Hour Of Penance
Death Feast Open Air 2008
Konzertbericht
Erst zum zweiten Mal hieß es dieses Jahr Ring frei für das „most brutal festival in Europe“, das DEATH FEAST OPEN AIR. Doch wie auch im Vorjahr konnte man, trotz einiger Line Up Querelen im Vorfeld, erneut eine hochkarätige Bandauswahl für das in NRW ansässige Festival verpflichten. Niemand Anderes als die Knüppelgrößen ORIGIN, DYING FETUS, CRYPTOPSY und BEHEADED sowie zahlreiche andere internationale Vertreter des gepflegt brutalen Death und Grind, versammelten sich für drei Tage auf der bezeichnend benannten „Schwarzen Heide“ in Hünxe um dort den zahlreichen Besuchern ordentlich den Marsch zu blasen. Alles über den Erfolg dieses Unterfangens, grausige Wetterspielchen und all den sonstigen Festivalkram erfahrt ihr im folgenden Bericht.
Das DEATH FEAST 2008 beginnt für mich leider ordentlich spät. Nach einer langen Anreise im überladenen Wagen bei geschätzten .. zweieinhalb Metern Sichtweite auf der vom Regen zugenässten Autobahn und einigen kleinen Ehrenrunden durch die nordrhein-westfälische Dorflandschaft (ja, ein klein wenig mehr Beschilderung hätte beim weit umfassenden Areal der „Schwarzen Heiden“ durchaus sein dürfen), kommen wir erst zur Mitte des ersten Festivaltages auf dem Gelände an. Prompt werden wir dann auch, nach dem stressfreien und gut organisierten Abholen der Bändchen, auf einen Alternativplatz umgeleitet. Denn der kräftige Regen war auch schon am Vortag ordentlich auf die Kleinstadt und die „Schwarze Heide“ niedergegangen und hatte, zusammen mit ordentlichem Besucherverkehr, für eine respektable Matschpiste auf dem Campinggelände gesorgt. Dieser Umstand sollte sich im Verlauf des Wochenendes auch nicht mehr gravierend ändern, war aber alles in allem zum aushalten (und mal ganz ehrlich: ein bisschen Matsch an den Tretern gehört doch zu einem ordentlichen Festival auch dazu). Der Alternativplatz hingegen erhöht die Laufstrecke aufs Gelände zwar um ein paar auf insgesamt acht Minuten (je nach Alkoholpensum durchaus auch etwas mehr), das etwas stressfreiere Campen ist das aber durchaus wert.
Nach dem Aufbau von Pavillon und Zelten (ersterer war beim immer wieder einsetzenden und teils äußerst kräftigen Regen wirklich Gold wert) heißt es dann erst einmal Fahne gepackt, Trikot über gestreift und ab ins Partyzelt, denn König Fußball steht auf dem Plan. Das Partyzelt darf man sich als mittelgroßes Festzelt mit – gelobt sei der Herr – ordentlichem Holzboden und Bierausschank vorstellen. Es dient auch nach dem Ende der Bands am Abend als Anlaufstelle für alle partyhungrigen Festivalbesucher auf der Suche nach noch mehr lauter Musik und war indes wohl auch nicht schlecht besucht. Am frühen Freitag Abend hingegen ist es absolut in der Hand der zahlreichen Fußballfans, die sich vor der aufgebauten Leinwand im Stehen oder auf Bierbänken tummeln. Trotz des leider mageren Abschneidens unserer Jogi-Elf in diesem Spiel kommt mit massig Fangesängen doch so etwas wie Stadionatmosphäre auf, da soll noch einer behaupten, Metal-Fans sein nicht Fußball begeistert. Und so ist die Frustration nach der Niederlage auch den wenigsten wirklich anzumerken, immerhin steht ja noch ein gutes Restprogramm auf dem eigentlich Festivalgelände ins Haus.
