Iron Maiden
Sziget Festival 2010
Konzertbericht
Samstag, 14. August 2010
Der Samstag Nachmittag bietet keine interessanten Bands auf den großen Bühnen, also verbringen wir ihn damit, über die Insel zu bummeln, hie und da für ein kleineres Konzert oder etwas Leckeres zu essen und zu trinken anzuhalten und einfach die Seele baumeln zu lassen. Auffällig sind, und das aus gutem Grund, die immens vielen IRON MAIDEN-T-Shirts aus allen Schaffensperioden der Truppe. Jeder, der ein solches, und sei es noch so alt und verwaschen, zu Hause im Schrank hatte, scheint es für diesen Tag herausgekramt zu haben.
DEAK BILL GYULA (MTV Headbanger’s Ball Stage)
Pünktlich um halb acht kommt im immer noch saunaartig aufgeheizten und tropfenden Metalzelt eine ungarische Legende auf die Bühne. DEAK BILL GYULA ist ein gebürtiger Budapester, und er macht seit Ende der 70er Jahre Musik, die sich meist irgendwo zwischen Blues und Rock abspielt. Zunächst als Sänger der HOBO BLUES BAND, und später als Solokünstler, schaffte es der einbeinige Musiker mit der rauhen Stimme zu einiger Bekanntheit in seinem Heimatland. Außerhalb von Ungarn dürfte er nicht allzu vielen Menschen ein Begriff sein, und so ist das Zelt auch nicht überfüllt, dafür sind die Fans umso enthusiastischer, ich habe selten solche Begeisterung und solch leidenschaftliches Mitsingen aller gespielten Songs in den ersten Reihen gesehen – außer vielleicht bei Teenie-Bands. Trotz seiner Behinderung wirbelt der inzwischen über sechzigjährige DEAK BILL GYULA schon fast über die Bühne, und auch seine Band scheint mit bester Laune bei der Sache, man wirkt wie ein gut eingespieltes Team. Auch wenn dies nicht ganz meine Richtung ist und ich vorher keinen Song kannte, so war es durchaus ein gut hörbares Konzert, das auf jeden Fall eine Menge Fans glücklich zurückgelassen hat. (Ruth)
IRON MAIDEN (Main Stage)
Und dann ist es endlich soweit, mein persönlicher Höhepunkt des Festivals ist gekommen, und der sollte auch nicht mehr zu überbieten sein. Vielleicht eins vorweg: Bereits mein halbes Leben begeistern mich IRON MAIDEN mit ihren Alben, gerade auch mit den weit zurückliegenden Veröffentlichungen, die wie „Number Of The Beast“ von 1982, bis heute nichts von ihrer Kraft und Magie verloren haben. Wenn eine Band einen so lange begleitet hat, man so viele Lebensmomente mit ihrer Musik verbindet, und sie dann endlich leibhaftig vor einem auf der Bühne stehen – ich glaube man kann sich meine Begeisterung vorstellen. Und mit einer derartigen Euphorie bin ich an diesem Abend auf dem Sziget Festival bei weitem nicht allein, die Menge vor der Main Stage ist riesig, und da ist so ziemlich alles dabei vom jungen bis zum alten Metaller, der sich die ersten Platten der Band wohl damals noch frisch im Laden gekauft hat bis hin zu Vätern, die ihren kleinen Söhnen, die sie auf den Schultern tragen, wohl endlich ihre Lieblingstruppe auch live nahebringen wollen. Kurzum, es ist allerorten spürbar, wieviel diese Band den Anwesenden bedeutet, und allein dafür, eine solche Fanschar um sich geschart zu haben, können Bruce Dickinson, Steve Harris und Konsorten sich zufrieden auf die Schulter klopfen.
Ganz die Jüngsten sind die sechs Herren da auf der Bühne ja nicht mehr, und man sieht ihnen das lange Band- und Tourleben auch durchaus an, aber von ihrer Leidenschaft und Begeisterung haben sie kein bisschen eingebüßt, und es ist eine wahre Freude, jedem einzelnen Bandmitglied beim Spielen zuzusehen. Dickinson, im schön verratzten T-Shirt mit der Aufschrift „Psychic Ward“, rennt unermüdlich von einer Ecke der großen Bühne zur anderen, während die Girtarristen sich immer wieder Duelle liefern, Steve Harris gerne mit dem Publikum kocketiert, und allesamt um die Wette posen, dass einem das Herz aufgeht. Unnötig zu erwähnen, dass IRON MAIDEN ihr Publikum von der ersten Minute an fest im Griff haben.
„The Wicker Man“ vom furiosen 2000er Comeback-Album „Brave New World“ eröffnet den Reigen, sogleich gefolgt von „Ghost Of The Navigator“ von der gleichen Scheibe. Die Setlist schlängelt sich zur Freude der Fans quer durch die gesamte Bandhistorie, und natürlich gibt es mit beispielweise „El Dorado“ auch neues Material vom erst kürzlich veröffentlichten „The Final Frontier“-Album. Mitten in der Spielzeit kündigt Dickinson, der immer wieder zwischen den Songs zum Plaudern aufgelegt ist, „Blood Brothers“ an und widmet es dem im Mai verstorbenen Ronnie James Dio, ein ergreifender Moment, bei dem auch manchem harten Kerl die Tränen in den Augen stehen. Nicht fehlen darf natürlich das allseis abgefeierte „Fear Of The Dark“, in dessen Verlauf ein Alien-Eddie die Bühne entert und sich mit den Musikern um die Instrumente prügelt. Eine Zugabe, die sich sehen lassen kann, gibt es natürlich auch noch, „The Number Of The Beast“ tönt frisch wie eh und je aus den Boxen, während im Bühnenhintergrund ein riesiger Beelzebub auftaucht. „Hallowed Be Thy Name“ Und „Running Free“ beenden ein großartiges Konzert, das so schnell keiner der Anwesenden vergessen wird. (Ruth)
KAMELOT (MTV Headbanger’s Ball Stage)
Immer noch etwas im seligen IRON MAIDEN-Taumel, geht es als nächstes wieder ins Headbanger’s Ball-Zelt zu KAMELOT. Vielleicht verwundert es niemanden, dass der durchaus gute Auftritt der amerikanischen Melodic Power Metal-Helden neben dem Erlebnis davor etwas verblasst, was aber sicher nicht an der Band liegt. Bei stimmungsvollem, spärlichem Licht eröffnet Fronter Roy Khan das Set mit „Rule The World“ und „Ghost Opera“ vom gleichnamigen Langspieler von 2007. Das recht zahlreich versammelte Publikum geht sehr gut mit, die Stimmung bringt trotz abendlicher Kühle das Zelt erneut auf Betriebstemperatur. „Season’s End“, „The Pendulous Fall“ und „March Of Mephisto“, welches das Set beendet, gibt es vom neuen Album, und immer wieder, wie zum Beispiel bei „Gost Opera“, erhält Khan stimmliche Unterstützunng durch die Toursängerin Anne-Catrin Märzke. Überzeugender Gig einer gut aufgelegten Formation.
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