Hellraiser Open Air
Hellraiser Open Air
Konzertbericht
Sonntag
DISASTER KFW
Die Thüringer DISASTER KFW sind nach eigener Aussage die Urväter der Reitermania und eröffneten den dritten und letzten Festival-Tag. Die Jungs um Skeletton, dem ex-Schlagzeuger der APOKALYTPISCHEn REITER waren natürlich die Opfer der früheren Stunde, denn nur eine Handvoll Leute strömte bereitwillig zur Bühne. Doch diejenigen, die sich davor eingefunden haben, feierten die Death-/Grind-Salven des Quintetts ordentlich ab. Nach dem Motto „Stumpf ist Trumpf“ wurde sogleich losgelegt. Aufgrund der allzu frühen Morgenstunden stieß der Kreischgesang des Sängers natürlich etwas negativ auf. Zudem waren die Drums viel zu laut und der Rest zu leise, gern hätte ich die Gitarrenfraktion etwas besser gehört, denn sie ballerte dem Publikum klasse Riffs um die Ohren, welche allem Anschein nach der schwedischen Schule entlehnt waren. AMON AMARTH ließen grüßen. Relativ schnell gingen die Jungs zu uninspiriertem Geballer über und es stellte sich ein Soundbrei vor dem Herrn ein, an dem die Band jedoch keine Schuld trägt. Der Tontechniker schien versagt zu haben. Nichtsdestotrotz gab es verhaltenen Applaus. Mein Fazit: Daumen runter! (SirG)
DAWN OF FATE
Da ich Kollege Philip und seine Freundin einerseits zum Bahnhof fuhr, andererseits auch noch in der Pension etwas rumtrödelte, verpasste ich leider den Auftritt von DISASTER K.F.W., auf welche ich mich eigentlich richtig gefreut hatte. Manchmal könnte man sich echt selbst in den Arsch beißen, auch wenn es natürlich nichts hilft. Dafür kam ich pünktlich zu DAWN OF FATE, und selbige waren für mich genau die richtige Medizin, um meine müden Knochen wieder aufzuwecken. Die treibende Musik in Form von aggressivem, energischem und eindringlichem Death Metal mit einigen Black Metal Anleihen, der mit ganz schön viel Kunstblut verschmierten Band, ist zwar nicht gerade die hohe Kunst, dafür gibt’s aber die voll auf die Zwölf, was mir ziemlich recht war. Auch vor der Bühne war angesichts der noch recht frühen Stunde ziemlich gut gefüllt. Herausstechend aus dem Material fand ich „Gedanken des Hasses“ mit seinem schönen melodischen Anfang und giftigem Gesang. (Endres)
HELRUNAR
Auf HELRUNAR war ich mehr als nur gespannt, denn gerade ihr letztes Album „Frostnacht“ hatte mich damals vollends verzaubert und so fragte ich mich, ob sie es schaffen würden, die unglaubliche Atmosphäre auch Live zu transportieren. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar ja! Gleich mit dem Opener „Frostnacht“ gelang der um zusätzliche Live-Musiker verstärkten Band ein toller Einstieg in 40 düstere Minuten voller einerseits brutalem und archaischem, andererseits epischem Black/Pagan Metal. Blickfang war Sänger Skald Draugir, welcher stets passend zu den gesungen Zeilen gestikulierte und voll in der erhabenen und gewaltigen Musik aufzugehen schien. Im Vergleich zu manch anderem Vertreter dieser Zunft klingen HELRUNAR einfach erfrischend, auch wenn nicht unbedingt ganz neue Wege beschritten werden. Mit energischer Performance wurden noch „Seelenwinter“, „Älter als das Kreuz“ und „Dreifach Dorn“ unglaublich kraftvoll runtergeholzt. Das war wirklich ein intensives, aber leider auch viel zu kurzes Erlebnis! (Endres)
D.A.M.N.
