Incarceration
Capaça’s Farewell Show
Konzertbericht
An diesem Abend gibt es im ausverkauften Bambi Galore zwar einiges zu feiern, aber nur ein Grund für Fröhlichkeit ist es leider nicht. INCARCERATION laden zu ihrem zehnten Auftritt im beliebten Hamburger Kellerclub, der gleichzeitig den Abschiedsgig für Gitarrist Capaça markiert, der im Dezember wieder zurück nach Brasilien zieht. Um das gebührend zu feiern, haben die Deutsch-Brasilianer noch einige weitere Bands für den Abend eingeladen.
Bei MAULER springt der Funke noch nicht ganz über
Eröffnet wird der Abend von den niederländischen Black Metallern MAULER. Nach dem gefühlt längsten Intro der Welt knüppelt die Band direkt los und lässt sich auch von einigen Rückkopplungen zu Beginn nicht bremsen. Sänger Andry wagt direkt beim ersten Song den kleinen Schritt runter von der Bambi-Bühne ins bereits dicht gedrängt stehende Publikum, um die Fans noch ein kleines bisschen persönlicher anzuschreien.
Ob es an der Monotonie der Musik liegt oder daran, dass das Publikum die Nacken noch nicht ganz warmgeschüttelt hat, die Reaktionen bei MAULER bleiben vorerst verhalten und der Funke will nicht so ganz überspringen. Wie genau die Band dazu steht, lässt sich allerdings nicht sagen. In waschechter Black-Metal-Manier spielen die Niederländer ihr Set ohne Zwischenansagen durch und verlassen dann kommentarlos die Bühne.
IMHA TARIKAT entfachen die emotionale Katharsis
Von hier übernehmen IMHA TARIKAT mit einigen Minuten Verspätung, um die emotionale Katharsis einzuläuten. Dass das Bambi Galore ausverkauft ist, ist mittlerweile auch vor der Bühne spürbar und die erste Reihe kann den Atem des mit Schlamm verschmierten und mit weit aufgerissenen Augen in die Menge schreienden Ruhsuz Cellât quasi auf ihren Gesichtern spüren.
Jetzt kommt auch langsam ein bisschen Bewegung in die Menge. Vor allem im Vergleich zu ihren Vorgängern sind IMHA TARIKAT deutlich eingängiger und die treibenden Rhythmen sorgen an einigen Stellen sogar für kleine Tanzeinlagen. Im Sinne der Trveness sucht man auch hier wieder vergebens nach Zwischenansagen und jede Minute wird zum Spielen genutzt. Als Cellât am Ende versucht, das letzte Lied anzusagen, sträubt sich das Mikro und es kommt nur ein einsames „Song“ durch die Boxen. Geschenkt – alle wissen, was gemeint ist und sind empört, dass der Gig gefühlt schon so schnell vorbei ist.
Schmerzhaft schöne Intensität mit ULTHA
ULTHA helfen aber schnell dabei, den Schmerz zu vergessen und sprechen als erste Band tatsächlich mit dem Publikum, das mittlerweile kaum noch weiß, was es mit so viel Aufmerksamkeit anfangen soll. „Wir spielen fünf Songs, das reicht für 50 Minuten“, kündigen ULTHA an und lassen direkt Taten folgen.
Rote Beleuchtung und Nebelmaschine galore sorgen für Stimmung, während kalte Schreie und Growls unbarmherzig ins Publikum geschleudert werden und ruhigere Passagen in den Liedern immer wieder für kurze Atempausen sorgen, die durch die fast schmerzhaft schöne Intensität der Songs teilweise auch notwendig sind. Mit „Danke und noch einen schönen Abend“ verabschieden die Black Metaller sich von ihren Fans, die sie auf die beste Art und Weise emotional angegriffen den Headlinern des Abends überlassen.
Abschiedsparty mit INCARCERATION
Die betreten allerdings erst mit mittlerweile 40 Minuten Verspätung die Bühne, starten dann aber direkt mit erbarmungslosem Blastbeatgeknüppel, sodass auch diejenigen, für die Mitternacht nicht mehr die fitteste Uhrzeit ist oder die schon einige Biere getrunken haben, schnell wieder wach sind. Trotzdem führt die Verspätung leider dazu, dass das Bambi Galore sich in der Zwischenzeit schon merklich geleert hat, weil viele Fans die letzte Bahn des Abends noch erwischen müssen.
Davon lässt der Rest sich nicht beirren, die Nacken sind mittlerweile warmgekreist und die Spielfreude ist dem breit grinsenden Daniel da Silva deutlich anzusehen. Auch der Rest der Band und vor allem Mittelpunkt des heutigen Abends Gitarrist Capaça geben alles und brettern ihren sperrigen Black Metal ins Publikum, das INCARCERATION noch ein letztes Mal in diesem Line Up genießen darf.
DJ T. MIX beendet den Abend
Um halb eins ist der Auftritt dann vorbei und das Publikum strömt wieder nach draußen. Einige bleiben allerdings noch im Keller, in dem die Discokugel angeht, weil DJ und langjähriger Freund der Band T. Mix noch bis 3 Uhr morgens auflegt. Danach heißt es aber auch für die letzten ab nach Hause, um unterwegs diesen Abend noch einmal Revue passieren zu lassen.
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