Iron Maiden
Iron Maiden Live in München und Stuttgart

Konzertbericht

Billing: Iron Maiden und Rise To Remain
Konzert vom 0000-00-00 | Olympiahalle, Hanns-Martin-Schleyer-Halle, München, Stuttgart

Iron Maiden

Stuttgart

IRON MAIDEN

Dann die Umbaupause. Gespannt blicke ich auf die von einem großen schwarzen Vorhang verhüllte Bühne, vielleicht ist ja doch schon etwas von der Bühnendekoration zu sehen. Doch keine Chance, alles bleibt im Dunkeln.

21.00 Uhr – der Vorhang fällt, und gibt den Blick frei auf die Metalltürme aus dem „The Final Frontier“-Video. Vom Band läuft laut „Doctor Doctor“ von UFO, dann folgt „Satellite 15“, visuell unterstützt auf den Videoleinwänden rechts und links der Bühne, welche in einer Raumschiff-Szenerie dekoriert ist. Die Spannung steigt, und endlich, endlich betreten IRON MAIDEN unter frenetischem Jubel die hell erleuchteten Bretter und legen mit „The Final Frontier“ los. Starker Auftakt! Die Rollen sind klar verteilt: Nicko ist wie immer kaum sichtbar hinter einem monströsen Drumkit, links Dave und Adrian, welche virtuos aber eher zurückhaltend ihre Gitarrenkunst verrichten, rechts Janick wie immer wild rumtanzend und dabei dennoch souverän aufspielend, die Mitte gebührt Chef Steve sowie dem wieder einmal besonders agilen Bruce, der keine Minute stillsteht und auch immer wieder gerne über die Aufbauten sprintet. Wie auch auf dem Album folgt sogleich „El Dorado“. Die Stimme von Bruce ist gut, wenngleich nicht mehr ganz so druckvoll und umfangreich wie früher – aber wir werden alle nun einmal nicht jünger. Natürlich werden die neuen Songs ordentlich abgefeiert, aber das massiv dargebrachte „2 Minutes To Midnight“ stellt eindeutig klar, dass die Fans nach den Klassikern dürsten. Spätestens ab diesem Zeitpunkt ist kollektives Ausrasten angesagt, wirklich jeder singt die Zeilen des Stücks lauthals mit.

Ist der Sound bei den ersten beiden Stücken noch ein wenig verwaschen und mit recht wenig Druck, ändert sich das bei „2 Minutes To Midnight“ glücklicherweise. Transparent, laut, kernig, so wie es sein soll. Die epischen „Talisman“ und „Coming Home“ folgen – Metal-Herz, was willst du mehr? Dazu noch diese emotionalen Ansagen von Mister Dickinson, in welchen er erzählt, wie es sich anfühlt, durch die Kontinente zu reisen und überall auf der Welt vor den eigenen Fans zu spielen. Weitere Highlights sind „The Trooper“ mit Bruce im roten Uniformrock, welcher den Union-Jack schwingt,  das grandiose „The Wicker Man“, das aus über 12.000 Kehlen mitgesungene, pathetische „Blood Brothers“, vor welchem Bruce noch einmal klarstellt, dass wir alle Blutsbrüder sind, egal ob Christ, Hindu, Muslim, Jude, Mann, Frau oder irgendwas dazwischen. Man möchte es ihm gerne glauben. Natürlich dürfen auch „The Evil That Men Do“, die Überhymne „Fear Of The Dark“ und das obligatorische „Iron Maiden“ nicht fehlen, eher der reguläre Teil des überzeugenden Konzerts zu Ende geht. Doch natürlich gibt es noch eine Zugabe, in Form von „The Number Of The Beast“, „Hallowed By Thy Name“ sowie „Running Free“. So könnte es noch stundenlang weitergehen, doch leider gehen auch die schönsten Dinge irgendwann zu Ende.

