Hellfest
Der Bericht - Hellfest 2010
Konzertbericht
Freitag, 18. Juni
Einen – zumal für eine Black-Metal-Band – nicht gerade dankbaren Slot hatten URGEHAL erwischt. Schon um 12 Uhr mittags, eine gute Stunde nachdem das Festivalgelände eröffnet hatte, viele noch mit dem allmorgendlichen Supermarktbesuch oder dem Erkunden des in diesem Jahr deutlich erweiterten Metalmarkets mit vielen Dutzend Verkaufsständen beschäftigt waren, ging es für die Norweger auf die Bretter des RockHard-Zelts, das das größere der beiden Zelte war und grob gesagt von den härteren Bands bevölkert wurde. Die Vier kamen in voller Montur, mit bemalten Fratzen, Antikreuzen, zahllosen Nieten und sogar eindrucksvollen Nagelarmbändern – Gitarrist Enzifer erinnerte mit seiner Stachelmaske wie immer an Pinhead aus den Hellraiser-Filmen.
Scheppernder Black Metal auf einem sonnigen Festival zur Mittagszeit hat es schwer, zumal wenn auch noch der Sound weit entfernt von gut ist, aber die bösen Burschen warfen all den ungünstigen Umständen eine beherzte, energiegeladene Darbietung entgegen und so wurde es doch ein ganz ansehnlicher Auftritt. “The Eternal Eclipse“, die beste Komposition der Band, hatte man leider nicht im Programm.
Nachdem die nicht gerade berauschende Vorstellung der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Serbien, die vor den Augen von einigen Dutzend deutscher und vielleicht zwanzig serbischer Fans auf einer Videoleinwand in der Metal Corner auf dem Campinggelände gezeigt wurde, verdaut war, stand mit HYPOCRISY die erste der zahlreichen großen Death-Metal-Formationen auf dem Plan, die das Hellfest in diesem Jahr zu bieten hatte. Multitalent Peter Tägtgren war gut aufgelegt, strahlte Erhabenheit und doch zugleich auch etwas Kumpelhaftes aus, animierte die noch etwas hüftsteife Meute vor Hauptbühne 2 nach Kräften. Neben bekannten Krachern wie “Roswell 47“ oder “A Coming Race“ gab es für die Fans der ersten beiden Alben der Schweden immerhin auch ein “Penetralia/Osculum Obscenum“-Medley, das aber leider doch etwas kurz war.
Von WATAIN, die die Bühne im großen Zelt mit brennenden Dreizacken dekoriert hatten, gab es leider nur ein Stück zu erhaschen (was eine Bewertung ausschließt), danach galt es, zur Hauptbühne zu hetzen, wo SEPULTURA nur zehn Minuten später begannen. Die in Brasilien verwurzelte Band bot eine engagierte Leistung und fuhr auch für die Anhänger der ungestümen 80er-Veröffentlichungen mit “Troops Of Doom“ oder “Escape To The Void“ ein paar leckere Stücke auf. Leider jedoch hat ein Derrick Green, so sehr er sich auch bemühen mag, nicht die Austrahlung eines Max Cavalera und man wurde das Gefühl nicht los, das irgendetwas fehlte. Dieses Gefühl teilte offenbar ein nicht geringer Anteil der Zuschauer, die außer beim allbekannten “Refuse/Resist“ niemals wirklich in Wallung gerieten.
Eine große, aber bei der gebotenen Herangehensweise zugegebenermaßen natürlich auch absehbare Enttäuschung wartete am späten Abend in Form einer ehemaligen norwegischen Black-Metal-Formation, die schon vor mehr als einer Dekade zu neuen Ufern aufgebrochen war – ULVER. Das recht spärlich gefüllte RockHard-Zelt war in blaues Licht getaucht, und man merkte der Band den Versuch an, mit dem ganzen Brimborium und ihren Klängen zwischen Ambient und Trip Hop auf Teufel komm raus avantgardistisch und ja ach so künstlerisch rüberzukommen. Aufgeblasen und schnarchlangweilig sind jedoch die treffenderen Vokabeln. Das also war die Band, die einmal großartige Alben wie “Bergtatt“ und “Nattens Madrigal“ eingespielt hat – ja, die Welt steht nicht still. Auf nimmer Wiedersehen, ULVER.
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