Iced Earth
World Dystopia Tour 2011 in Köln und Ludwigsburg
Konzertbericht
Die Umbaupause zieht sich ein wenig hin und die Spannung steigt ins Unermessliche. Trotz der bisher äußerst positiven Kritiken bin auch ich höchst gespannt, wie sich Neu-Sänger Stu Block wohl schlagen wird. In den Fußstapfen eines Matt Barlow tritt er kein leichtes Erbe an und muss sich die Sympathie der Fans erst noch erkämpfen. Entsprechend übt er sich zu Beginn noch in Zurückhaltung, zumindest was Stageacting und markige Sprüche angeht. Erst mit den durchwegs begeisterten Fan-Reaktionen taut er immer mehr auf und zeigt sich als gutgelaunter, sympathischer Frontmann, der seine Rolle in dieser Band zukünftig garantiert hervorragend ausfüllen wird.
Gesanglich gibt es von Beginn an nichts auszusetzen. Obwohl – oder gerade weil? – er eine ganz andere Ausstrahlung auf der Bühne entwickelt als sein Vorgänger, fügt sich seine Stimme hervorragend in die Songs ein und drückt ihnen ganz dezent seinen eigenen Stempel auf. Insbesondere bei den hohen Schreien steckt er Matt Barlow rein technisch völlig in die Tasche, im Gegensatz zu Interims-Schreihals Tim „Ripper“ Owens geht ihm aber auch bei den düster-grollenden Passagen nicht die Puste aus. Wie sehr ihn das Publikum bereits in sein Herz geschlossen hat, zeigt sich dann, als er gegen Ende des Sets in bester Bruce-Dickinson-Manier eine große Deutschland-Fahne schwenken darf, ohne dass dies in irgendeiner Weise peinlich wirken würde oder Unmuts-Reaktionen zur Folge hätte.
Galerie mit 30 Bildern: Iced Earth - Rockfabrik Ludwigsburg - Iced Earth - World Dystopia Tour 2011Die Setlist ist praktisch identisch mit der Köln-Show und überzeugt durch die ausgewogene Mischung aus Klassikern und Material vom neuen Album. Natürlich wird „Anthem“ heute nur einmal gespielt, die absoluten Highlights stellen jedoch auch heute „Damien“, „Watching Over Me“ und das als Zugabe gespielte „Dante’s Inferno“ dar. Doch auch das übrige Material fällt dagegen kaum ab, vom neuen Album überrascht besonders „V“ mit geradezu euphorischen Reaktionen. Vor dem Zugabenblock darf dann RoFa-Chef Hasche wieder einmal auf die Bühne kommen, um den Jungs eine Runde Drinks zu spendieren, und wird daraufhin prompt von ICED-EARTH-Chef Jon Schaffer mit einer sympathischen Dankesrede bedacht. Überhaupt scheint der Gitarrist inzwischen wesentlich entspannter zu sein als man ihn in den letzten zehn Jahren oft erleben konnte. Man könnte nun versuchen, darin Parallelen zu den Richtungsänderungen seiner politischen Überzeugungen zu konstruieren, viel eher liegt es jedoch wohl daran, dass die Stimmung innerhalb der Band extrem gut ist und ICED EARTH in musikalischer Hinsicht an allen Fronten zum Sturm blasen. Bleibt zu hoffen, dass Schaffer und seinen Mitmusikern nun wirklich ein zweiter Frühling bevorsteht und sich dieser nicht als so laues Lüftchen entpuppt wie die „Ripper-Phase“.
Viel zu schnell geht der Abend seinem Ende entgegen. Doch natürlich darf hier niemand nach Hause gehen, bevor sich die FURY-UK-Jungs nicht für die kleinen Gemeinheiten während ihres Opener-Gigs revanchiert haben. Während der abschließenden Bandhymne „Iced Earth“ erobern die drei die Bühnenkante, drehen sich um und lassen dort genüßlich die Hosen runter. Und nicht nur das Publikum zeigt sich von den sechs nackten Pobacken, auf denen in Großbuchstaben „SUCK IT“ prangt, angetan, auch Stu Block kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als er begeistert freundschaftliche Klapse an die Briten verteilt. Offensichtlich verstehen sich beide Bands prächtig und so wird als krönender Abschluss das KISS-Cover „War Machine“ angekündigt, bei dem Mitglieder beider Bands gemeinsam um die Wette jammen. ICED-EARTH-Bassist Freddie Vidales ergreift das Mikro, während die beiden Gitarristen Chris Appleton (FURY UK) und Troy Seele (ICED EARTH) und Bassist Luke Appleton (FURY UK) kräftig in die Saiten hauen. Am Schlagzeug proben Martin McNee (FURY UK) und Brent Smedley (ICED EARTH) den fliegenden Wechsel, die übrigen Musiker bereichern diese einzigartige Darbietung als Background-Sänger. So findet dieser Abend einen gleichermaßen ungewöhnlichen wie großartigen Abschluss und beweist nicht nur, dass man mit ICED EARTH in Zukunft wieder vermehrt rechnen muss, sondern präsentiert mit FURY UK auch eine Nachwuchs-Band, die man unbedingt im Auge behalten sollte. (Xeledon)
Setlist ICED EARTH:
- Dystopia
- Burning Times
- Angels Holocaust
- Slave To The Dark
- V
- Stand Alone
- When The Night Falls
- Damien
- Dark City
- The Hunter
- Anthem
- Declaration Day
- Days Of Rage
- Watching Over Me
- Dante’s Inferno
- Iced Earth
- War Machine (KISS-Cover, zusammen mit FURY UK)
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