Iced Earth
World Dystopia Tour 2011 in Köln und Ludwigsburg
Konzertbericht
ICED EARTH sind aber natürlich ein ganz anderes Kaliber und haben das Publikum vom ersten Ton an fest im Griff. Als Intro dient das Vorspiel zum Titeltrack der aktuellen Scheibe „Dystopia“. Jon Schaffer geht einmal mehr mit Südstaaten-Bandana bekleidet und einer Paula in der Hand auf die Bühne, zieht aber logischerweise nicht annähernd so viele Blicke auf sich wie Stu Block. Dem Frontmann merkt man ein wenig die Nervosität an, klingt er doch bei den ersten beiden Nummern ein wenig unsicher. Die ist aber spätestens mit dem an dritter Stelle gespielten „Angels Holocaust“ und dem folgendem, knallhart interpretierten „Slave To The Dark“ verflogen. Stu Block zeigt seine enormen Qualitäten als Frontmann. Er dirigiert das Publikum, als wäre er schon ewig bei ICED EARTH, wirkt überhaupt nicht wie ein Neuling und auch die restliche Band lässt sich von dem Sänger mitreißen, ist sehr aktiv auf der Bühne und spielt einen wunderbaren Set aus neuen und älteren Songs. Höhepunkt ist neben „Angels Holocaust“ und „Watching Over Me“ am heutigen Abend sicherlich „When The Night Falls“, bei welchem der Sänger zeigt, dass er, verglichen mit Matt Barlow, der wesentlich bessere Sänger ist und im Refrain, wo Barlow immer Probleme mit den hohen Passagen hatte, die Töne sauber trifft. Auch wenn ich Barlows Gesang sehr mag und er für manche Fans immer DER Sänger von ICED EARTH bleiben wird, muss man neidlos anerkennen, dass Stu Block der bessere Musiker ist.
Hinzu kommt, dass Stu Block, trotz der anfänglichen Nervosität, eine gewisse Unbekümmertheit in die Band gebracht hat, die den Amis sehr gut zu Gesicht steht und spürbar neue Energien frei gesetzt hat. Das Publikum akzeptiert ihn jedenfalls von der ersten Minute an und macht auch die Mitsingspielchen begeistert mit. Der Mann ist wirklich eine Bereicherung für ICED EARTH und Jon Schaffer wäre gut beraten, ihn langfristig an die Band zu binden. „Watching Over Me“ bringt er beispielsweise noch gefühlvoller und eindringlicher als Matt Barlow und sorgt so für extreme Gänsehaut in der ganzen Halle. Als glückliche Wahl entpuppt sich auch das auf der „Horror Show“-CD stehende „Damien“, das nach dem intensiven „When The Night Falls“ die Stimmung in der Halle in eine andere Richtung lenkt, ohne dabei einen Abfall zu verzeichnen. Die bedrohliche Atmosphäre, die der Song auf Platte erzeugt, wird heute eindrucksvoll auf die Essigfabrik übertragen. „The Hunter“ sorgt danach wieder für etwas Partystimmung und wird aus allen Kehlen laut mitgesungen. Eine kurze Ansage seitens der Band macht klar, dass die Fans sich heute Abend auf noch mehr freuen dürfen. ICED EARTH schneiden das folgende „Anthem“ für einen neuen Video-Clip mit und legen sich hierfür doppelt ins Zeug. Die Fans tun es ihnen gleich und es stört auch nicht, dass die Band die Nummer direkt im Anschluss zu Sicherheit noch einmal spielt. Ganz im Gegenteil. Sowas erlebt man als Fan auch nicht allzu oft und so kann man jetzt schon von einem einmaligen Erlebnis sprechen.
Galerie mit 32 Bildern: Iced Earth - Essigfabrik Köln - Iced Earth - World Dystopia Tour 2011Von der gelungenen Performance angespornt, legen ICED EARTH mit einem sehr tight gespielten „Declaration Day“ und dem aggressiven neuen Track „Days Of Rage“ erst mal schön heavy nach, damit die Matten wieder ordentlich kreisen können. Das erwähnte „Watching Over Me“ sorgt dann schon wie gesagt für einzigartige Gänsehaut Atmosphäre und eine kleine Verschnaufpause, bevor es in die letzte Runde des Abends geht. Zwar hat die Band eine Neuaufnahme von „Dante’s Inferno“ mit Stu Block an den Vocals schon vor der aktuellen Platte ins Netz gestellt. Was ICED EARTH aber hier bieten hätte man nie und nimmer so erwarten können. Ein Riffinferno gepaart mit ultratightem Drumming und einem Sänger der die Höllenqualen der Lyrics sprichwörtlich zu durchleiden scheint. Ich bin ja kein Freund von überlangen Stücken auf Konzerten, die zudem keinen Chorus haben (Ausnahme natürlich „Rime Of The Ancient Mariner“), aber hier muss man ob der musikalischen Leistung von ICED EARTH seinen Hut ziehen. Der Song sitzt und peitscht die Stimmung noch einmal nach oben. Da geht das ebenfalls grandiose und das Konzert abschließende „Iced Earth“ fast ein wenig unter. Trotzdem ein würdiger Abschluss eines super Konzerterlebnisses. In dieser Form ist mit ICED EARTH wieder verstärkt zu rechnen. Einziger Wermutstropfen ist zwar das Fehlen von WHITE WIZZARD, die ich gerne gesehen hätte. Das haben ICED EARTH aber mit ihrer sehr guten Show und vielen tollen neuen Songs egalisiert. Mit FURY UK ist zudem ein talentierter Newcomer auf der Tour, der seine Rolle als Opener mehr als gut ausfüllt. (Colin)
Setlist ICED EARTH:
- Dystopia
- Burning Times
- Angels Holocaust
- Slave To The Dark
- Anguish Of Youth
- V
- Stand Alone
- When The Night Falls
- Damien
- Dark City
- The Hunter
- Anthem
- Anthem
- Declaration Day
- Days Of Rage
- Watching Over Me
- Dante’s Inferno
- Iced Earth
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