Hellfest
Der große Festivalbericht – Hellfest 2013

Konzertbericht

Billing: At The Gates, Carpathian Forest, Danzig, Down, Immortal, Kiss, Manilla Road, Moonspell, My Dying Bride und Neurosis
Konzert vom 2013-06-21 | , Clisson

Sonntag, 23.06.2013

Es gab bestimmt den ein oder anderen, der sich an diesem Mittag einzig aufgrund der vagen Hoffnung zu IHSAHN begab, dass dieser vielleicht „I am The Black Wizards“, „Thus Spake The Nightspirit“ oder irgendeine andere alte EMPEROR-Hymne ausgraben würde. Der (extreme) Progressive Metal, dem die ehemalige Black-Metal-Ikone mit ihrem Projekt seit einigen Jahren frönt, konnte diesem übergroßen Schatten nie entwachsen. Und die Darbietung entsprach den geringen Erwartungen: Da spulte man – unter Live-Bedingungen zu einem Sextett angewachsen – ziemlich einfallslos je drei Langeweiler der letzten beiden Veröffentlichungen „After“ und „Eremita“ ab – fertig. Und Tschüss.

Hellfest

Optisch passen THE SWORD, die auf Tonträger mit mächtigen Riffs überrollen, so gar nicht zu dem, was sie ihren Instrumenten entlocken und wovon ihre überwiegend die nordische Mythologie behandelnden Texte künden. Die Texaner, die zuletzt schon die Vorband für METALLICA gaben, erinnern eher an unschuldige College-Jungs, für die ein Bierchen auf einer Feier schon das Höchste der Gefühle darstellt. Ihr Stoner/Heavy Metal dröhnte jedenfalls amtlich durch das üppig gefüllte und mitgehende Zelt; die starke, perfekt ausgewogene Setlist berücksichtigte alle vier Langspieler vom 2006er-Debüt „Age Of Winters“ bis hin zum letztjährigen „Apocryphon“.

Sich nach all den Bands am dritten Festivaltag mal etwas Warmes in den Wanst hauen? Keine schlechte Idee. Aber das Vorhaben gestaltet sich schwieriger als gedacht: Die kläglich wenigen Asia-Nudeln, die man für stolze 6 € im Fressbereich erwerben konnte, kommen schon kalt auf das Plastiktellerchen. Also lieber „Kebab avec Frites“ für 7 €? Lieber nicht: Wenngleich die Pommes noch halbwegs klar gehen, wird das undefinierbare, dezent Zigeunersoßen-ähnliche Gematsche, das sich „Fleisch“ schimpft, sowie das mehr als staubtrockene Brot nur vom Hunger hineingetrieben. Essen auf dem Hellfest? Nach wie vor ganz übel. Dann doch lieber noch eine 0,25er-Gerstenkaltschale für 2,50 € oder auf dem Metalmarkt ein bisschen Kohle loswerden.

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CLUTCH haben mit ihrem beschwingten „Earth Rocker“ vielleicht DAS Sommerscheibchen dieses Jahres abgeliefert, doch ein Todesfall in der Familie des Frontmannes sorgte dafür, dass die US-Ostküstler kurzfristig absagen mussten. Als absolut würdiger Ersatz gaben sich DOWN mit einem ganz besonderen Set die Ehre, bei dem neben einigen wenigen eigenen Brechern munter bei den anderen Kapellen der Beteiligten gewildert wurde – unter anderem intonierte man „High Rate Extinction“ von CROWBAR, PANTERAs „Walk“ sowie Weiteres von EYEHATEGOD und CORROSION OF CONFORMITY. Das dürfte eine ziemlich einmalige Sache bleiben.

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MOONSPELLs Fernando Ribeiro betrat „The Altar“ für das erste Stück „Axis Mundi“ mit einer Art korinthischem Helm – ja, die Dinger, die die griechischen Hopliten in der Antike trugen –, was irgendwie nicht so ganz zu den Portugiesen passen wollte. Eine Unstimmigkeit, welche die engagierte Leistung der Düstermetaller aber nicht schmälern sollte. Mit „Vampiria“, „Opium“, „Full Moon Madness“ und natürlich der Band-Hymne „Alma Mater“ mischten sich die alten Schinken unter gleich eine ganze Handvoll Kostproben der aktuellen Veröffentlichung „Alpha Noir“. Auch hier galt wie bei so vielen Bands der letzten drei Tage: Etwas mehr Altes und Vertrautes aus dem Portfolio hätte – insbesondere auf einem Festival – sicherlich nicht geschadet.

