Hellseatic Bremen
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Samstag, 12.09.2021
KAVIK
Den Auftakt zum zweiten Festivaltag liefern die Lokalmatadoren KAVIK. Bei optimalem Festivalwetter werden die spärlichen Besucher von Sängerin Claude kräftig wachgerüttelt. KAVIK sind primär im Hardcore unterwegs, mischen aber auch mal Blackgaze oder Screamo dazu. Es wird heftig auf der Bühne geschrien, so dass der Gesang auch die Zuschauer im hinteren Bereich des Geländes erreicht.
FABULOUS DESASTER
Fabulous Desaster – Hellseatic 2021
Aus der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn haben FABULOUS DESASTER den Weg nach Bremen Nord gefunden und hauen den Besuchern eine ordentliche Portion Thrash im Style von DESTRUCTION und Co. um die Ohren. Bei dem Bandnamen wird die ältere Generation sich an eine Scheibe von EXODUS aus dem Jahre 1989 erinnern. Allerdings gibt es einen kleinen, aber feinen, Unterschied: das dritte Werk der US-Thrasher nennt sich „Fabulous Disaster“. Ein weiterer Unterschied besteht in der Fingerfertigkeit. So können die Bonner nicht ganz mit ihren Vorbildern mithalten und liefern eine solide Show, können zu ihren Namensgebern aber nicht aufschließen.
Setlist:
- The Dealer
- Rest In Power
- Midnight Fistfight
- Abra Cadaver
- Off With Their Heads
- Against The Wall
- Toxic Nuclear War
- Customized
- Faster Than Light
MONOLITH
Ein weiterer Lokalmatador steht als Programmpunkt an und gibt einen kleinen Vorgeschmack auf den späteren Headliner. MONOLITH spielen nach eigenen Angaben Doom Rock im Style der 70er Jahre. So lassen sich gewisse Parallelen zu KADAVAR bereits bei der Beschreibung herleiten. Sänger Ralf Brummerloh erinnert stimmlich dann und wann an seine Vorbilder aus Birmingham, von der Performance jedoch eher an eine der typischen US-Stoner-Rock-Bands. Solider Auftritt, dem noch das gewisse Etwas fehlt.
Setlist:
- Mountain
- Won’t Come Down
- Cosmic Fairy
- Standing Tall
- Vultures
- Dystopia
- Moonshine
- Acid
- Hole
CONTROVERSIAL
Es gab durchaus schon den ein oder anderen Mini-Moshpit in den abgetrennten Bereichen vor der Bühne auf dem Hellseatic bei vorausgegangenen Shows. Beim Deathcore der Bremer CONTROVERSIAL ist aber besonders viel Bewegung zu vernehmen. Die Energie auf der Bühne, vor allem von Fronter Jonas Langhammer, der links und rechts über die Bühne huscht, scheint sich gut ins Publikum zu übertragen und so gestaltet sich dann eine tolle Show, die ein paar mehr Zuschauer hätte vertragen dürfen, aber wenigstens auch vom Regen weitestgehend verschont bleibt.
Setlist:
- Corruptors
- Repent
- The L Word
- Exonerate
- Formicidae
- Habitat
- Black
- Revelation
- Inebriation
- Depressionist
- Fault Finder
GALACTIC SUPERLORDS
Mit ihrem Mix aus flotten Gitarrenleads und kernigem Rock’n’Roll sind die GALACTIC SUPERLORDS die Überraschung des Hellseatics: zum einen weil sie anfangs ein wenig deplatziert wirkten, zum anderen weil während des Gigs viele Besucher dazu kommen und auch nach dem Gig sehr viele positive Stimmen von Besuchern zu vernehmen sind, welche die Gruppe vorher nicht auf dem Schirm hatten. Fronterin Katharina Heldt macht jedenfalls Stimmung, es gibt neben einer tollen musikalischen Leistung auch Deko-Schwerter, Konfetti und gute Laune.