IRON MAIDEN haben sich wieder einmal in spielerischer Topform präsentiert, gleiches kann man von der gelungenen Show inklusive Gitarre spielendem Eddie sagen. Die Setlist war ausgewogen, die neuen Stücke haben sich gut eingefügt. Mir persönlich fehlen noch „Run To The Hills“, „Wasted Years“, „Aces High“, „The Clairvoyant“, „Powerslave“, „Be Quick Or Be Dead“, „Tailgunner“, „Afraid To Shoot Strangers“ und und und, aber bei der Anzahl unsterblicher Klassiker im Repertoire der eisernen Jungfrauen ist es eben leider nicht möglich, alles zu spielen. „Always Look On The Bright Side Of Life“ ist der Rausschmeißer – einen passenderen Titel könnte man nach einem IRON MAIDEN Konzert wohl kaum finden. (Markus Endres)

Iron Maiden

 

München

Der Umbau geht relativ schnell von statten. Der hintere Teil wird verdeckt durch einen schwarzen Vorhang, man erkennt aber bereits den Space-Look der Bühnenaufbauten, passend zum neuen Album. Die Roadies rödeln noch rum (schönes Detail: der aufbrandende Jubel im Rund als Bruce Dickinsons Mikro positioniert wird), als schließlich die Hintergrundmusik verstummt und UFOs „Doctor, Doctor“ ertönt. Die Leute singen mit, schließlich geht’s rüber in das „Satellite 15“-Intro vom aktuellen Album, nebst Filmchen. Man erkennt Personen hinter dem Vorhang, die Fans jubeln. Der Vorhang fällt dann mitten im Intro und gibt den Blick auf einige hin und her huschende Roadies frei. Hmm, das war wohl nix…  Die Band kommt dann schließlich ganz normal auf die Bühne geschlendert. Egal. Der Jubel ist groß. „The Final Frontier“. Ab geht das.

Die Band voller Energie. Rennt, macht und tut. Es fällt schwer, Herrn Dickinson überhaupt zu fotografieren, kaum ist die Schärfe eingestellt, ist er auch schon wieder weg. Der Bühnenaufbau ist aber natürlich auch maßgeschneidert für ihn, alles ist begehbar, überall Treppchen, Stufen, Tücher und Durchgänge. Erinnert alles etwas an diverse 80er-Jahre-Spieleshows. Hinten gibt’s ein riesiges Backdrop, das in den Pausen dem Song entsprechend geändert wird. Die Leute flippen aus, Bombenstimmung. Spätestens beim dritten Song, dem ersten Evergreen des Abends: „2 Minutes To Midnight“ Edelst!!! 

Die Band hat das Publikum von der ersten Sekunde an im Griff und agiert mit traumwandlerischer  Sicherheit. Die Souveränität ist beeindruckend. Aber ist ja auch logisch. Konzerte vor 12.000 Leuten sind im MAIDEN-Kontext ja auch eher eine Clubshow. Wenn man alle Nasen lang vor über 100.000 Leuten spielt, die einem aus der Hand fressen, auch logisch. IRON MAIDEN haben längst Heiligenstatus und so sieht man an diesem Abend auch nur selige Gesichter. Ständig fotografieren sich die Leute gegenseitig und sei es nur, um zu beweisen, dass sie wirklich vor Ort waren. Jede Note, jede Ansage wird bejubelt. Die Setlist gibt aber auch wenig Anlass zu Nörgeleien und bietet eine gelungene Mischung aus neu und alt. Wobei auch ich, als jemand der die letzten Alben weitestgehend umgangen hat, sagen muss, dass gerade die Songs vom aktuellen Album „The Final Frontier“ live sehr gut funktionieren. „When The Wild Winds Blows“ beispielsweise erweist sich als wahrer Straßenfeger. Supertrack, gerade live.

 

Iron Maiden

 

Es ist auffällig, wie viel Zeit sich Bruce Dickinson für die Ansagen lässt. Das mag manchmal etwas platt sein („You’re not our crowd, we (bedeutungsschwangere Pause) are your band!“), aber das ist eher die Ausnahme, viel mehr werden teils Songs erklärt oder es gibt Ansagen gegen Rassismus (mit dem Hinweis, dass es nicht nur MAIDEN-Fans in Neuseeland, den USA oder in Deutschland gibt,  sondern auch im Iran, in China oder Korea – dann „Bloodbrothers“. Cool!).

