Hellfest
Ein Erlebnisbericht

Konzertbericht

Billing: Airbourne, Anathema, Cavalera Conspiracy, Dimmu Borgir, Helloween, Katatonia, Mayhem, Meshuggah, Ministry, Morbid Angel, My Dying Bride, Opeth, Satyricon, Shining, Slayer und Venom
Konzert vom 2008-06-20 | Frankreich, Clisson

SAMSTAG

Erste Band am Samstag sind die Lokalmatadore THE OLD DEAD TREE. Als Franzosen hätte man sie eigentlich etwas später im Billing erwartet. Angesichts so vieler wirklich hochkarätiger Bands auch am zweiten Tag ist der Opener-Slot für THE OLD DEAD TREE aber wohl der letzte Stuhl beim Reise-nach-Jerusalem-Spiel. Bei gutem Sound und mit einer guten Songauswahl (unerreicht noch immer die Songs vom Debüt „It Can’t Be“, „We Die As One“) macht die Band ihre Sache dann auch ausnehmend gut und lockt mit ihrer Mixtur aus Melancholie und Aggressivität bereits einige Landsleute auf den Platz. (Thomas)

 

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Aces high? AIRBOURNE machen ihrem Namen alle Ehre.


Weit weniger traurig geht es bei AIRBOURNE zu, die ihrem Namen wirklich alle Ehre machen. Putzmunter mit durchweg gutem Sound bringen sie die Bühne zum Wackeln, während Frontsau Joel O’Keeffe mitsamt Gitarre schnurstracks die Seitentraverse der Hauptbühne erklimmt, um in zehn Metern Höhe wild headbangend (!) ein ordentliches Solo runterzureißen(!!!). Wie man sich dabei noch festhalten kann bleibt wohl ein Rätsel. Dieser Mann lebt den Rock’n Roll und spätestens nach dieser Show sollte klar sein, dass mit diesem Newcomer auch in Zukunft zu rechnen sein sollte. Super Show! (Robby)


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Satyr: Böse Miene zum guten Spiel.


Während SODOM dem Publikum mit Klassikern wie „Agent Orange“ und „Bombenhagel“ reichlich gut Abgehangenes bieten, setzen SATYRICON folgend eher auf aktuelles Material. Egal wann, egal wo, „Now, Diabolical“ funktioniert immer und bietet – das wird Satyr mit Sicherheit nur widerwillig zugeben – viele schwarzmetallische Partyhits. So stört es auch kaum, dass außer „Mother North“ kaum älteres Material zum Zuge kommt. Dafür fällt auf, dass Satyr jetzt offenbar zum selben Friseur geht wie Ihsahn. Im windkanalfreundlichen Zuhälterlook präsentiert sich der große Entertainer als erhabener Zeremonienmeister, der die Massen nach Belieben zu dirigieren vermag. United we stand, together we sweat – während die Sonne einem die Murmel verbrutzelt, liefern SATYRICON einen der besten Gigs des Festivals ab. (Thomas)

 

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Vinnie Cavanagh: Auch ne Miene…

ICED EARTH interessieren uns nicht. Für uns geht es mit ANATHEMA weiter und der Frage, ob der Cavanagh’sche Familienbetrieb, der langsam die inzestuösen Züge der Kelly Family anzunehmen droht, heute einen guten oder einen nicht so guten Tag haben wird. Man weiß bei den divenhaften Brüdern im Vorhinein ja nie so genau. Aber bei so einem Kaiserwetter wird nicht gezickt. Im Gegenteil! ANATHEMA sind in Ausnahmeverfassung und spielen hauptsächlich mittelaltes Gut. „Fragile Dreams“, viel von „Judgement“, „Eternity“, ein wenig „Natural Disaster“ (irgendwie doch unvermeidlich) und – KATATONIA haben’s vorgemacht – zwei ganz alte: „A Dying Wish“ und „Sleepless“(!!) Bei aller Freude kratzt man sich doch am Kopf und fragt sich: Was muss man in Deutschland tun, um mal in den Genuss dieser Perlen zu kommen? … Achselzucken. (Thomas)

Weniger überzeugend wirken an diesem Wochenende PORCUPINE TREE. Die Prog-Rocker treten leider ohne zweite Gitarre an. Dieses Manko kann auch durch einige zusätzliche Keyboard-Einsprengsel und eine leicht umgestellte Lead-Gitarre nicht kaschiert werden. Es fehlt einfach etwas im Sound. Die Setlist ist laut Mastermind Steven Wilson für das HELLFEST extra hart angelegt, wodurch aber wieder einige Hits wegfallen. Insgesamt verpasst all das dem ganzen Auftritt einen etwas faden Beigeschmack. Für mehr als „nett“ hat es an diesem Tag bei aller Liebe nicht gelangt. (Robby)

Wer kann von sich behaupten, ANAAL NATHRAKH schon einmal live gesehen zu haben? Wohl nicht allzu viele. Die Briten sind eine der Bands, für die man vor den Veranstaltern auf die Knie fallen will, und die das Festival im Endeffekt erst richtig besuchenswert machen. Dave Möse und Konsorten spielen im Zelt auf, das – wie das bei Zeltbühnen leider häufig der Fall ist – nicht gerade durch guten Sound und kühle Raumtemperatur bestechen. Entsprechend anstrengend fällt der Gig aus. Viel Krach, wenig Melodie – was in diesem Fall aber an der Anlage und am Soundmenschen liegt – machen den Gig dann doch irgendwo entbehrlich. Aber Hauptsache gesehen, ne? (Thomas)

 

