Hörnerfest 2024
Der große Festivalbericht

Der dritte Festivaltag hat einen nichtmusikalischen Konkurrenten bekommen. Viele Menschen auf dem Hörnerfest 2024 frönen auch dem runden Leder und möchten am Abend lieber Fußball anstatt Musik konsumieren. Das Veranstalterteam schafft kurzfristig Abhilfe. Es gibt auf dem Mittelaltermarkt ganz und gar nicht mittelalterlich einen Bildschirm, wo am späteren Abend das runde Leder verfolgt werden kann. Um 12.00 Uhr geht das Musikprogramm auf der Hauptbühne weiter.

VERA LUX (12:00 Uhr)

Galerie mit 16 Bildern: Vera Lux - Hörnerfest 2024

Aus dem Süden der Republik kommen VERA LUX und sind kein unbekannter Name auf dem Hörnerfest 2024. Das Quintett mixt die Moderne mit dem Mittelalter. Wobei es keinen Modern Metal auf die Ohren gibt, sondern ein Mix aus Gothic, Folk und Metal mit Drehleier, Dudelsack und Geige. „Himmelhoch“ oder im „Labyrinth“ ist der Fünfer noch nicht unterwegs. Im Frühjahr reichte es zum Vorprogramm für die Epic-Folk-Metaller von VANAHEIM.

Warum der große Sprung bisher ausgeblieben ist, zeigt sich auch beim heutigen Gig. Durchaus gefällig und eingängig ist das musikalische Programm. Den Liedern fehlt an der einen oder anderen Stelle die Durchschlagskraft, genauso wie ein Alleinstellungsmerkmal. Dark-Metal-Bands mit Folk-Elementen gibt es in verschiedenen Konstellationen wie Sand am Meer, da hilft auch kein Rauch, der schon früh am Tage zum Einsatz kommt. Einmal mehr zeigt sich, dass die Kluft zwischen den Platzhirschen und den Bands auf den Plätzen im Folk- und Mittelalter-Sektor sehr groß ist.

UNSHINE (13:15 Uhr)

Galerie mit 16 Bildern: Unshine - Hörnerfest 2024

Es gibt viele bekannte Metalbands aus Finnland. Mit UNSHINE steht eine unbekannte Band aus Helsinki auf der Bühne, die in symphonischen und folkigen metallischen Gewässern schwimmt. Seit mehr als 20 Jahren gibt es UNSHINE, die in dieser Zeit immerhin fünf Longplayer veröffentlicht haben.

Ähnlich wie VERA LUX sind auch UNSHINE handwerklich durchaus stark und die Songs an sich hörbar und unterhaltsam. Es gibt mehr als genügend Kapellen, die in gleichen Gefilden unterwegs sind und eben mehr als nur ein Schritt weiter sind als UNSHINE. Der symphonische Part kommt live nicht so zum Tragen wie auf Platte und ist zu vernachlässigen. Vielmehr setzt das Quintett auf eine dunkle Attitüde und getragene Melodien. So gilt für UNSHINE das gleiche, was für VERA LUX gilt: da ist noch einiges an Luft nach oben. Einzig die finnische Sprache und Songs mit Namen wie „Sakraali Elementaali“ sind als Alleinstellungsmerkmal zu verbuchen.

ANGRIVARII (14:35 Uhr)

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Eigentlich wären jetzt XIV DARK CENTURIES an der Reihe. Veranstalter Thomas Tegelhütter und Schlagzeuger Manu stehen auf der Bühne und müssen verkünden, dass XIV DARK CENTURIES nicht kommen. Der Rest der Band und das Equipment stecken in einer Vollsperrung auf der Autobahn. Es geht nicht vor und nicht zurück. Auch die Option nach dem Headliner noch zu spielen ist keine, da ein Bandmitglied morgen früh in den Urlaub abfliegt. Damit fällt ein weiterer metallische Act auf dem Hörnerfest 2024 aus.

Der Spielmannshaufen ANGRIVARII aus Niedersachsen übernimmt den Slot. Die Truppe ist eigentlich auf der Marktbühne aktiv und passt gut mit seinem Repertoire und Outfit auf Mittelaltermärkte. Der Gig die Truppe ist völlig okay und unterhaltsam, nur weit entfernt von einem Ersatz für XIV DARK CENTURIES. Es wird für Stimmung gesorgt, auch wenn die Crowd vor der Bühne nur locker gepackt ist.