Nach HELRUNAR betraten nicht wie angekündigt SULPHUR, sondern der kurzfristige Ersatz D.A.M.N. die Bühne. Die Kapelle aus Braunschweig bezeichnet ihren Stil als Major League Death Metal und besticht mit einer blonden Schönheit am Mikro, die die gute Angela Gossow von ARCH ENEMY mal locker in die Tasche stecken könnte. Der schüchterne, fast unbeholfene Mikrofon-Check vor der Show konnte nur kurz über eine scheinbar mangelnde Qualität als Frontfrau hinwegtäuschen. Ab der ersten Sekunde ging es in die Vollen, die Drums wummerten ordentlich, die Gitarren sägten und der brutal tiefe Brüllgesang zerstreute alle Zweifel an der Unfähigkeit der Sängerin. Stageacting wird bei der Band wohl groß geschrieben, denn die Jungs plus Mädel gingen nicht weniger zu ihrer Musik ab, als die leider etwas kleine Anzahl an Festivalbesuchern vor der Bühne. Der Sound war gut und sehr druckvoll und auch das Wetter spielte mit, denn nach einem kurzen Schauer kam die Sonne raus. Der Auftritt bot alles, auch die üblichen „Ausziehen!!!“-Rufe seitens der staunenden, überwiegend männlichen Zuschauermenge. Sonne macht halt albern! (SirG)
ILLNATH
Rein optisch schien der ILLNATH-Sänger ja dem WGT entlaufen zu sein, das nicht weit entfernt in Leipzig stattfand: Hosen mit Reißverschlüssen woanders als im Schritt, bunte Haare und ein durchsichtiges Oberteil. Musikalisch wollte die Band dort allerdings nicht so sehr hinpassen. Zwar hätte der Melodieanteil auch Rüschenträgern noch zugesagt, das Gekeife und die todesmetallischen Klänge passten aber doch eher aufs Hellraiser. Stimmlich tendierte der gute Mann in Richtung früher CRADLE OF FILTH, soll heißen: heutzutage kreischt der Dani Filth mit einem Lungenflügel unters Bett. Trotz der respektablen stimmlichen Leistung, wussten ILLNATH aber dennoch nicht vollends zu überzeugen. Dazu fehlte den Songs bei aller Eingängigkeit der zwingende Biss. Einigen guten Stellen standen zu viele gut gemeinte gegenüber, die die Songs in der Summe zu beliebig wirken ließen. Mehr als ein paar mal aufhorchen ließen einen ILLNATH damit nicht. Aber immerhin. (Thomas)
OBSCENITY
Nun war erstmal traditionelles, amerikanisches Death Metal Gemetzel Made in Deutschland angesagt: Die Oldenburger Urgesteine OBSCENITY! Von Anfang an machten die schon etwas in die Jahre gekommenen Burschen ordentlich Dampf, zeigten sich bewegungsfreudig und servierten brutalen Todesblei mit brutalen Growls zwischen knallharten, ultratighten Blast Beats, allerlei technische Raffinessen und groovigen, schnörkellosen Zwischenparts. Was für eine Walze, und genau das Richtige, um sich auf VADER einzustimmen! Mit ihren druckvollen Geschossen der Marke „The Arrival“, „Where Sinners Bleed“, „Cold Blooded Murder“ oder „Human Barbeque“ machten sie jedenfalls keine Gefangenen. (Endres)
VADER
Der Himmel ist blutrot, als das polnische Blitzkrieg-Kommando VADER sich anschickt, statt blühender Landschaften nichts als verbrannte Erde zu hinterlassen. Überhaupt stimmten die Rahmenbedingungen perfekt, denn neben der farbig perfekt abgestimmten Kulisse lies auch der Regen nach dem vorherigen kurzen Gewitter nach, lediglich einige Blitze sorgten für zusätzliche, natürliche Effekte. Dabei bewiesen die Urgesteine, dass sie nicht umsonst zu einem der gefragtesten Death Metal Acts gehören. Routiniert und perfekt aufeinander eingespielt, wie immer eben, zockten VADER ihr Set runter, hier und da einige deutsche Ansagen, Standardprogramm eben. Und das ist eigentlich auch der einzige Kritikpunkt: Die Band hat man nun schon fast zu oft gesehen, es gibt einfach keine Überraschungen mehr. Trotzdem, sehenswert sind die Burschen immer wieder, und vor der Bühne war auch ganz schön was los. Und als am Ende gar noch ein großer Regenbogen zu sehen war, ja, da war die Welt doch wieder in Ordnung. „God Is Dead (Helllalujah)“? Na ja, dafür war wohl auch eher Petrus zuständig! (Endres)
