Insomnium
Tour Like A Grave 2019
Konzertbericht
Auf „Tour Like A Grave“ begaben sich diesen Winter INSOMNIUM, um ihr seit Anfang Oktober erhältliches achtes Studioalbum „Heart Like A Grave“ gebührend zu feiern. Mit im Gepäck hatten sie THE BLACK DAHLIA MURDER und STAM1NA. Ein Genremix also, der zusammen aber überraschend gut funktionierte. Wir haben uns das Gespann für euch unter anderem in Frankfurt und Luxemburg angesehen.
Frankfurt
Fotos aus Berlin von Andrea Friedrich.
STAM1NA
Galerie mit 16 Bildern: Stam1na - Tour Like A Grave 2019 in Berlin
Vor einer noch nicht wirklich vollen Batschkapp beginnen STAM1NA ihr vom ersten Takt an energiegeladenes Set. Anders als in ihrer Heimat Finnland, wo sie Hallen der Größenordnung Batschkapp ausverkaufen, sind sie hierzulande eher unbekannt. Dies führt dazu, dass sie vom INSOMNIUM-Publikum erst mal kritisch beäugt werden. In den vorderen Reihen kommt die Menge dann aber doch etwas in Bewegung. Das nicht zuletzt, weil sich in der ersten Reihe ein eingefleischter STAM1NA-Fan aus Mexiko befindet, der seine mit dem Bandnamen verzierte Landesflagge schwingt und bereits während der ersten Songs sein Shirt auszieht. Er headbangt und brüllt, als befände er sich auf einem RAMMSTEIN-Konzert, und erntet schnell die anerkennenden Blicke der Band.
Doch es ist natürlich hauptsächlich der tighte und deathig anmutende Modern Thrash der Truppe, der dafür sorgt, dass es sich allmählich vor der Bühne füllt und auch die Haare zu fliegen beginnen. Viel Zeit bleibt dem Publikum leider nicht mehr, mit STAM1NA warm zu werden. Ihr mit 35 Minuten relativ knapp bemessenes Set nimmt die Band aber sportlich. Kurz vor Ende kündigen sie auf Deutsch an: „einer geht noch“, und verabschieden sich schließlich mit einem langgezogenen „Tschüüüüüss“. Am Merch bekommen neu gewonnene sowie alte Fans im Anschluss die Möglichkeit, sich noch ausgiebig mit den Jungs zu unterhalten.
THE BLACK DAHLIA MURDER
Galerie mit 18 Bildern: The Black Dahlia Murder - Tour Like A Grave 2019 in Berlin
Bevor es mit INSOMNIUM so wirklich melodisch werden kann, kommen THE BLACK DAHLIA MURDER, um mit ihrem Geknüppel die etwas härteren Bedürfnisse des Frankfurter Publikums zu befriedigen. Begrüßt werden sie mit Jubel und einer Völkerwanderung in Richtung Bühne, die klar zeigt, dass auch sie reichlich Fans mitgebracht haben. Los geht es gewohnt hart, was schon wenig später zu einem kleinen Circle Pit in den vorderen Reihen führt. Diesen wird es relativ durchgängig geben, auch, wenn THE BLACK DAHLIA MURDER ab und an auch mal ein wenig melodischere Klänge spielen. Vor allem die immer wieder auftretenden Solos, die das ansonsten dominierende Geballer aufbrechen, setzen wiederholt Highlights.
Sänger Trevor Strnad kreischt sich derweil einen ab, setzt aber auch häufig seine tieferen Growls ein. Seine kopfstimmenlastigen Screams mögen Geschmackssache sein, kommen in Frankfurt aber gut an. Mit seinem stets erhobenen Arm scheint er seine harte Kapelle regelrecht zu dirigieren, und stachelt gleichzeitig das Publikum an, es ihm gleich zu tun und die Fäuste in die Höhe zu recken. „We are here to fuck you up“, kündigen THE BLACK DAHLIA MURDER an, und stellen die allabendliche Frage, wer die Band noch nie live gesehen hat, gefolgt von „are you guys OK“? Bisher haben es alle gut verkraftet und freuen sich hauptsächlich über Stücke vom aktuellen Album „Nightbringers“, die knapp die Hälfte des Sets ausmachen. Doch ältere Stücke sind ebenfalls vertreten und lassen auch die langjährigen Fans auf ihre Kosten kommen.
