Hellraiser Open Air
Hellraiser Open Air
Konzertbericht
Samstag
THRUDVANGAR
Es ist Samstag, kurz vor 15 Uhr und ein mächtiger Kater plagt meinen geschundenen Körper. Aber es hilft alles nichts, wer im Auftrage des Metals unterwegs ist, hat eine Mission, auch wenn sie manchmal nicht so ganz klar ist. Also schnell noch ein Biermischgetränk (Namen sind bekanntlich wie Schall und Rauch) hinter die Binde gekippt und geschaut, was die heidnischen Barden von THRUDVANGAR Live so alles können. Mit ihrem epischen Pagan Metal voll stimmungsvoller Melodien liegen die Cöthener Wikinger ja derzeit voll im Trend, und dementsprechend hatten sich auch einige Leute vor der Bühne versammelt. Die Heiden zeigten sich in guter Form und spielten Stücke wie „Ahnenthron“, „Kriegernacht“, „Piraten des Nordens“, „Blut und Feuer“ oder „Die Drachen und der Runenstein“, welche von den Fans dankbar aufgenommen wurden. Während des Auftritts vernichtete Sänger und Augenfang Matze, welcher das Publikum immer wieder anfeuerte, dann auch noch eine Flasche Met. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen gab es dann auch für die ersten Reihen noch eine kühlende Dusche aus dem Wasserschlauch, wovon ich auch gerne Gebrauch machte. Lediglich das manchmal zu dominante und kitschige Keyboard schmälerte für meinen Geschmack etwas den Gesamteindruck, doch die kreisenden Trinkhörner im Publikum zeigten, dass ich mit meiner Meinung zumindest vor der Bühne recht alleine dastand. Jedenfalls konnten THRUDVANGAR die geforderte Zugabe aufgrund des straffen Zeitplanes nicht spielen. (Endres)
Um Himmels Willen! Keyboard, Keyboard, Keyboard – überhaupt nichts für den guten Philip. (Philip)
PURGATORY
Nun war Kontrastprogramm angesagt, denn nach den Schunkelmelodien von THRUDVANGAR folgten die deutsche Undergroundinstitution PURGATORY, und die Band ist nun mal ein Garant für guten, energischen, kompromisslosen und aggressiven Death Metal. Das gefällt dem Endres schon besser, mit Brummschädel zu solidem und extremem Todesblei selbigen zu schütteln. Die Reihen vor der Bühne waren zwar wohl etwas lichter, aber die versammelten Fans ließen sich ordentlich einheizen, und so einige Matten kreisten zu dem guten, arschtighten wenn auch nicht gerade sonderlich innovativem Gebolze. Und wo wir gerade bei Gebolze sind: Sah schon verdammt lustig aus, wie Schlagzeuger Lutz bei den schnellen Blast Beats hinter seinem Kit auf und ab hüpfte. Nach einer Dreiviertelstunde mit solchen mit tödlicher Präzision abgefeuerten Hasshappen wie „The Daimonion“ oder „Seeds Of Annihilation“ war dann aber auch Schicht im Schacht. (Endres)
OUTRAGE
Neuer Tag, neues Glück und ich freute mich schon diebisch auf OUTRAGE, hatte ich sie doch so schön verrissen und hätte diese Tradition gerne fortgesetzt. Doch was war das? Brutaler Death Metal mit Grindeinflüssen? Junge Hüpfer statt alter Säcke? Ösi-Akzent? Hm, irgendwas stimmte hier nicht, doch zu wenig Bier im Brägen ließen noch keine Überlegungen zu. Erst in der Nacht, so gegen drei, trafen wir die Herren aus Süden wieder und es stellte sich heraus, dass sie überhaupt nichts mit den miesen Deutschen zu tun haben, ihr Logo allerdings beinahe identisch ist. Strange world! Na, das ist doch auf jeden Fall gleich was anderes und so lasst uns nochmal den Gig der Männer betrachten. OUTRAGE merkte man nämlich zu 100% an, dass sie richtig Bock hatten, auf dieser großen Bühne zu spielen, denn die gesamte Band war permanent in Bewegung und die Haare wurden geschüttelt. Der besagte Mix aus Death und Grind war auch perfekt am Nachmittag, denn so wurden die Leute wach und da es sich zusehends vor der Bühne füllte, kann man der Combo bescheinigen, dass sie ihren Auftrag, mit Hilfe von jeweils eingängigen Groovemonstern und diversen technischen Einsprengseln, erfüllt haben! Daumen hoch! (Philip)
MOSHQUITO
Die Jungs von MOSHQUITO haben mich live derbe enttäuscht. Während die aus Lichtenstein stammenden Sachsen auf Platte durchaus was vorweisen können, gab es live nur hirnloses Geballer um die Ohren. Die etwas vertrackteren Parts waren kaum auseinander zu halten und der Gesang war einfach nur schlecht. Die Gitarren konnten auch nicht das unter Beweis stellen, wozu die Jungs eigentlich in der Lage sind. Obwohl auch der Sound mies war, standen nicht gerade wenig Leute vor der Bühne. Alles in allem war die Musik zu technisch und der Soundbrei ließ keinerlei Hörgenuss aufkommen. Es könnte sein, dass die ungesignten MOSHQUITO ansonsten live ganz OK sind, doch die Jungs konnten auf dem Hellraiser Open Air nichts reißen. Schade eigentlich! (SirG)
