Hellfest
Der große Festivalbericht - Hellfest 2011

Konzertbericht

Billing: Ozzy Osbourne und Scorpions
Konzert vom 2011-06-17 | , Clisson, Frankreich

Samstag, 18.06.2011

Auch am zweiten Tag des Festivals fand man überwiegend noch ohne größere Einschränkung nutzbare Klos vor, sie wurden täglich gereinigt und ihre Besucher dachten offenbar mehrheitlich auch an die Person, die sich nach ihnen Erleichterung verschaffen wollte. Das 0,25er-Bier für zwei Euro und insbesondere 0,1 Liter Wein für einen Euro waren verhältnismäßig humane Preise, wenngleich im Supermarkt diverse Fünf-Liter-Packungen Wein für um die sechs Euro warteten. Weniger erfreulich war hingegen das Essen auf dem Festivalgelände: Ein Schälchen Pommes gab es für fünf Euro, Größeres wie Pommes mit Hamburger entsprechend teurer. Nach dem zu urteilen, was man so hörte (und riechen konnte), muss es auch nicht sonderlich schmackhaft gewesen sein. Da war der knurrende Magen mit einer ordentlichen Schinkenpizza, die es im Ort in der kleinen Pizzeria für sieben Euro gab, nachhaltiger gefüllt.

Wie auch am Vortag war das den Knüppelkapellen vorbehaltene Rock Hard-Zelt die erste Anlaufstation des Tages: Zu den zur Mittagszeit hier wütenden HAIL OF BULLETS muss man wohl nicht mehr viel sagen. Stets spielfreudig und von ihrer charakteristischen Todesblei-Sangeslegende Martin van Drunen angetrieben, infizierten die Niederländer alles mit ihrem groovenden Old School Death Metal. Die sehr feine Setlist bedachte beide Alben zu gleichen Teilen, auch die brutale Doom-Walze „Berlin“ bretterte über die Köpfe der Banger. „Full Scale War“ widmete Martin übrigens dem Headliner des Rock Hard-Zeltes an diesem Abend – BOLT THROWER, der seiner Aussage nach besten Death-Metal-Band der Welt.

Hellfest

Setlist HAIL OF BULLETS:
01. The Eve Of Battle (Intro)
02. Operation Z
03. Red Wolves Of Stalin
04. Full Scale War
05. Berlin
06. Kamikaze
07. General Winter
08. Tokyo Napalm Holocaust
09. Ordered Eastwards

Nach eineinhalb Tagen voller guter bis begeisternder Auftritte folgte am Samstagnachmittag die erste von zwei Enttäuschungen des Tages: Zwar hatten die irischen Rocker THIN LIZZY mit allseits bekannten Klassikern wie „Jailbreak“, „Whiskey In The Jar“ und „The Boys Are Back In Town“ das Material im Gepäck, um die Tausenden vor der Hauptbühne 1 in Wallung zu bringen, aber es wollte nicht so recht gelingen. Das lag wahrscheinlich an der Zusammensetzung der erst im letzten Jahr neu formierten Band: Schlagzeuger Brian Downey ist als einziges Gründungsmitglied verblieben und neben den langjährigen Bandmitgliedern Scott Gorham, Darren Wharton und Marco Mendoza hat man mit Gitarrist Vivian Campbell und Sänger Ricky Warwick zwei ganz neue Leute an Bord. Insbesondere der Mann am Mikro besaß schlicht und einfach ziemlich wenig Ausstrahlung – das bekannte SEPULTURA-Phänomen.

Hellfest

Auf der Main Stage 2 stand der Samstag ganz im Zeichen des THRASH METAL. Im Laufe des Tages hatten schon Kapellen wie MUNICIPAL WASTE und DESTRUCTION der Meute eingeheizt, kurz vor 20 Uhr betraten dann die sympathischen Ruhrpottler SODOM gut aufgelegt wie eh und je die Bühne. Anders als bei ihrem famosen 2008er-Hellfest-Auftritt legten sie jedoch ein stärkeres Augenmerk auf neues Material – aktuelles Album „In War And Pieces“ – und schenkten den Fans trotz „Outbreak Of Evil“ und „Blasphemer“ leider nichts von den alten Glanztaten „Obsessed By Cruelty“ und „Persecution Mania“ – daran konnten auch einige unentwegte „Boombenhaaaagel“-Rufer in der Menge nichts ändern. Im ansehnlich wilden Moshpit kam es zu ein oder zwei Handgreiflichkeiten beziehungsweise kurzen Schlagabtäuschen, aber diese wurden schnell beendet, gingen offenbar ohne größere Blessuren aus und sollten die einzigen kleinen Gewaltausbrüche sein, derer man auf dem ansonsten friedlichen Festival gewahr wurde.