INSOMNIUM
Galerie mit 26 Bildern: Insomnium - Tour Like A Grave 2019 in Berlin
Die beste Pausenmusik haben unstrittig die Gastgeber INSOMNIUM. Gespielt werden nämlich ausschließlich Theme Songs von Filmen und Serien aus den 80ern und 90ern. Besondere Highlights sind Ghostbusters, Knight Rider, Beverly Hills 90210 und die X-Files. So lässt sich das Warten vorzüglich aushalten, doch die Hauptakteure des Abends werden natürlich trotzdem heiß herbeigesehnt. Unbemerkt hat sich die Halle mittlerweile prall gefüllt und das Frankfurter Publikum fiebert INSOMNIUM dicht gedrängt entgegen. Erlöst werden die Fans schließlich pünktlich um 21:50 Uhr mit dem Intro „Peltoniemen Hintriikan Surumarssi“ von Tapio Rautavaara, von dem wir im Interview bereits erfahren haben, dass es die Inspiration für „And Bells They Toll“ war.
Los geht es dann richtig mit „Valediction“, einer der Singles vom jüngst veröffentlichten Album „Heart Like A Grave“. Wo anfangs noch ein wenig die Leadgitarre fehlt, wird blitzschnell nachgebessert, sodass sich der Sound bald eingependelt hat und den Rest des Abends für hervorragenden Hörgenuss sorgen wird. Mit „Neverlast“ verweilen INSOMNIUM noch für einen Song beim aktuellen Album, bevor sie ältere Stücke ankündigen. Dies tut Fronter Niilo Sevänen, nachdem er das Publikum auf Deutsch mit „Wie geht’s? Supergeil. Bitteschön, Dankeschön“ begrüßt und damit seinen so gar nicht zur düsteren Musik passen wollenden Humor unter Beweis stellt.
Dass INSOMNIUM auf der Bühne aber alles andere als Kinder der Traurigkeit sind, ist sowieso kein Geheimnis. Vor allem die beiden Gitarristen Markus Vanhala und Jani Liimatainen sind eine putzige Kombination und nehmen sich quasi permanent gegenseitig aufs Korn. Unter anderem pikst Jani Markus in die Achsel, während dieser auf seiner über den Kopf gereckten Gitarre ein Solo spielt. Dass derartige Interaktionen nicht ganz so spontan sind, wie sie vielleicht scheinen, lassen einen die beiden dabei sogar fast vergessen. Auch musikalisch geben sie ein tolles Team ab, was sich vor allem an den mitreißenden, zweistimmigen Solos zeigt, die sich mitten in Herz und Hirn spielen.
INSOMNIUM punkten also auf ganzer Linie bei der Bühnenpräsenz und der handwerklichen Umsetzung, doch auch die Songauswahl ist (fast) der feuchte Traum eines jeden INSOMNIUM-Fans. Neben den aktuellen Stücken gibt es auch die obligatorischen Klassiker „Through The Shadows“, „Ephemeral“ und „While We Sleep“ auf die Ohren. Letzteres Stück sogar mit seinem Quasi-Intro „The Primeval Dark“. Schmerzlich vermisst werden jedoch (unter anderem) „Only One Who Waits“, „One For Sorrow“ und „Down With The Sun“, die mittlerweile neuen Stücken haben weichen müssen. Auch das noch gar nicht so alte Album „Winter’s Gate“ wird aufgrund seiner schwierigen Live-Umsetzung ausgeklammert.
Zum Abschluss bittet Niilo die Cowboys – Markus und Jani – auf die Bühne, die mit Cowboyhüten auf dem Kopf in einem kleinen Akustik-Medley verschiedene Songs anteasen, die es leider nicht auf die Setlist geschafft haben. So hat „Winter’s Gate“ doch noch einen kleinen Cameo-Auftritt. Die Einlage geht in das Intro zum aktuellen Titeltrack „Heart Like A Grave“ über, der dem Abend die emotionale Krone aufsetzt.
Setlist:
1. Valediction
2. Neverlast
3. Into The Woods
4. Through The Shadows
5. Pale Morning Star
6. Change Of Heart
7. And Bells They Toll
8. Mute Is My Sorrow
9. Ephemeral
10. In The Groves Of Death (Zugabe)
11. The Primeval Dark (Zugabe)
12. While We Sleep (Zugabe)
13. Heart Like A Grave (Zugabe)
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Insomnium, The Black Dahlia Murder und Stam1na auf Tour
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