Hellfest
Der große Festivalbericht - Hellfest 2011
Konzertbericht
Freitag, 17.06.2011
Das Wetter in Clisson zeigte sich leider nicht ganz so angenehm sonnig und warm wie in den Vorjahren: Es wirkte eine krude Mischung aus etwas Sonne, ständig wiederkehrenden Schauern und viel, viel Wind, der so manchen Pavillon in die Knie beziehungsweise eine angrenzende Baumgruppe zwang, über dem Westen Frankreichs. Insbesondere am Freitag zogen immer wieder große dunkle und Regen bringende Wolken über das Festivalgelände, die dieses zwar nicht in eine Schlammwüste verwandelten, aber in ihrer penetranten Art doch die Nerven strapazierten.
Im großen, 6000 Menschen Platz bietenden Rock Hard-Zelt jedenfalls war man vom Wetter relativ verschont. Hier boten die auf zahllosen Festivals zu findenden Pagan-Metaller PRIMORDIAL am Nachmittag einen wie gewohnt guten Auftritt, das Hauptaugenmerk lag auf Stücken des neuen Albums „Redemption At The Puritan’s Hand“. Wie so oft bei den Iren fragte man sich, ob diese Band auch ohne ihren charismatischen Frontmann Alan „Naihmass Nemtheanga“ Averill da stehen würde, wo sie heute steht? Man darf daran zweifeln.
Setlist PRIMORDIAL:
01. No Grave Deep Enough
02. Gods To The Godless
03. Bloodied Yet Unbowed
04. Lain With The Wolf
05. The Coffin Ships
06. Empire Falls
Die Southern-Metal-Supergroup DOWN verirrt sich nicht allzu oft auf europäische Bühnen und allein deshalb ist ihr Auftritt schon ein bißchen etwas Besonderes. Insbesondere für alle Liebhaber des großartigen Debüts „NOLA“ muss er absolut traumhaft gewesen sein, gaben Phil Anselmo und Co. bei einer Stunde Spielzeit doch gleich acht Stücke davon zum Besten. Da konnte auch der wieder losprasselnde Regen den Sludge-Metal-Siegeszug der blendend aufgelegten Herrschaften aus New Orleans nicht weiter stören.
Setlist DOWN:
01. Lysergic Funeral
02. The Path
03. Lifer
04. Losing All
05. New Orleans Is A Dying Whore
06. Pillars Of Eternity
07. Ghost Along The Mississippi
08. Temptations Wings
09. Hail The Leaf
10. Eyes Of The South
11. Stone The Crow
12. Bury Me In Smoke
Schon recht früh am Abend, um 21 Uhr, war es Zeit für den Headliner des Tages: Die gerne als Protopunk bezeichneten STOOGES um ihren Frontmann Iggy Pop, die sich seit ihrer Wiedervereinigung vor vier Jahren IGGY AND THE STOOGES nennen, brachten Rock-And-Roll-Geschichte nach Clisson – 2010 ist die Band, die heute noch als wichtiger Einfluss vieler Musiker genannt wird, in die Rock And Roll Hall Of Fame in Cleveland aufgenommen worden. Iggy Pop, der mit mittlerweile 64 Lenzen sehr in die Jahre gekommene „Godfather Of Punk“, ist sich seit den späten 60ern treu geblieben und wirbelte dementsprechend immer noch mit nacktem Oberkörper und geöffnetem obersten Hosenknopf über die Bühne. Das sah bei dem klapprigen Männchen mit der ledrigen Haut zwar merkwürdig aus, dennoch rang er dem Publikum damit Respekt ab. Dieses schien mit Material wie „Raw Power“, „I Wanna Be Your Dog“ oder „No Fun“ weniger gut vertraut als mit dem Liedgut anderer Bands, die einen hohen Platz im Billing hatten. Vielleicht lies es sich der dünne Mann aus Michigan deshalb nicht nehmen, der Menge nach einem engagierten Auftritt seinen entblösten Allerwertesten entgegenzustrecken.
Direkt im Anschluss sollte es nebenan auf der Hauptbühne 2 ein ziemliches Kontrasprogramm geben: Das neue MORBID ANGEL-Album „Illud Divinum Insanus“ hatte in den letzten Wochen aufgrund einiger stilistischer Experimente für Kontroversen unter Fans und Kritikern gesorgt, und neben den obligatorischen Klassikern brachte die US-Death-Metal-Institution dann auch gleich drei Stücke dieser Veröffentlichung als Block mittig im Set. Ihr Auftritt war einwandfrei, vor drei Jahren an gleicher Stelle wirkte es aber aus irgendeinem Grund noch mächtiger, vielleicht lag es auch an den etwas verhalteneren Publikumsreaktionen in diesem Jahr.
Setlist MORBID ANGEL:
01. Immortal Rites
02. Maze Of Torment
03. Angel Of Disease
04. Existo Vulgoré
05. Nevermore
06. I Am Morbid
07. Chapel Of Ghouls
08. Where The Slime Live
09. God Of Emptiness
Die „Special Show“, die die norwegische Black-Metal-Legende MAYHEM als Freitags-Headliner im großen Zelt ab 1 Uhr nachts auffuhr, erinnerte mit Kerzen, Altar, überdimensionalen, recht billig in Alufolie verpackten Symbolen und einem mit Totenschädelgewedel um Theatralik bemühten Attila Csihar eher an Gruppen wie CRADLE OF FILTH. Nein, das wollte trotz oder gerade wegen bekannter Gassenhauer à la „Freezing Moon“ und „Deathcrush“ nicht überzeugen, das Optische und das Akustische waren nicht stimmig, man war beinahe peinlich berührt. Also ging es nach einigen Liedern schnell an den draußen gelegenen, stilvoll gestalteten und beleuchteten Weinbuden vorbei hinüber ins kleinere Zelt.
Warum man eine Gruppe wie MONSTER MAGNET in eben jenes wenige tausend Menschen fassende Terrorizer-Zelt gepackt hatte, war nicht wirklich ersichtlich. Dem Zuspruch nach wäre mindestens ein Nachmittags-Platz auf einer der beiden Hauptbühnen gerechtfertigt gewesen, denn obwohl zeitgleich IN FLAMES und MAYHEM Hauptbühne 2 beziehungsweise Rock Hard-Zelt beackerten, war es beim Auftritt der Mannen um den immer noch lustig runden Dave Wyndorf rappelvoll. Aber das befeuerte natürlich die hervorragende Stimmung und die Stoner-Rock-Truppe aus New Jersey bot bei viel Material von alten Alben wie „Spine Of God“ und „Dopes To Infinity“ einen mitreißenden Auftritt, der in einer grandiosen Darbietung von „Space Lord“ gipfelte.
Setlist MONSTER MAGNET:
01. Nod Scene
02. Tractor
03. Dopes To Infinity
04. Hallucination Bomb
05. Dig That Hole
06. Medicine
07. Look To Your Orb For The Warning
08. Crop Circle
09. Powertrip
10. Space Lord
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