Hellfest

Setlist SODOM:
01. In War And Pieces
02. The Vice Of Killing
03. Outbreak Of Evil
04. The Saw Is The Law
05. Sodomized
06. M-16
07. Agent Orange
08. The Art Of Killing Poetry
09. Blasphemer
10. Remember The Fallen

KREATOR machten dann das Triumvirat des deutschen Thrash Metal mit einem soliden, aber in keinster Weise außergewöhnlichen Auftritt komplett, Milles berüchtigte, sich stets irgendwo an der Grenze zur Peinlichkeit bewegende Ansagen inklusive. Auch hier war die Setlist für die Anhänger des älteren Materials nicht ideal, ein Stück vom für nicht wenige besten KREATOR-Album „Coma Of Souls“ von 1990 oder gar eine echte Überraschung, etwa eine Nummer vom unterbewerteten „Renewal“-Werk, hätte es doch gerne sein dürfen.

Setlist KREATOR:
01. Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
02. Warcurse
03. Endless Pain
04. Pleasure To Kill
05. Destroy What Destroys You
06. Voices of the Dead
07. Enemy of God
08. Phobia
09. Terrible Certainty/Reconquering The Throne
10. The Patriarch
11. Violent Revolution
12. Flag Of Hate
13. Tormentor

Die nach THIN LIZZY zweite Enttäuschung des Festivals folgte im Headliner des Tages, den SCORPIONS. Auf ihrer laufenden großen Abschiedstour machten die Hannoveraner auch Halt in Clisson und viele Anhänger härterer Klänge wollten die Rocker um Klaus Meine dann doch einmal in ihrem Leben leibhaftig erleben, großartig kitschige Hymnen wie „Winds Of Change“ mitsingen oder sich von „Rock You Like A Hurricane“ durchschütteln lassen. Aber es kam anders: „Winds Of Change“, das kommerziell erfolgreichste Stück der Deutschen und bei der Tour eigentlich stets die vorletzte Zugabe, fehlte ganz und ansonsten blieben die SCORPIONS recht blass und leblos, vor allem Meines Gesang fehlte die Kraft, um große Emotionen zu vermitteln. Den schlechten Eindruck rundete die Tatsache ab, dass die Band erst mit rund zehn Minuten Verspätung auf der Bühne erschienen war und diese dann auch zehn Minuten vor dem angesetzten Ende wieder verließ – es gab also statt 115 Minuten SCORPIONS nur gut 90 Minuten und ein wohl eigentlich als Begleitung zum finalen Stück gedachtes Feuerwerk, das ins Leere schoss.

Vielleicht hätte man sich doch lieber mehr als einige Lieder von BOLT THROWER anschauen sollen, die zeitgleich zu den stachellosen Skorpionen dem Rock Hard-Zelt den Krieg erklärten und es eine Stunde lang mit Nummern wie „The VIth Crusade“, „When Glory Beckons“ oder „No Guts, No Glory“ unter Feuer nahmen.

Zu später beziehungsweise schon wieder früher Stunde – um 1 Uhr – durften dann noch TRIPTYKON auf die Bretter. Das Zelt war nicht mehr so gut gefüllt wie noch zuvor bei BOLT THROWER, aber Thomas Gabriel Fischer bedankte sich augenzwinkernd bei allen Anwesenden für ihr Kommen – auf der Main Stage 2 spielten zeitgleich nämlich seine Landsleute von CORONER. Obwohl das TRIPTYKON-Album „Eparistera Daimones“ zu den besten des Jahres 2010 gehörte, gab es hauptsächlich CELTIC FROST-Stoff zu hören – Fischer sieht seine neue Band laut eigener Aussage schließlich als Fortführung der 2008 aufgelösten Black-/Death-Metal-Pioniere.

Setlist TRIPTYKON:
01. Crucifixus
02. Procreation (Of The Wicked)
03. Goetia
04. Circle Of The Tyrants
05. Babylon Fell
06. Triptych: Synagoga Satanae
07. The Prolonging
08. Triptych: Winter: Requiem/Chapter Three: Finale

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01.07.2011

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