HIM
Die Abschiedstour live in Berlin

Konzertbericht

Billing: HIM und Biters
Konzert vom 01.12.2017 | Columbia Halle, Berlin

Nach über 25 Jahren Bandgeschichte kündigten HIM Anfang März 2017 ihre baldige Auflösung an. Bevor sie aber endgültig abtreten, führt ihre Abschiedstour sie aktuell nochmal durch Europa. In Deutschland konnten (und können) all jene, die noch eines der heiß begehrten Tickets ergattern konnten, die Finnen in Hamburg, Berlin, Leipzig, München und Köln ein letztes Mal live erleben. Wir sind dem Ruf nach Berlin gefolgt.

Konzertfoto von HIM - Farewell Tour 2017

HIM – Farewell Tour 2017

Gefolgt sind dem Ruf aber auch noch viele andere, wie sich bei der Ankunft an der Berliner Columbia Halle an diesem Freitagabend zeigt. Es sind etwa drei Minuten Fußweg von der U-Bahn-Station bis zum Eingang, und knapp über die Hälfte des Weges ist schon von der Schlange am Eingang zugestellt. Und das noch eine Stunde nach Einlass und kurz vor Beginn der Vorband. Hat man sich zur Orientierung an den Eingang durchgekämpft, erwartet einen noch eine weitere Schlange, die den Columbiadamm in die andere Richtung säumt. An den Schleusen sind die Zustände dann mitunter chaotisch.

Pünktlicher Einlass unmöglich

Die Klänge der Vorband sind mittlerweile schon zu hören, während immernoch mehrere Hundert Besucher auf Einlass warten. Einer der Gründe für das Chaos sind die Sicherheitsbestimmungen. An diesem Abend sind keine Taschen über Din A 4-Größe erlaubt. Anders als bei anderen Veranstaltungen in der Halle wurde das diesmal aber nicht explizit angekündigt. Entsprechende Anfragen auf der Facebook-Seite der Halle blieben auch Tage nach dem Konzert unbeantwortet. So werden viele bereits an der ersten Schleuse wieder weg- und in eine andere Schlange zur Taschenabgabe geschickt. Viele (so auch wir) kommen aber durch und scheitern erst an der nächsten Instanz am Eingang. Im Bereich zwischen den Schleusen bilden sich Menschentrauben und in den Schlangen gibt es Gegenverkehr. Einige werfen ihre Taschen samt Habseligkeiten aus lauter Verzweiflung einfach weg.

Pünktlich zum Beginn von HIM ankommende Fotografen berichten später, dass draußen immernoch sehr viele Leute anstehen. Auch als die Fotografen rund 20 Minuten nach Beginn des HIM-Sets gehen, wird draußen noch angestanden. In Facebook-Gruppen lässt sich hinterher nachvollziehen, dass es die letzten Besucher wohl um ca. 21:30 Uhr – und damit 30 Minuten nachdem HIM zu spielen begonnen haben – in die Halle schaffen.

HIM verabschieden sich gebührend

Für all das können HIM natürlich nichts. Die fangen wie gesagt pünktlich um 21:00 Uhr mit „Buried Alive By Love“ an, und das vor einer kuschelig gefüllten Halle. Das Konzert ist restlos ausverkauft und im Vorfeld wurden von Wiederverkäufern schon horrende Preise verlangt. Für die Fans hat sich das aber sicher gelohnt, denn es ist nicht nur das letzte Mal, es ist auch eine Setlist mit allen Krachern, die die HIM Bandgeschichte so zu bieten hat. Zu wahren Kreischanfällen führen zum Beispiel Songs wie „Wings Of A Butterfly“ oder später natürlich „Join Me“. Dass die Menge richtig Bock hat, zeigt sich auch an den zahlreichen Mitsängern und rhythmischen Klatsch-Einlagen (zum Beispiel zum Anfang von „Killing Loneliness“), für die es keiner Aufforderung bedarf.

Konzertfoto von HIM - Farewell Tour 2017

HIM – Farewell Tour 2017

Optisch tauchen sich HIM meist in Dunkelheit, was natürlich wunderbar zu ihrer düsterschönen Musik passt, allerdings dazu führt, dass gerade die Leute weiter hinten kaum einen Blick auf ihre Gesichter erhaschen können. Beleuchtet werden sie von hinten wahlweise in Lila, Blau oder Rot, wobei das riesige Metallgestänge in Heartagram-Form durchgängig ein besonderer Eyecatcher ist. Mit dieser dramatischen Inszenierung treffen HIM trotz aller daraus resultierenden Sichtprobleme voll ins Schwarze. Bei der Performance wäre aber vielleicht ein wenig mehr drin gewesen, denn etwas statisch wirkt das Ganze schon. Die Musiker sind zwar immer in Bewegung, bleiben aber meist auf ihren Positionen. Ville Valo geht auch gerne mal ein paar Schritte, steht aber zum Großteil eben einfach nur da und singt. Das tut er dafür aber natürlich in großartiger Weise, und eine Rampensau mit Bühnenakrobatik ist er ja schließlich noch nie gewesen.

Bittersüßer Abschied

Insgesamt haben sich HIM an diesem Abend gebührend von ihren Fans verabschiedet. Es herrscht eine bittersüße Stimmung und trotz all der Euphorie ist auch ein erhebliches Maß an Traurigkeit nicht zu übersehen. Gerade bei den großen Momenten wie „Join Me“ werden einige Besucher von ihren Gefühlen überwältigt und man sieht mehr als nur ein Tränchen rinnen. Trotzdem sind sicher alle froh, noch eines der letzten HIM Konzerte mitgenommen zu haben. Und wer weiß, vielleicht handelt es sich ja hier – wie bei einigen anderen Bands – nicht um die letzte Abschiedstour.

Galerie mit 30 Bildern: HIM - Bang & Whimper - The Farewell Tour 2017

Fotos: Andrea Friedrich

03.12.2017

headbanging herbivore with a camera

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