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Ohne Worte: SHINING


Direkt im Anschluss gibt das Enfant Terrible des Black Metal seine Vorstellung. SHINING treten ebenfalls im Zelt auf und schaffen es zu unser aller Bedauern nicht, die Atmosphäre ihrer letzten beiden Alben auf die Bühne zu bringen. Kvarforth tritt stilsicher mit verbundenen Unterarmen auf. Die Bandagen fliegen gegen später dann als lustige Luftschlangen durch den Zuschauerraum, während die Band ziemlich rotzig dahin geschnodderte Versionen von „Lat Oss Ta Allt Fran Narandra“ oder „Vemodets Arkitektur“ zum Besten gibt. (Thomas)

Des einen Leid, des andern Freud? Mir gefallen SHINING gut. Und wer will die Band nicht einmal sehen, ranken sich doch die wahnwitzigsten Geschichten um Suizid-Prophet Kvarforth. An diesem Abend gibt es genug Zündstoff für den Mythos SHINING. Zwar nicht in Form von skandalösen Verstümmelungen, dafür aber in Form eines überraschend starken Auftritts, bei dem alles stimmte – Sound, Songauswahl und natürlich auch das gewohnt morbide Erscheinungsbild der Band. Gleich im Anschluss folgen im Zelt WATAIN, die für mich den Gig des Festivals abliefern. Dass ich dieses Prädikat ausgerechnet an eine Black-Metal-Formation vergebe, hätte ich vorher nicht gedacht, auch wenn die Schweden live schon immer einfach nur saugut waren. An diesem Abend übertreffen sie sich noch selbst. Eine geniale Pyroshow im Zelt, ein wieder dämonisch bellender Erik sowie eine völlig überzeugende Saiten- und Rythmusfraktion. Bei „Sworn To The Dark“ geht das Publikum steil und spätestens ab da gibt es auch beim Schreiberling kein Halten mehr. Absolut höllischer Wahnsinn! (Robby)


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HELLOWEEN und Dr. Steins Atomkürbisse


Auf den großen Bühnen geht es derweil gesitteter zu. Kai Hansen gibt also den Vorturner für HELLOWEEN? Na wenn das mal gut geht! GAMMA RAY präsentieren sich solide und rufen mit ihren Hits natürlich Begeisterung hervor. Der Auftritt macht durchgehend Spaß und lässt den ein oder anderen sicher auch an längst vergangene Zeiten denken. Und um es vorweg zu nehmen: gegen HELLOWEEN sind GAMMA RAY live schlicht eine Macht, bei der vor allem der Gesang sitzt wie eine Eins. Prima! Und damit gleich zum großen Bruder: HELLOWEEN. Der hat natürlich ungleich mehr Hits auf Lager. Man mag zu HELLOWEEN stehen wie man will, Andi Deris passt nach wie vor einfach nicht ins Bild der Band, sowohl stimmlich als auch optisch. So zieht er hier eine Show ab, taucht mal mit Zylinder und Glitzer-Jacket auf, mal mit Lederjacke, während sich im Hintergrund übergroße Kürbisse aufblasen. Als es dann noch aufblasbare Kürbis-Fußbälle gibt, ist die Grenze des gesunden Kitschs vollends überschritten. Auch wenn Andi gesanglich sicher ein sehr sauberer Sänger ist, hat er mit den hohen Tönen der Klassiker doch so manches Mal seine Probleme und klingt dann nur noch unpassend. Insgesamt ein äußerst durchwachsener Auftritt, der seinen Höhepunkt in der Zugabe findet, als Kai Hansen als weiterer Gitarrist zur Band stößt. (Robby)

Totgesagte leben länger. Wie lange verkündet Al Jourgensen nun schon, er wolle MINISTRY auflösen? Wie viele Abschiedsalben sind in der Zwischenzeit noch erschienen, wie viele letzte Konzerte gab es schon? Dass diese Band jemals das Zeitliche segnet, glaube ich erst, wenn ich’s sehe (bzw. sie nicht mehr). Wahrscheinlich dürfte dann mit der Präsidentschaftswahl in den USA die Mission erfüllt sein. Im Grunde bin ich aber froh, dass es sie noch gibt, denn auch auf dem HELLFEST gehören die Industrialpioniere zu den extremsten Bands. Bühnenaufbau und Songauswahl gehen hier eine Symbiose ein. Im Dauerfeuer der Strobo-Flak bewegen sich die Protagonisten wie in Zeitlupe, während der hypnotische Sound sämtliche Synapsen überlastet. Alarm im zerebralen Rangierbahnhof. (Thomas)

Die Extrem-Industrial-Rocker MINISTRY wird es wohl so bald nicht mehr live zu sehen geben, was eigentlich schade ist, machen sie live doch immer noch jede Menge Druck! Der Sound versohlt definitiv mal kurzerhand jedem ordentlich die Magengrube. Dass es auch musikalisch nicht gerade zimperlich ist, was die Herren um Al Jourgensen da präsentieren, dürfte jedem klar sein, der sich mit MINISTRY auch nur minimal beschäftigt hat. Ein äußerst gelungener Abschied von den Fans, von denen viele die Band wohl nicht mehr sehen können werden. (Robby)


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CAVALERA CONSPIRACY: Die besseren SEPULTURA?


Glaubt man den Gebrüdern Cavalera, so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es zur Reunion mit SEPULTURA kommt. Derweil machen die zwei mit CAVALERA CONSPIRACY die Festivals unsicher. Das Material der Zusammenarbeit hat einen deutlichen SEPULTURA-Touch, noch deutlicher als man es z.B. von SOULFLY gewohnt ist. Live ist es so natürlich ein Leichtes, die Fans zu begeistern. Und das tun die Brüder auch, die Franzosen rasten förmlich aus, was Max prompt mit Hits wie „Chaos A.D.“ beantwortet. Zu später Stunde gibt es somit noch ein wahres Highlight auf die Ohren. (Robby)

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21.09.2008

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