Unter rein ästhetischen Gesichtspunkten muss man heute natürlich die Augen schließen: hautenge Klamotten, Stirnband, Pailettenhose, weiße Basketballstiefel, Schweißbänder, in die Shirts geschnittene Löcher, Fransen, Hawaihemden, … die Liste ist endlos und wir reden hier von Männern, die größtenteils auf die 60 zugehen. Eigentlich unfassbar. Man gewinnt fast den Eindruck, dass die Bandmitglieder ihre Schlösser vermutlich nur für Konzerte verlassen. Die Zeit ist einfach stehen geblieben und so können hier heute Abend auch die ganz jungen Fans irgendwie den Geist der 80er atmen.

Die Band tollt auch herum wie eine Jungenbande. Super Stimmung allerorts. Es wird viel gelacht, Soli werden von Kollegen abgenickt, Dickinson krault die Brusthaare seiner Bandmates… manman, gesunder, ehrlicher Spaß, manchmal schon etwas schräg. Später kommt natürlich noch der 3,50m-Eddie auf die Bühne (mit Kopfkamera, ganz nettes Gimmick) und versucht die Bandmitglieder (die ihm durch die Beine rennen) zu fangen, dann kriegt er auch noch eine Gitarre und darf mitspielen. Alles was früher „shocking“ war, wirkt mittlerweile doch recht handzahm. Familienspaß. So gefährlich wie „Wetten, dass…“.

Aber nichtsdestotrotz ist natürlich trotzdem irgendwo sehr unterhaltsam. Macht wirklich Spaß. Nur gute Songs, der Fuß wippt nonstop. Bei „Fear Of The Dark“ brüllt die ganze Halle mit. Beeindruckend. Und zum großen Finale kommt von hinten noch ein Rieseneddie hochgefahren. Der, herrlich mechanisch, laaaangsam den Mund auf und zu macht und dazu die Finger bewegt. Alles herrlich antiquiert. Hat was von einer Uraltgeisterbahn.

Danach ist erst Mal Schluss, Gitarren werden hoch-, Plektren weggeworfen. Sogar Nicko McBrain kommt vor und, ja, er war es wirklich! In den 90 Minuten vorher hat man, der Riesenschießbude wegen, absolut nichts von dem Obersympathen sehen können.

10 Minuten lang heißt es nun, sich die Kehle aus dem Leib brüllen, ehe dann DAS Intro der Bandgeschichte folgt. „Woe to you, oh earth and sea….“ – cool! Man atmet Geschichte.

Klar, was dann folgt: Bruce setzt sich, die Leute jubeln, IRON MAIDEN-Song No.1: „Hallowed Be Thy Name“ – ganz ganz groß!!! Doch damit nicht genug, denn als Rausschmeißer gibt es noch „Running Free“ (inklusive Bandvorstellung). Auf Platte nicht gerade meine Lieblingsnummer, aber live nichtsdestotrotz eine gute Sache!

Fazit:
Super war’s! Bombenshow! Zwar wirklich absolut, komplett Überraschungsfrei (selbst den Ablauf der „Running Free“-Mitsingspielchen kannte man schon 1 zu 1 von diversen Liveveröffentlichungen), aber das war anders auch nicht zu erwarten. Und was kann man besseres nach einem Konzert einer Band von fast 60-jährigen mit 35 Jahren Bühnenerfahrung sagen als: gerne wieder!!! (Matthias Haslauer)

Setlist Iron Maiden:

  1. Satellite 15 – The Final Frontier
  2. El Dorado
  3. 2 Minutes To Midnight
  4. The Talisman
  5. Coming Home
  6. Dance Of Death
  7. The Trooper
  8. The Wicker Man
  9. Blood Brothers
  10. When The Wild Wind Blows
  11. The Evil That Men Do
  12. Fear Of The Dark
  13. Iron Maiden
  14. The Number Of The Beast
  15. Hallowed Be Thy Name
  16. Running Free

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23.06.2011

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