Dieses ist direkt an den eigentlich Campingplatz angeschlossen und durch eine kleine Eingangsschleuse zu erreichen, die natürlich durch die Security besetzt wird. Wer sich aber schon auf ein wenig körperliche Nähe und abtatschen eingestellt hat, der wird enttäuscht, Eine wirkliche Kontrolle bis auf die der Festivalbändchen fand nicht statt. Nicht unbedingt üblich bei größeren Festivals, aber wer glaubt schon wirklich, dass die kurzen Kontrollen überhaupt effektiv sind. Das eingezäunte Areal selbst ist dann ebenso breit wie der Campingstreifen, was eigentlich sogar schon etwas zu groß ist. Denn zwischen der „Shoppingmeile“ rechts und der Bühne links befindet sich so ein riesiger leerer Bereich, der nur von ein paar Essensständen umrandet wird. Schadete nicht wirklich, bei dem geschätzten Personenaufgebot von etwa 4.000 Leuten hätte es aber auch etwas kompakter sein können. Apropos Essen: Der Metalhead im Angesicht des Hungers kann sich entweder mit Kebap, Pizza, asiatischen oder eher bodenständigen Erzeugnissen, hauptsächlich Wurst und Pommes, den Bauch bei akzeptablen Preisen voll schlagen. Bier gabs natürlich auch, recht praktisch im stabilen PVC-Becher und mit Krombacher auch absolut genießbar.
Das Wichtigste zum Schluss: Die Bühne. Die ist natürlich nicht so riesig wie auf einem Summer Breeze oder einem Wacken, dadurch aber auch nicht so elendig hoch und trotzdem mit ausreichend Platz für die meistens ohnehin eher klein bestückten Death Kapellen. Von einem ausreichend dimensionierten Fotograben getrennt folgt dann der Frontbereich, der ebenfalls schon am ersten Tag ordentlichen hatte einstecken müssen. Die Spuren der Circle Pits sind schon unverkennbar.
CEPHALOTRIPSY
Nach dem Anreisestress und der Fußballschlappe geht es dann aber endlich mit dem musikalischen Teil los. CEPHALOTRIPSY, eine eher kleine Formation aus dem stets sonnigen Kalifornien, heizen dem noch recht spärlichen Publikum ein, wohl eine Folge der Fußballbegeisterung. An der Musik kann es allerdings nicht liegen, denn der brutale und von massig Inhales untermalte Death Metal, der sich sehr nach DEVOURMENT anhört, liegt sicher ganz in der Schnittmenge des Death Feast Publikums und tönt so ordentlich aus den Boxen, dass auch die Sonne in ihren letzten Zügen nochmal ein bisschen strahlt. Die anwesende Menge findet daran auch sichtbar Gefallen und drückt dies vor allem mit der wackelnden Handgestik, abgekupfert bei SUFFOCATION- Fronter Frank Mullen, aus.
INVERACITY
Wie, noch nicht genug Geknüppel gehabt? Kein Problem, auf dem Death Feast natürlich keine Mangelware. Technisch steril, schnell und brutal gehen auch die Griechen INVERACITY zu Werke. Insbesondere Drummer Vagelis Voyiantzis mit seinem rohen, schnellen Geballer macht klar, warum das Death Feast durchaus auch unter dem Synonym „Festival der Schlagzeuger“ firmiert. So brutal der Death Metal, so spartanisch und martialisch kurz bleiben auch die Ansagen. Das schadet der aufgeladenen Atmosphäre des Publikums, das nun auch wieder deutlich vollzähliger anwesend ist, aber kaum. Stattdessen gröhlt man begeistert Fronter George zu, der im schicken DEICIDE-Shirt auf der Bühne Gas gibt und mit deutlicher Körpersprache Präsenz zeigt.
Nur Petrus scheint wohl irgendwie etwas gegen das Zusammentreffen zu haben, denn pünktlich zum Ende des Gigs lässt dieser den bisher dicksten Regenschauer los. Das ist zwar ein paar Minuten lang richtig lustig, aber in Verbindung mit der Kälte und der Angst um das Kameraequipment entpuppt sich der nicht enden wollende Schauer als ziemlich ärgerlich und so treten wir, noch bevor ROMPEPROP ihrerseits auf die Bühne kommen können, den schnellen Rückzug in Richtung Pavillon an. Darunter komm ich dann auch nicht mehr hervor, selbst als der Regen – natürlich erst nachdem die Klamotten einmal komplett durch gewechselt worden sind – wieder endet. ROMPEPROP und BEHEADED gibts deshalb nur als einen etwas entfernten Audio-Stream, der irgendwann gegen halb Eins endet.
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