EMINENZ
Gegen 17 Uhr am Nachmittag betrat dann, man kann es ruhig so sagen, eine Legende die Bühne, denn die Herren und die Dame von EMINENZ haben mittlerweile gut 18 Jahre an Bandgeschichte auf dem Buckel. So fand ich es schon ein wenig verwunderlich, dass auch sie schon recht früh spielen mussten. Betrachtet man allerdings den auf dem Festival vorherrschenden Altersdurchschnitt (es waren SEHR viele junge Metalheads da), dann ist diese Entscheidung der Veranstalter wohl als logisch anzusehen. Doch der Band aus dem Erzgebirge machte das nichts aus und sie legten sofort mit Songs der Marke „Sink In Oblivion“ los. Gespielt wurden ebenso Stücke vom gerade erschienenen Album „Eminenz“(„Baptized By Black Blood“). Bei all dem zeigte sich, dass die Band trotz verhältnismäßig weniger Liveauftritte während ihrer langen Karriere, einfach routiniert ist und ihr Zusammenspiel beherrscht. Lediglich die Stimmung, die die Band mit Fackeln versucht hatte zu kreieren, wollte bei gefühlten 50 Grad und strahlendem Sonnenschein nicht aufkommen! Dennoch ein solider Auftritt und guter Death/Black Metal! (Philip)
ELUVEITIE
Die Schweizer ELUVEITIE, die Begründer der „New Wave Of Folk Metal“ sind eine absolute Live-Band und konnten das auch schon öfter unter Beweis stellen, zuletzt auf der Tour mit ODROERIR. Und auch diesmal hatten die sieben Mann das Publikum auf ihrer Seite. Mit „AnDro“ machten sie den Anfang, doch schon nach dem zweiten Song „Your Gaulish War“ ging das Drum-Pedal kaputt. Eine spontane Dudelsack-Einlage überbrückte die Reparatur-Phase. Es ist sicherlich das erste Mal in der Geschichte des Folk Metal, dass die Leute zum bloßen Dudelsack-Gezocke crowdsurften. Respekt, Jungs! Weiter ging es mit „The Song Of Life“ und dem treibenden „Lament“, dem einzigen „Vên“-Song im ansonsten von „Spirit“ beherrschten Set. Auch bei diesen beiden Songs leistete die Violine gute Schützenhilfe. Und wieder einmal ließ sich die volle Breitseite DARK TRANQUILITY nicht von der Hand weisen. Und auch ein ganz neuer Song namens „Primordial Breath“ wurde gezockt. „Tegernakô“ bildete dann den Abschluss des viel zu kurzen Auftritts der Schweizer. Alles in allem war der Auftritt von ELUVEITIE der beste des zweiten Festival-Tages! (SirG)
LEGION OF THE DAMNED
Nach dem Gedudel von ELUVEITIE wurde es endlich wieder härter: Die Schakale von LEGION OF THE DAMNED, die kurz zuvor am metal.de-Stand ihre Fans mit Autogrammen versorgt hatten, gingen mit „Taste Of The Whip“ zum Angriff über. Als Sänger Maurice nach „Undead Stillborn“ die Masse fragte: „Are you ready for some thrash music?“ War die Antwort eindeutig: „Jaaaa!“ Was die spielfreudigen Jungs mit Knallern wie „Sons Of The Jackal“, „Into The Eye Of The Storm“ und „Infernat Wrath“ belohnten. Dabei zeigten sich die Holländer erneut in absolut überzeugender Form, was ja auch kein Wunder ist, schließlich scheint die Band mittlerweile an jeder Steckdose gespielt zu haben. Wie immer und überall regierte im Publikum natürlich ein großer Moshpit, und seien wir mal ehrlich, der direkte, schnörkellose aber sehr energische Thrash Metal von LEGION OF THE DAMNED ist für Live-Auftritte doch wie geschaffen. Seltsamerweise war der Gesang aus der linken P.A. teilweise extrem verzerrt, was mit der Zeit ein wenig auf die Nerven ging. Aber ein paar Meter weiter nach hinten stand dem Hörgenuss nichts mehr im Wege. Mit „Diabolist“ verabschiedete sich die Band nach dem 60minütigen Thrashgewitter und hinterließ scharenweise Fans mit zufriedenem Grinsen im Gesicht. (Kiki)
GOD DETHRONED
Nach einer kurzen Erholungs- äh Umbaupause ging der holländische Angriff auf die Nackenmuskeln mit den gnadenlosen GOD DETHRONED weiter, welche zuvor ebenfalls an Gäste an unserem Stand waren. Mit ihrem erfrischendem und facettenreichem Death Metal zwischen Melodie und Knüppel, welcher sich auch aus dem Thrash, Heavy und Black Metal bedient, konnte das Todeskommando um den stimmgewaltigen Henri Sattler ordentlich punkten. Leider war der Sound ein wenig matschig, was die Fans allerdings offensichtlich nicht weiter störte. Das Death Metal Schlachtschiff schoss Granaten wie „2014“ „Villa Vampiria“ und „Sigma Enigma“, welche Live einen ganzen Zacken härter als auf Platte kamen, in die gierende Menge. Die Band zeigte wirklich ordentlich, wo der Hammer kreist und ballerte alles konsequent in Grund und Boden! Leider verging dabei die eine Stunde Spielzeit viel zu schnell! Überzeugender Gig! (Kiki)
