Hellfest
Der große Festivalbericht - Hellfest 2012
Konzertbericht
Sonntag, 17.06.2012:
Sie waren vielleicht die Sieger der Sympathiewertung: Obwohl oder gerade weil die Briten WINTERFYLLETH für eine Black-Metal-Band ziemlich untypisch in kurzen Hosen und im Falle von Sänger und Gitarrist C. Naughton gar mit Baseballkappe am Sonntagmittag auf der Bühne standen, besaßen sie einfach eine vollkommen angenehme Ausstrahlung. Die trotz zweier überzeugender Alben („The Ghost Of Heritage“ und „The Mercian Sphere“) noch allgegenwärtige Bodenständigkeit wurde besonders deutlich, als sich der Frontmann fast schüchtern für die positiven Reaktionen auf das erste Frankreich-Konzert seiner Formation bedankte.
Man muss kein Prophet sein, um WINTERFYLLETH mit ihrem packenden Pagan Black Metal sowie starker Live-Präsenz – sowohl das schwarze Gekrächze, als auch die klar und teils mehrstimmig gesungenen Passagen wirkten kraftvoll und gekonnt, die Setlist bedachte beide Alben gleichermaßen – eine erfolgreiche Zukunft vorauszusagen. Das dritte Album soll übrigens noch in diesem Jahr kommen.
Im vergangenen Jahr haben die Grindcore-Veteranen BRUTAL TRUTH mit dem intensiven „End Time“ bewiesen, dass sie nach zwei Jahrzehnten immer noch ordentlich Arsch treten können. Zwar hatten die Vier um Kreischferkel Kevin Sharp – natürlich mit Cowboyhut – und Lockenkopf Dan Lilker am Bass nur 40 Minuten Zeit, doch die reichten den New Yorkern locker, um das Publikum im Knüppel-Zelt mit zahllosen Gewaltorgien zu überschütten. Neues Material wurde dabei natürlich ebenso heruntergeholzt wie Band-Klassiker à la „Godplayer“ und „Birth Of Ignorance“. Eindrucksvoll.
Enttäuschend fiel hingegen IHSAHNs Darbietung am frühen Abend aus: Zahlreiche EMPEROR-Shirts und solche anderer alter Norweger-Kapellen im Publikum zeugten davon, was viele der Anwesenden hören wollten: richtig, EMPEROR-Kram. Doch den gab es im Vergleich zu früheren Konzerten gar nicht, stattdessen lediglich den sich hinter dem Panzer der Progressivität versteckenden Gähn-Metal der IHSAHN-Ära. Auch ein wie besessen bangender Keyboarder konnte den schwachen Eindruck nicht hochziehen.
Setlist IHSAHN:
01. Arrival
02. Called By The Fire
03. Frozen Lakes On Mars
04. Unhealer
05. Scarab
06. The Barren Lands
07. A Grave Inversed
08. The Grave
Deutlich mehr Feuer und Wucht gab es dann direkt im Anschluss von einer der wohl härtesten Bands dieses Planeten: SUFFOCATION. Das glatzköpfige Frontschwein Frank Mullen gibt mit heraushänger Zunge sowie Hantenkantenschlägen und MG-Salven zum Geblaste immer noch absolut überzeugend den Gestörten, der die Meute gnadenlos nach vorne peitscht. Da passte es dann auch bestens ins Bild, wenn er unter großem Jubel verkündet, dass sein Brutal-Death-Metal-Quintett im Gegensatz zu vielen anderen keinen Schnickschnack auf der Bühne, ja nicht einmal ein Banner, benötigt. Die ausgewogene Mischung aus alten und neueren Gewaltorgien sowie die spürbare Spielfreude der US-Ostküstler erwies sich dabei wieder einmal als perfektes Schmieröl für die erbarmungslose Todesblei-Walze.