Setlist MOONSPELL:
01.) Axis Mundi
02.) Alpha Noir
03.) Finisterra
04.) Night Eternal
05.) Opium
06.) Lickanthrope
07.) Love Is Blasphemy
08.) Em Nome Do Medo
09.) Vampiria
10.) Ataegina
11.) Alma Mater
12.) Full Moon Madness

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Das war für DANZIG, ab 21:45 Uhr im „The Valley“ unterwegs, klar wie Kloßbrühe. Eigentlich sollten die US-Größen erst nachts auf der Mainstage 2 ran, doch aufgrund terminlicher Engpässe – DANZIG hatten es wohl aufgrund einer Show am nächsten Tag eilig – tauschte man den Slot mit den derzeit schwer angesagten GHOST. Steckte Kalkül seitens der Hellfest-Verantwortlichen dahinter? Man weiß es nicht. Jedenfalls legte die Truppe um den Schinkengott furios los. Der kleine, muskelbepackte Frontmann wirbelte wie ein Derwisch über die Bühne – der Gute hat immerhin auch schon 58 Lenze erlebt. Nach einigen alten Klassikern wie „Twist Of Cain“, „Am I Demon“ sowie der großartigen Ballade „Blood And Tears“ folgte ein halbes Dutzend MISFITS-Cover, anlässlich derer Paul Doyle Caiafa, der langjährige Gitarrist der Horror-Punk-Legende, das DANZIG-Quartett unterstützte. Im Zugabenblock wurde man dann mit allem verwöhnt, was man noch vermisst hatte. Ja, erstaunlich enthusiastisch und bodenständig präsentierte er sich, der Herr Danzig mit seinen Mannen, und selten an diesem Wochenende ging das Publikum so sehr mit wie während dieser guten Stunde.

Setlist DANZIG:
01.) SkinCarver
02.) Twist of Cain
03.) Am I Demon
04.) Blood And Tears
05.) Do You Wear The Mark
06.) Dirty Black Summer
07.) Death Comes Ripping (MISFITS-Cover)
08.) Vampira (MISFITS-Cover)
09.) I Turned Into A Martian (MISFITS-Cover)
10.) Skulls (MISFITS-Cover)
11.) Astro Zombies (MISFITS-Cover)
12.) Last Caress (MISFITS-Cover)
—–
13.) Not of This World
14.) Mother
15.) Bullet (MISFITS-Cover)
16.) Die, Die My Darling (MISFITS-Cover)

Die größte Enttäuschung des gesamten Festivals folgte mit dem Sonntags-Headliner. In den Vorjahren waren dies MANOWAR, KISS oder OZZY OSBOURNE gewesen, viele hatten in den letzten Monaten gehofft, dass es 2013 nun endlich die lange ersehnten IRON MAIDEN werden würden … aber nein, es wurden VOLBEAT. Ein Chartbreaker ohne Geschichte. Was für ein Abstieg, welch eine große Enttäuschung. Hatten die Elvis-Metaller um Michael Schøn Poulsen noch vier Jahre zuvor beim Hellfest 2009 an einem sonnigen Nachmittag als Rampensäue vor verhältnismäßig kleinem Publikum – und mit Material ihrer ersten drei Alben – eine gute Figur gemacht, so waren sie an diesem späten Abend spürbar damit überfordert, die im Vergleich mit KISS am Vortag doch deutlich kleinere, aber immer noch geschätzt mehr als zehntausend Nasen zählende Masse mitzureißen. Bei einer zu 80 Prozent auf Gähner der letzten beiden glattgebügelten Scheibchen konzentrierten Setlist – von den ersten beiden Alben gab es lediglich „Pool Of Booze, Booze, Booza“ sowie „Sad Man’s Tongue“ – war es kein Wunder. Die Höhepunkte des traurigen Spektakels waren jene Momente, wenn die Dänen Gassenhauer von JUDAS PRIEST, JOHNNY CASH oder SLAYER anstimmten. Bitte im nächsten Jahr dann mit einem echten und würdigen Headliner, liebes Hellfest.

