Iron Maiden
Sziget Festival 2010
Konzertbericht
Sonntag, 15. August 2010
NECK SPRAIN (MTV Headbanger’s Ball Stage)
Der Sonntag und leider letzte Tag des Sziget Festivals beginnt für uns bei konstant strahlendem Sonnenschein nach nächtlichem heftigen Gewitter im Metalzelt mit den Ungarn NECK SPRAIN. Die junge Truppe aus Dunaújváros, deren Fronter mit seinen langen Dreads und einer durchaus einzigartigen Gesichtsmimik auffällt, spielt schnellen Thrash. Der haut zwar ganz gut rein, ist aber auch genauso schnell wieder draussen aus dem Gedächtnis, es mangelt an der nötigen Prise Eigenständigkeit. Den wenigen Anwesenden gefällt es mal mehr, mal weniger, und obwohl die Band sich durchaus ordentlich Mühe gibt, eine ausrastende Fanschar sieht anders aus. Nach einer dreiviertel Stunde Spielzeit geht es runter von der Bühne, aber dank ein paar enthusiastischen Zugaberufen kommen die Jungs nach einer kleinen Unterbrechung nochmal für einen Song. Gut zum Aufwärmen, mehr nicht. (Ruth)
DANKO JONES (Main Stage)
Zeitgleich gibt es auf der Main Stage bei nachmittäglicher Sonne ein ungleich spannenderes Konzert. Im hier sehr zahlreich versammelten Publikum sieht man die ein oder andere kanadische Flagge wehen, und schon bevor die drei Musiker die Bühne betreten wird mit Sprechchören nach ihnen gerufen. DANKO JONES aus Toronto spielen Rock ohne große Schnörkel irgendwo zwischen Blues, Garage und Hard Rock, wovon man sich unter anderem auf ihrem in diesem Jahr erschienenen fünften Langspieler „Below The Belt“ bestens überzeugen kann. Dies, verbunden mit unglaublich energiegeladenen Auftritten, und dieser sollte keine Ausnahme bilden, hat den sympathischen Kanadiern eine beachtliche Fanschar eingebracht. Vom neuen Album gibt es denn auch einiges zu hören, erwartungsgemäß die Singleauskopplung „Full Of Regret“. Jones gibt mit seinem unverwechselbaren Äußeren und stets zu kleinen Öbszönitäten und Plaudereien mit den Fans aufgelegt den charismatischen Fronter, aber gerade auch John Calabrese am Viersaiter weiss sich gekonnt in den Vordergrund zu spielen. Trotz früher Tageszeit eine mehr als lohnenswerte Geschichte! (Ruth)
BILLY TALENT (Main Stage)
Gegen sechs Uhr erwartet die Besucher des Sziget Festivals dann eine weitere Premiere auf der Main Stage, auch BILLY TALENT spielen zum ersten Mal in ihrer über fünfzehnjährigen Karriere in Ungarn. Die vier Kanadier fackeln nicht lange und legen gleich mit einem ihrer Hits los, „Devil In A Midnight Mass“ bringt das Publikum gleich in Rage. Mit den Bands des späteren Abends kann man zwar was die Menge der versammelten Zuhörer angeht nicht so ganz mithalten, aber gediegen abgefeiert werden die Punk-/Alternative-Rocker auf jeden Fall. Es ist auch wirklich nahezu unmöglich, sich der Energie der Truppe und ihrer Stücke zu entziehen, dazu begeistert Fronter Kowalewicz durch eine stets unglaublich präsente, charismatische Show, man kauft ihm Wut wie Gelassenheit einfach ab, und es macht einen Heidenspaß, ihm zuzusehen. „Turn Your Back“ vom letztjährigen und bisher dritten Output der Formation folgt als nächstes, und aus diesem neuen Songmaterial bedient sich die Setlist hauptsächlich, es gibt unter anderem „Rusted From The Rain“, „Saint Veronika“ und „Diamond On A Landmine“. Die Fans folgen ohne Einbrüche, die Stimmung ist phantastisch, Flaggen und Teddybären werden geschwungen, besser geht es kaum. Den Abschluß des über einstündigen und wie im Flug vergangenen Auftritts bildet mit „Prisoners Of Today“ vom selbstbetitelten Debut von 2003 und „Red Flag“ von 2006 etwas älteres Material. Ein mehr als gelungener Gig – thumbs up! (Ruth)
KAREN CARROLL (Blues Stage)
Das Kontrastprogramm zu (den zeitgleich spielenden) Monster Magnet bilden Karen Carroll und die ungarischen Mississippi Grave Diggers auf der Blues Stage.In einer sehr chilligen und persönlichen Atmosphäre der doch relativ kleinen Bühne singt Karen Carroll mit ihrer fülligen, erdig-rauen Stimme verschiedene Interpretationen, die alle vom speziellen Delta und Chicago Blues geprägt sind, die aber auch Einflüsse aus Gospel und rhythmische Elemente aus Black Jazz und Funk beinhalten. Die Schau wird ihr jedoch beinahe von einem 3-jähriger Fan gestohlen, der auf die Bühne geklettert ist und mit seiner Spielzeuggitarre dermaßen abgegangen ist, dass er kurzzeitig nicht nur die komplette Aufmerksamkeit der Fotografen auf sich zieht, sondern auch die des Band-Gitarristen, der spontan mit dem kleinen Nachwuchskünstler eine Jam-Session einlegt. (NBN)
MUSE (Main Stage)
Nun ist es Zeit für die Headliner des Sziget-Festivals, und wen IRON MAIDEN am gestrigen Tag noch nicht so vom Stuhl gerissen haben, das ihn etwas anderes sowieso nicht mehr beeindrucken kann, der ist von MUSE nach diesem Auftritt zweifelsohne hin und weg. Die Show der drei Engländer vermag es, Gegensätze zu vereinen. Da stehen Matthew Bellamy, Basser Christopher Wolstenholme und Dominic Howard (Schlagzeug) ein wenig klein und verloren auf der riesigen Main Stage, und schaffen es mit beeindruckender Lasershow, riesigen herumfliegenden Ballons und nicht zuletzt ihrem hervorragenden Songmaterial doch, groß zu wirken. Und auch wenn alles sicher durchgestylt und sehr professionell aufgezogen ist, da ist dennoch immer dieses gewisse Garagen-Gefühl. „Uprising“ vom 2009er „The Resistance“-Album eröffnet in passender Weise ein Set, welches viele Hits der Formation einschliesst. Bei „New Born“, dem ebenfalls neuen „Undisclosed Desires“ und „Plug In Baby“, welches als erste Zugabe daherkommt, wird allerorten mitgesungen. Bellamy beeindruckt als Fronter, er singt nicht nur mit dieser unverwechselbaren, manchmal so schön verzweifelten Stimme, er spielt auch Gitarre, haut auf einem weissen Flügel in die Tasten oder hängt sich kurzerhand ein Keyboard um. Unnötig zu sagen, dass die Menge mehr als aus dem Häusschen ist und dem Sziget Festival noch ein letztes Mal in diesem Jahr einen Höhepunkt beschert. Und es werden wohl die meisten zustimmen, als Bellamy mit „..it’s been was too long“ bedauert, dass der letzte Ungarn-AUftritt von MUSE schon ene ganze Weile zurückliegt. „Knights Of Cydonia“ schliesst als zweite Zugabe einen Auftritt ab, der vom eher mittelmäßigen Sound abgesehen eines Headliners mehr als würdig war. (Ruth)
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