ENDSTILLE
Irgendwie verstehe ich ja den ganzen Hype um ENDSTILLE nicht so ganz. Ich meine, die Musik ist sicherlich nicht schlecht, aber sooo überragend nun auch wieder nicht. Egal, lassen wir das, es geht hier ja schließlich um den Auftritt beim Hellraiser Open Air. Passend ging nach VADER die Sonne unter, womit auch für ENDSTILLE(R) der passende Rahmen, nämlich rabenschwarze Nacht, gegeben war. Die Norddeutschen prügelten sich nach kurzem Intro durch ihren heftigen, brutalen, fiesen, oftmals rasenden, apokalyptischen, aber auch sehr monotonen Black Metal hindurch, welcher irgendwie total an mir vorbeiratterte, ohne dass auch nur irgendwas so richtig hängen bleiben wollte. Andererseits muss hier klar festgehalten werden, dass bei den Schwarzwurzeln ein riesiger Andrang war. Wo ich also recht gelangweilt wurde, bangten sich die Anhänger wahrhaft die Seele aus dem Leib. Und der Frontsoldat am Mikrofon ist hat das Black-Metal-Posen bestens im Griff, inklusive obligatorisches „Blutüberkippen“. Dargeboten wurden u. a. „Bastard“, „Navigator“ und „Frühlingserwachen“, ehe der viel umjubelte Auftritt endete. (Endres)
DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Nach dem recht defizitären Auftritt von ENDSTILLE rannten die thüringischen Pferdeliebhaber natürlich offene Türen ein. Das Set bestand aus einer guten Mischung aus neuen und alten Songs. Besonders gefreut hat es mich, dass „Der kleine Wicht“ und „We Will Never Die“, also Songs aus der mittleren Schaffenszeit, gespielt wurden. Doch auch die neueren kamen nicht zu kurz. Neben „Friede sei mit Dir“ und „Revolution“ wurde auch „Der Seemann“ dargeboten. Und auch ein paar Spielchen mit dem Auditorium waren drin. Zwei Kandidaten waren schnell gefunden und mussten um die Wette crowdsurfen. Der Gewinner bekam einen Merchandise-Artikel seiner Wahl. Nette Idee! Eine kleine Zäsur bildete die Trommelshow, die die Jungs gerne zum Besten geben. Dennoch bin ich der Meinung, dass sie lieber einen älteren Song mehr spielen sollten. Nichtsdestotrotz war es eine kurze Verschnaufpause für das tanzende Publikum. Danach ging es wieder heiß her, bis die beiden Klassiker „Reitermania“ und „Ghostriders In The Sky“ die Vorstellung abrundeten und einen total verschwitzt UNLEASHED überließen. Toller Auftritt, tolle Show, gerne wieder! (SirG)
UNLEASHED
Hell’s Unleashed! Was soll ich eigentlich noch für Worte über eine Show von und mit UNLEASHED verlieren? Jeder der auch nur ansatzweise Death Metal hört, hat die Band schon gesehen, falls nicht, kann man da auch nicht mehr helfen. Wie immer (dieses „Wie immer“ werde ich jetzt nicht mehr schreiben, da es vor eigentlich jedem folgendem Satz stehen könnte) wurden die Mannen um den charismatischen Fronthünen und Sympathieträger Johnny Hedlund alias „Fritz“, wie er sich selbst ironischerweise vorstellte, vom Auditorium begeistert empfangen und sofort machte sich eine geniale Stimmung breit. Von Anfang an hatten UNLEASHED über gut 90 Minuten die Menge fest im Griff, welche ihrerseits die Schweden mit „Unleashed“-Sprechchören anfeuerte, um bei jedem Song selbst total außer sich zu geraten. Der Sound war schön druckvoll und die Band zeigte sich in absoluter Topform. Es wurden solche Viking Death Metal Abrissbirnen wie „Never Ending Hate“, „Don’t Want To Be Born“, „Triumph Of Genocide“, „Immortals“, „Midvinterblot“, „Winterland“, „The Longships Are Coming“, „Death Metal Victory“ und „Into Glory Ride“ den Fans vor den Latz geknallt. Die Todesstahl Veteranen boten dem Hellraiser Open Air einen würdigen und glorreichen Abschluß und hinterließen ein frenetisch feierndes Publikum! (Endres)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37188 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!