FORGOTTEN NORTH (15:55 Uhr)

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Fast ein Heimspiel haben FORGOTTEN NORTH aus dem benachbarten Brunsbüttel. Wer die Truppe in den vergangenen Jahren gesehen hat, der erwartet ein Wikinger-Outfit mit Schildern, Schwertern und sonstigen Utensilien. Die Band hat jedoch eine komplette Runderneuerung, genauer gesagt „Veralterung“, erhalten. Der ehemalige Sänger Sir Lord Doom steht wieder auf der Bühne. Mit ihm diverse Weggefährten aus den 90er Jahren, wie zum Beispiel die erste Violinistin der Band.

Von dem Wikinger-Outfit und den Samples ist ebenfalls nichts mehr geblieben, genauso sind die Künstlernamen, die nach Island oder Wikinger klingen sollten, verschwunden. Das Set umfasst 12 Tracks, darunter die bekannten Nummern wie „Am Leben“ und „Vogelfrei“. Sir Lord Doom ergänzt seine Moderation mit diversen Glückwünschen und Danksagungen. Insgesamt zeigt sich eine Hobbyband, die noch einiges an Abstimmungsbedarf und Übungsstunden benötigt. Der Gig wirkt an vielen Stellen hölzern und holprig. Der Ansatz auf die eigentliche musikalische Essenz ohne Samples und Co. zu setzen ist mehr als löblich, hat aber noch reichlich Luft nach oben.

FINSTERFORST (17:20 Uhr)

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Wo der Unterschied zwischen Hobby und Sprung zur Professionalität liegt, zeigt sich mehr als deutlich zwischen FINSTERFORST und FORGOTTEN NORTH. Vom Genre liegen die Bands gar nicht so weit auseinander, vom technischen Können und dem Auftritt an sich liegen Welten zwischen den Schwarzwäldern und der norddeutschen Band. Es hat Gründe, warum FINSTERFORST bei Napalm Records seine Scheiben veröffentlicht und andere Bands nicht.

Es ist Zeit die Matte und den Kopf in Bewegung zu bringen. Sänger Oliver Berlin und seine Mitstreiter liefern komplexe Eingängigkeit und einen gehörigen Schuss Epik. Mit dreckigen Gesichtern stehen die Herren auf der Bühne und hauen Sachen wie „Wut“ oder den Titeltrack des 2015er Albums „Mach Dich Frei“ den Fans auf die Ohren. Der wechselnde harsche und klare Gesang geht gut ins Ohr, die Saitenarbeiter werfen sich nicht nur einmal in Pose. Schade, dass die Truppe nur 50 Minuten für ihren Auftritt hat – das hätte gerne noch etwas länger gehen können. Im Herbst sind FINSTERFORST mit FIRTAN und BUCOVINA auf Club Tour. Wer auf ein Gemisch aus Folk Metal, Viking Metal und Black Metal steht, sollte sich die Termine vormerken.

THE FEELGOOD MCLOUDS (18.40 Uhr)

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Kein Tag ohne Irish Folk auf dem Hörnerfest 2024. THE FEELGOOD MCLOUDS klingen irisch und kommen aus dem Saarland. Moment: Saarland und eine Identität aus einem anderen Land? Da gibt es doch eine bekannte Power-Metal-Band, die sich selbst nach Transsilvanien platzierten. THE FEELGOOD MCLOUDS haben keine Pseudonyme und mischen den tanzbaren Rhythmen ernste Lyrics hinzu, wo es um Rassismus oder Homophobie geht. Trotzdem gibt es die typische irische Musik mit Nummern wie „Mad O’Riley“, „Moonshiners“ oder „Foggy Days“. Trinklieder gehören zum festen Ritual bei irischer Musik. Das Trinklied von THE FEELGOOD MCLOUDS nennt sich „Drink To All My Friends“, dass die feiernde Meute vor der Bühne zum Tanzen einlädt. Dieses Jahr hat das Hörnerfest eine gewisse grüne Folk-Schlagseite. Mit THE FEELGOOD MCLOUDS steht bereits die vierte Band mit dem Liedgut der grünen Insel auf der Bühne.