Setlist:
- Eagle
- Freight
- Kraken
- To Hell And Back
- Leviathan
- Rain
- Wendigo
- Sleepless Night
- Piece Of Me
- Wrath
- Nowhere
- Titans And Gods
- Warpath
IRON WALRUS
Die Niedersachsen mit dem Walross-Fetisch zelebrieren ihr Gebräu aus Doom und Sludge heute ganz cool und lassen sich von nichts aus der Ruhe bringen, wie sich das für die Truppe gehört: weder der Regen noch die anfangs verhaltenen Publikumsreaktionen können sie davon abbringen, ein paar freundliche Worte für die restlichen Bands und das Festival im Gesamten zu finden. Auch Sänger Aufi, als einziger nicht mit Maske, sucht merklich den Kontakt zum Publikum, was sich zusammen mit einer tollen Lightshow auch definitiv auszahlt und dankend angenommen wird.
KADAVAR
Vor dem Headliner wird die Tätigkeit der Crew des Hellseatic 2021 mehr als zurecht gewürdigt und die Crew richtet ein paar Worte an Besucher, Bands und Unterstützer. Unter alles andere als einfachen Bedingungen haben die Damen und Herren ein mehr als gelungenes Festival auf die Beine gestellt.
Mit den Berliner Retro-Rockern KADAVAR spielt undiskutiert eine der größten und bekanntesten Bands auf dem Hellseatic. Und ihrem Status als Headliner werden die drei Jungs auch mehr als gerecht! Trotz einer kompletten Show im Regen ist das Publikum zahlreich, tanz-wütig und auch der Sound ist nach Startschwierigkeiten mittlerweile allererste Sahne! Auch die Lichtshow setzt noch einmal Akzente, auch wenn diese bei den vorigen Bands nicht unbedingt schlecht gewesen ist. Die 70er Musik in Kombination mit den 70er-Klamotten der Band, der in die Mitte der Bühne geholte Drum-Riser, auf dem Tiger wirklich als Dschungelkönig thront, und auch nette kleine Details wie das Vintage-Kabel von Gitarrist Lupus liefern einen angenehmen Vibe. Grandioser Beinahe-Abschluss der zwei Tage, toller Auftakt sicherlich auch für KADAVAR selber zu weiteren Shows und persönliches Highlight des Festivals.
Setlist:
- All Out Thoughts
- Evil Forces
- Living In Your Head
- Into The Wormhole
- Lord Of The Sky
- Doomsday Machine
- Forgotten Past
- Into The Night
- Die Baby Die
- Purple Sage
- Black Sun
- Creature
Zugabe:
- Pale Blue Eyes
- Come Back Life
THE HIRSCH EFFEKT
The Hirsch Effekt – Hellseatic 2021
Den Schlusspunkt setzt das Trio THE HIRSCH EFFEKT aus Hannover. Der Regen hat sich mittlerweile verzogen und so sind die Reihen für das genreübergreifende Set zwischen Artcore, Hardcore, Elektro und progressiver Musik der Band noch gut gefüllt. Es gibt eine Zeitreise durch die Diskografie, wobei die das 2020er Release „Kollaps“, die EP „Gregær“, „Holon : Agnosie“ aus dem Jahre 2015 und „Holon: Anamnesis“ den Löwenanteil beitragen. Die ausgefeilten Lichteffekte mit reichlich Nebel sowie die energiegeladene Show der beiden Sänger und Saitenbearbeiter Nils Wittrock und Ilja Lappin sorgen für ein würdiges Ende des Festivals.
Setlist:
- Cotard
- Domstol
- Bezoar
- Bilen
- Kollaps
- Agera
- Gregaer
- Lifnej
- Vituperator
- Ligaphob
- Mara
Zugabe:
- Agitation
Fazit:
Nach THE HIRSCH EFFEKT geht es erschöpft, aber sichtlich zufrieden angesichts erster neuer Live-Vibes im hohen Norden nach Hause. Auf dem Weg trifft man teilweise noch Bandmitglieder aus dem Norden, die sich ebenfalls auf nach Hause machen und hält noch Klönschnack. Zusammengefasst kann das Bremer Hellseatic trotz kleineren Schönheitsfehlern und etwas durchwachsenem Wetter rundherum überzeugen und macht gespannt auf eine Fortführung im nächsten Jahr, für die mit den Ex-Bremern MANTAR auch schon eine hochkarätige Band angekündigt wurde. Haltet Ausschau nach dem Brutal Seepferdchen oder den Augen aus dem Schiffscontainer!
Text: Jürgen Fenske und Alexander Santel
Fotos: Jürgen Fenske
Galerien Samstag, 12.09.2021
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