doctor Doctor“), gefolgt von einem weiteren Einspieler, in Form von „Blade Runner“ (VANGELIS). Gleichzeitig gerät das Raum-Zeit-Kontinuum ins Wanken, während grüne Lichtblitze an der Hallendecke wabern. Dann ist es endlich soweit und das Intro-Lick zu „Caught Somewhere In Time“ beschert augenblicklich allen Anwesenden eine Gänsehaut. Bruce Dickinson springt wie ein junges Reh im Morgentau über die Bühne und ist gesanglich in absoluter Höchstform. Der hintere Bühnenbereich wird wie immer analog von einem gigantischen Backdrop im „Somewhere In Time“-Look geziert. „Stranger In A Strange Land“ folgt auf den Fuß und lockt das erste Mal Stelzen-Eddie als Gunslinger auf die Bühne.
Ein großartiges Konzert mit vermeidbaren Längen
Dann wendet sich Dickinson erstmals an diesem Abend ans Publikum und leitet drei Songs vom aktuellen Album „Senjutsu“ ein. „The Writing On The Wall“ ist auch von der letztjährigen Tour bestens bekannt und während im Hintergrund Szenen aus dem dazugehörigen Animationsvideo über ein paar Leinwände flimmern, lockert der stampfende Southern-Rock-Rhythmus ordentlich den verstaubten Wüstensand auf. „Days Of Future Past“ und „The Time Machine“ (bei dem Dickinson die Annäherung zum DeLorean und seinem Fluxkompensator sucht) sorgen im Anschluss aber für erste Verschnaufpausen. Die neuen Songs sind letztlich noch nicht ins Mark und Bein der Fans eingedrungen, zumal man weiß, was heute noch kommen wird.
„I am not a number! I´m a free man!“
Und weil heute ein besonderer Abend ist, bei dem kaum ein Mainstream-Song aus den Lautsprechern kommen wird, flippen die Konzert-Besucher:innen bei „The Prisoner“ („The Number Of The Beast“) schier aus. Der Sound ist nebenbei bemerkt, mittlerweile brillant. Leider verpassen es MAIDEN aber, die gerade angestaute Energie mitzunehmen und unterbrechen den Enthusiasmus erneut mit „Death Of The Celts“, einem der schwermütigen 10-Minüter von „Senjustu“. Danach geht es wieder heiß her: „Can I Play With Madness“, „Heaven Can Wait“ (viel zu langsam gespielt), „Alexander The Great“ (mit einem überragenden Dickinson am Gong), „Fear Of The Dark“ und „Iron Maiden“. Wer hier noch Wünsche hat, dem ist nicht zu helfen.
Ein ungewöhnliches Ende eines beispiellosen Abends
Den Zugabenteil leiten die Herren Harris, Gers, Murray, Smith, McBrain und Dickinson mit „Hell On Earth“ ein, was einerseits mutig ist und gleichzeitig ein wenig überheblich wirken mag. Immerhin haben IRON MAIDEN die Setlist bereits durch mehrere Epen aufgeblasen, wodurch der ein oder andere geliebte Meilenstein dran glauben musste. Einerseits kommt es wirklich nicht oft vor, dass eine Band auch einmal tiefer in der eigenen Schatzkiste kramt, andererseits hätte es sich die Band auch viel einfacher machen und altbewährte Nummern spielen können. Den Abschluss bilden „The Trooper“ und „Wasted Years“, was noch einmal richtig unter die Haut geht. Insgesamt endet damit also ein großartiger Abend auf ungewöhnliche Weise, während man einige Unzumutbarkeiten (die Ticketpreise, der Umgang mit Support-Acts, T-Shirt-Preise von 45 €) noch sacken lassen muss. Danke IRON MAIDEN, für all die nicht verschwendeten Jahre mit Euch!
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Iron Maiden und The Raven Age auf Tour
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16.03.25 | The Raven Age Tour 2025The Raven Age und DisconnectedHellraiser, Leipzig |
17.03.25 | The Raven Age Tour 2025The Raven Age und DisconnectedHole44, Berlin |
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