Setlist SUFFOCATION:
01. Thrones Of Blood
02. Effigy Of The Forgotten
03. Catatonia
04. Pierced From Within
05. Liege Of Inveracity
06. Funeral Inception
07. Cataclysmic Purification
08. Abomination Reborn
09. Mass Obliteration
10. Devoid Of Truth
11. Infecting The Crypts
Ursprünglich war mit BLACK SABBATH der wohl perfekte Headliner für ein solch gigantisches Metal-Spektakel wie das 2012er Hellfest angekündigt, aus bekannten Gründen – bei Tony Iommi wurde Krebs diagnostiziert, zudem gab es in den vergangenen Monaten einen schweren Disput zwischen Schlagzeuger Bill Ward und dem Rest der Heavy-Metal-Urväter – wurde die Reunion-Tour jedoch verschoben. Stattdessen sollten OZZY & FRIENDS – die „Freunde“ sind unter anderem Zakk Wylde und Slash – die Enttäuschengen in Grenzen halten. Das war doppelt schade, wollte man doch einerseits DIE Metal-Legende schlechthin komplett und unter dem richtigen Banner bewundern und zudem hatte doch schon das vergangene Hellfest OZZY OSBOURNE als Sonntags-Headliner gesehen. Man bekam nun eine nahezu identische Liedauswahl – eine Mischung aus BLACK SABBATH-Klassiker der ersten beiden Scheiben und OZZY-Material – präsentiert. Zwar war Herr Osbourne wie auch schon im Vorjahr für seine Verhältnisse gut aufgelegt, doch zu Beginn des Auftritts aufbrausender starker Regen sorgte dafür, dass der Spaß dann auch noch recht kurz ausfiel.
Setlist OZZY & FRIENDS:
01. Bark at the Moon
02. Mr. Crowley
03. Suicide Solution
04. Shot In The Dark
05. Rat Salad
06. Iron Man
07. War Pigs
08. N.I.B.
09. Crazy Train
—–
10. Paranoid
Wie voll es ohne die fast sintflutartigen Regenfälle in dieser Nacht im Temple bei DIMMU BORGIR, der mit den zeitgleich spielenden LAMB OF GOD und BIOHAZARD letzten Band des Festivals, gewesen wäre, lässt sich nicht sagen. So jedenfalls war es ziemlich voll. Beginnend mit den beiden „Enthrone Darkness Triumphant“-Schwarzwurzlern „Mourning Palace“ und „Spellbound (By The Devil)“ arbeitete sich das geschminkte Sextett um die beiden Gründungsmitglieder Shagrath und Silenoz vor zu neuem Material à la „Vredesbyrd“ bis hin zu „Ritualist“ und „Gateways“ vom 2010er-Werk „Abrahadabra“. Das Drumherum war wie immer bei den Norwegern pompös – mit großen Bühnenaufstellern, theatralischen Gesten des Sängers und überwiegend grünem und blauem, für eine kühle Atmosphäre sorgendes Licht. Schade aber, dass sie der alten Anhänger zuliebe nicht einmal ein einziges Lied ihrer großartigen ersten beiden Scheiben auspacken.
Setlist DIMMU BORGIR:
01. Mourning Palace
02. Spellbound (By the Devil)
03. Vredesbyrd
04. Kings Of The Carnival Creation
05. Dimmu Borgir
06. Ritualist
07. Gateways
08. Puritania
09. The Serpentine Offering
10. Progenies Of The Great Apocalypse
Fazit:
Auch im siebten Jahr seines Bestehens bot das Hellfest mit seiner so breit gefächerten Auswahl wieder einige begeisternde, viele solide und ein paar enttäuschende Bands. In Sachen Line-Up-Qualität und Atmosphäre bleibt man anderen großen Festivals immer noch ein gutes Stück voraus, doch der Vorsprung beziehungsweise die Einmaligkeit des Hellfests schmilzt dahin. Der Charme der Anfänge jedenfalls ist verloren – es bleibt zu hoffen, dass sich die Ausrichtung nicht weiter in Richtung Mainstream (mit entsprechendem Mode-Publikum) verschiebt.
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