QNTAL (20.25 Uhr)

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Hatten wir schon Gothic und elektronische Beats? QNTAL setzen auf mittelalterliche Instrumente und Elektro-Beats. Die Truppe gehört seit mehr als 30 Jahre zur Szene und ist auf Veranstaltungen wie dem WGT in Leipzig fester Bestandteil. Auf dem Hörnerfest 2024 haben QNTAL vor allem ein Problem mit dem Sound. Ein dumpfes Brummen ist bei jedem Track zu hören und sorgt für ein wenig genießbaren Mix. Der Einsatz einer mongolischen Pferdekopfgeige wäre ohne das dumpfe Brummen im Hintergrund bestimmt ein starkes musikalisches Element. Der Gig ist am Ende primär etwas für die Die-Hard-Fans, während viele Festivalbesucher das Public Viewing der Europameisterschaft am Bratwurststand nutzen.

FAUN (22.30 Uhr)

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Der Abschluss des Festivals erfordert einen nochmaligen Umbau der Bühne. FAUN setzen auf akustische, mittelalterliche Instrumente, die elektronisch geklammert werden. Im Gegensatz zu QNTAL stehen aber die Instrumente und die verschiedenen Vokalisten im Vordergrund.

Für den ersten Lacher sorgt Bandchef Oliver „SaTyr“, der beim Soundcheck auch den Lichtcheck überstehen muss. Das helle Licht schockt ihn so sehr, dass er den Text verliert, aber wenige Sekunden später hat er den Faden wieder. Die Laune bei Fans und Band ist bestens und mit „Baldur“ und dem Klassiker „Walpurgisnacht“ („Luna“, 2014) eröffnen die Spielleute das Set. Frontmann Oliver „SaTyr“ zeigt seine Unterhaltungsqualitäten zur „Nacht Des Nordens“, der perfekt zu einem Festival in Schleswig-Holstein passt. Das Publikum wird mit eingebunden und FAUN kommen weniger folkig, eher rockig und unterhaltsam, rüber.

Adaya Lancha de Baïracli Levy wechselt blitzschnell zwischen den Instrumenten. Ob Sackpfeifen, Bouzouki, Gitarre, Bodhran, Banjo oder Lyra und on top noch Gesang – Adaya springt problemlos von Instrument zu Instrument. Nach circa 90 Minuten und der Vorstellung der Band endet der Gig von FAUN mit „Ran“ und das Hörnerfest 2024 geht musikalisch einige Minuten nach Mitternacht zu Ende.

Setlist FAUN:

• Baldur
• Walpurgisnacht
• Nacht Des Nordens
• Alba
• Blaue Stunde
• Umay
• Tamlin
• Andro
• Odin
• Gwydion
• Iduna
• Galdra
• Rhiannon
• Wenn Wir Uns Wiedersehen
• Diese Kalte Nacht
• Ran

Viele Menschen haben das Gelände bereits im Laufe des Abends verlassen. Nach dem Verklingen der Live-Musik leert sich der Tagesparkplatz mit dem einsetzenden Regen und Gewittern. Am Sonntag verschwinden die Menschen vom Camp-Ground – aber nur für vier Wochen – dann kommen die Freunde von Old-School-Metal zu ihrem Sommervergnügen. Für die metallisch orientierte Besucherschaft waren vor allem FINNTROLL und BATUSHKA eine Reise wert. Aber auch unbekannte Namen wie KANSEIL oder KALLOMÄKI erspielten sich neue Fans.

Das Hörnerfest 2025 wirft bereits seine Schatten voraus. Mit MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN kehrt eine Band als Headliner nach Brande-Hörnerkirchen zurück, die ganz andere Festivals in den vergangenen Jahren gerockt hat. Den Kontrast dazu liefern EISREGEN, CRUACHAN oder die französischen Death-Metaller AEPHANEMER. Vom 26.Juni bis zum 28.Juni öffnet Veranstalter Thomas Tegelhütter wieder seinen Garten für die Freunde von Folk, Pagan, Viking und Mittelaltertönen.