GHOST wurde aufgrund des schon beschriebenen Tauschs mit DANZIG die Ehre zuteil, das Hellfest 2013 auf der Mainstage 2 zu beschließen. Nur verhältnismäßig wenige Tausend standen sich da noch die Beine in den Bauch und ähnlich wie bei VOLBEAT zuvor war auch hier die imposante Bühne eine Nummer zu groß für die schwedischen Retro-Pop-Metaller. Zwar kam ihre schauerliche Kostümierung mitten in der Nacht im Farbenrausch der Bühnenscheinwerfer gut zur Geltung und mit „Ritual“ platzierte man den Über-Hit geschickt als späten Höhepunkt des einstündigen, aber sehr monotonen Sets, doch GHOST wären im Zelt sicherlich besser aufgehoben gewesen.

Résumé

Atmosphärisch bleibt das Hellfest nach wie vor spitze, dafür sorgten neben dem im Ganzen betrachtet glücklicherweise immer noch ein Stück weit vom Wacken- und Summerbreeze-Proletariat entfernten Publikum die charmanten Dekorationen auf dem Festivalgelände. Vor allem DANZIG, MANILLA ROAD, DOWN, MY DYING BRIDE und die wiederauferstandenen Schwedentodler CEREMONIAL OATH boten in dieser Kulisse sehens- und hörenswerte Vorstellungen. Wirklich enttäuschend waren von dem kleinen Teil der Künstler, die man als Einzelner sehen konnte, lediglich VOLBEAT, die ihrer Headliner-Position auf einem solch hochkarätig besetzten Festival schlicht und einfach nicht gerecht wurden. Dem Hellfest stellt sich nun für 2014 die spannende Aufgabe, ein Line-Up auf die Beine zu stellen, das jeden Tag höchste Qualität bietet und nicht wie am diesjährigen Sonntag im Vergleich zu den Vortagen abfällt. Auch sollte man tunlichst darauf achten, frisches Blut oder spektakuläre, sich rarmachende Ensembles auf die Bretter zu bringen und nicht im Zwei-Jahres-Rhythmus Kapellen zu buchen, die in den vergangenen Jahren schon (mehrfach) in Clisson aufspielten. Sonst wird es für die langjährigen Hellfest-Gänger – von denen es den vielen bunten Hellfest-Bändchen an zahllosen Handgelenken nach zu urteilen eine Menge gibt – bald langweilig.

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05.07.2013

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2 Kommentare zu Hellfest - Der große Festivalbericht – Hellfest 2013

  1. Matthias sagt:

    „Slaughter Of The Soul“ die schwächste AT THE GATES? Ich glaub, dir muss mal jemand den Hintern versohlen 😉

  2. HeavyBastard sagt:

    Alter wo wo hast du denn gegessen? Das Essen auf dem Hellfest war mit Abstand das Beste Festival Essen überhaupt! selber Schuld wenn man Döner in Frankreich isst! An deiner Stelle wäre ich mal zum Argentinier(super viel und geniales Rindfleisch im Baguette oder auf dem Teller) oder hätte Ochs am Spies probiert, Brasilianische Kost war auch Klasse und man wurde satt!! Bei über 100 Fressständen kann man natürlich auch daneben greifen, aber die Deutschen rennen halt wie gewohnt zum Döner Mann oder Essen Asia Nudeln:( Hellfest, nach wie vor das Beste Metal Open Air aller Zeiten,dude. Meine Faves waren Red Fang(was ne Wucht), Morbid Angel(Klasse Auftritt),Symphony x(genius),Riverside,Aura Noir(bestes gesehenes Black Metal Konzert seit Jahren) Ghost(einzigartig) Witchcraft,Black Breath, Testament und Twisted fuckin Sister;)