DARK FUNERAL
Eigentlich hatte ich DARK FUNERAL ja mit Vorfreude entgegengeblickt. Es ist nun auch schon ein paar Tage her, seit ich die Buben das letzte mal live gesehen habe. Das war auf dem With Full Force oder Wacken 2001, wenn ich recht irre… wie dem auch sei: Zeit war’s mal wieder. Auf Platte herrscht seit „Diabolis Interium“ zwar Stagnation, aber da die Zeit ja scheinbar alle Wunden heilt, hatte ich dennoch richtig Lust. Richtig Lust hatte wohl auch der gute Emperor Magus. Und zwar auf reichlich Sprit! Zum Glück verstand man ihn während er Songs eh nicht. Während der Ansagen dafür aber so (un-)deutlich, dass man seine Fahne fast riechen konnte. „We’re proud to play Hellraiser’s fifteenth’versry!“ Prost, du Halunke! Wie sehr der Rest der Band in die Gläser oder Flaschenhälse geschaut hatte, ließ sich aufgrund eines gnädigen Soundmatsches nicht ausmachen, zumal die Artillerie auch wieder dermaßen rasant nach vorn pöbelte, dass selbst bei Kenntnis der gespielten Songs jeder Wiedererkennungswert im Geballer versumpfte. Wie die Website der Schluckspechte dieser Tage verrät, saß hinter dem Drumkit an diesem Abend aber nicht mehr Matte Modin, sondern ein neuer Mann namens „Dominator“, der seinen Namen deshalb trägt, weil er an den Drums „dominated“. Aha. Zweifelsohne. Was im Bezug auf den Hellraiser-Gig allerdings zum Kichern anregt, ist folgendes Statement:
„With a new drummer onboard we have also come to realise another important thing. And that is how much we have destroyed some of our songs when we have performed them live. Nothing wrong with hyper speed, but apparently we have been blinded by the speed factor and brought it to a level where it, unfortunately, have ruined the genuine atmosphere, the melodies, and the heaviness of the songs. Now that’s in the past.“
Richtig, that’s in the past. Allerdings schließt das das Hellraiser noch mit ein. Denn was bei diesem Gig rüberkam, war: nichts. Undifferenzierte Raserei, bei der sich ein Songs wie der andere anhörte und lediglich etwas ausdifferenziertere Songs wie „Secrets Of The Black Arts“, „Hail Murder“ oder „My Dark Desires“ auffielen. Anscheinend wollte man noch „Vobiscum Satanas“, „An Apprentice Of Satan“, „Godhate“, „Diabolis Interium“, „666 Voices Inside“, „Attera Totus Sanctus“ und „King Antikrist“ gespielt haben. Es hätte aber auch immer derselbe sein können. Man hat’s ja nicht erkannt. Dazu noch die gelallten Ansagen und Texte, in denen sowieso jedes zweite Wort „Satan“ ist – aus dem Erraten der Songs hätte man ein lustiges Gesellschaftsspiel machen können. Vielleicht hätte das auch die Leute vor der Bühne gehalten. Die Band tat es jedenfalls nicht und so konnte man zusehen, wie sich die Reihen zunehmend lichteten. Hoffen wir auf etwas Abstinenz beim nächsten Mal und dass sich die Band ihr obiges Statement wirklich zu Herzen nimmt. (Thomas)
Black Metal-Realsatire nennt man das wohl, was die Schweden in Markschönstädt abzogen, denn sollte diese „Show“ jemand ernst genommen haben – ab zum Arzt! Sowas Peinliches wie diesen Auftritt habe ich in meinem Leben jedenfalls noch nicht gesehen. Da hat selbst MATTHIAS REIM seriöser gewirkt. So kann man Herrn Caligula nur danken, dass er (erbärmliche) Ansagen tätigte, denn die Lieder an sich konnte man kaum unterscheiden. So entschieden wir uns zwischen Tanzen, Rumschwulen und Buh!-Rufen hin- und herzuwechseln und scheinbar ging es vielen Leuten so wie uns, denn der Platz vor der Bühne wurde immer leerer. Vor allem, wenn man mit dem Headliner des vorherigen Abends vergleicht. Hinzu kamen die erwähnten Ansagen, die sie scheinbar von Spinal Tap geklaut haben! Dass DARK FUNERAL auf ihren neuesten CDs schon nicht mehr zu gebrauchen sind, war klar, ebenso, dass sie keine gute Liveband darstellen. Aber dass die Herren Koksnasen so einen Auftritt auf die Bretter legen, hat sogar mich überrascht! (Philip)
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