Hell over Hammaburg
Festivalbericht 2016
Konzertbericht
FREITAG, 3. MÄRZ
KÖRGULL THE EXTERMINATOR
Die Festival-Opener ARGUS aus den USA kommen zwar noch ohne die verhüllende Kopfbedeckung aus, können aber dafür schon eine beachtliche Menge in den großen Saal ziehen, die bei KÖRGULL THE EXTERMINATOR der Raum langsam auf Betriebstemperatur bringt. Im Gegensatz zu den amerikanischen Epic Doomstern ist die Gangart der Spanier, bei denen unter anderem zwei GRAVEYARD-Mitglieder lärmen, allerdings eine deutlich stressigere. Die Black Thrasher um Frontfrau-Brüllwürfel Lilith Necrobitch fackeln nicht lange und machen mit ihrem simplen aber irre sägenden Bratz-Sound zwischen Punk, BATHORY und beschleunigtem klassischen Heavy Metal keine Gefangenen. Auch wenn soundtechnisch nicht alles erste Sahne ist und vor allem das immergleich hämmernde Schlagzeug sich in den Vordergrund penetriert: die vier aus Barcelona haben sichtlich Spaß und gehen im blitzenden Kunstnebelinferno mit ordentlich Applaus von der Bühne. Und einen Preis für den spleenigsten Bandnamen des Festivals haben sie allemal verdient.
DAWNBRINGER
Nach den in mehrfacher Hinsicht finsteren ARCHGOAT gibt’s die Kehrtwende um 180 Grad: DAWNBRINGER wildern in so vielen Revieren herum, dass das Ergebnis einer Wundertüte gleicht. Die Mannen um Chris Black und Scott Hoffman, ihres Zeichens Mitglieder von HIGH SPIRITS, die dem HELL OVER HAMMABURG bereits im Vorjahr ihre Aufwartung machten, wirbeln Prog, True, Black, Doom, Melodic, Heavy Metal und 80s (bei „Into The Maze“ wäre Dan Swanö so stolz) durcheinander, dass sich schon die Frage stellt, wie dieses Potpourri mit sahne Snare-Sound so dermaßen tight zusammengehalten werden kann…scheisse, selbst vor Versatzstücken aus beschwingten Rock’n’Roll, Irish Folk und Fantasy schrecken DAWNBRINGER nicht zurück, ohne dabei jedoch ins cheesy Fettnäpfchen zu treten. Weder Epik noch thrashige Reiß-aus-Soli kommen zu kurz, sodass DAWNBRINGER als erster richtiger Abräumer des Abends hervorgehen. Übrigens: das HELL OVER HAMMABURG ist erst die zweite Show in Deutschland überhaupt, die die Amerikaner in ihrer zwei Dekaden währenden Existenz spielen. Wer nicht da war, hat’s verpasst!
SULPHUR AEON
Vor zwei Jahren spielten SULPHUR AEON schon einmal auf dem HELL OVER HAMMABURG auf, damals aber noch relativ weit unten im Billing. In der Zwischenzeit haben die Nordrhein-Westphalen mit „Gateway To The Antisphere“ ein hochgelobtes Album veröffentlicht, mächtig Staub in der Underground-Szene aufgewirbelt und sich den Posten als letzte Band am Freitag im großen Saal redlich verdient. Dem Ruf Cthulhus folgen dann auch Scharen an Fans, die an diesem Abend einen atmosphärisch dichten Gig erleben. SULPHUR AEON ziehen die Mythos-Thematik, um die die komplette Band aufgebaut ist, auch live voll durch, geben sich betont geheimnisvoll, Positionswechsel gibt’s ebensowenig wie großes Gepose, die langen Haare bleiben fortwährend im Gesicht, die Bühne wird in einen Dunst aus Kunstnebel und grün-violettem Licht getaucht. Zu Anfang will der Sound nicht so ganz mitspielen und kommt sowohl mit dem ultra-schnellen Alternate Picking der Sechssaiter als auch Martin Hellions Growls nicht wirklich zurecht. Das schwammige Klangbild ist aber schnell passé und vor allem die mächtig an Hall gewinnenden Vocals suggerieren ein Feeling, als würden SULPHUR AEON tatsächlich in jenen Tiefen aufspielen, wo die Großen Alten schlafen. Starker Auftritt, dessen Songauswahl, die sich vornehmlich auf „Gateway To The Antisphere“ konzentriert, ebenfalls keine Wünsche offen lässt.
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