Hell Over Hammaburg 2024
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Der Samstag bespielt neben dem großen Saal der Markthalle auch das deutlich kleinere MarX. Wer sich dort nicht früh genug einfindet, hat kaum eine Chance in die Lokation zu gelangen. Der Begriff notorisch überfüllt ist passend, sodass große Teile der Besucherschaft auf MarX-Gigs verzichtet. Ansonsten ist der Ablauf ähnlich wie gestern. Um 15 Uhr öffnen sich die Türen, um 16 Uhr steht die erste Band im großen Saal auf der Bühne.
Frauen-Power mit MEURTRIÈRES
Galerie mit 12 Bildern: Meurtrières - Hell Over Hammaburg 2024Aus Lyon kommen MEURTRIÈRES und sind seit 2016 aktiv. Eine selbstbetitelte EP und die LP „Ronde De Nuit“ stehen bisher auf der Habenseite der Band. Der Name des Quintetts dürfte selbst bei dem freakigen Underground-Publikum keinen großen Bekanntheitsgrad haben. Umso erfreulicher, dass eine No-Name-Band sich sein Publikum erspielen kann und für entsprechende Begeisterung sorgt.
Es geht um 80-Jahre-Metal, der an der einen oder anderen Ecke eine gewisse Punk-Attitüde ausstrahlt. Die Musiker um Sängerin Fiona feuern sich gegenseitig an und spielen sich gefühlt in eine Art Rauschzustand. Es entsteht eine Symbiose aus Band und Publikum, die sich mit jedem Song, mit jeder Zeigerumdrehung, gegenseitig berauscht. Nicht filigran, aber intensiv, startet das Hell Over Hammaburg 2024 am Samstag und der Merchstand von MEURTRIÈRES erweist sich großer Beliebtheit.
APTERA
Galerie mit 10 Bildern: Hysterese - Hell Over Hammaburg 2024Das MarX eröffnen die Berlinerinnen APTERA mit ihrem okkult angehauchten Heavy Metal, der einige Schlenker gen Doom und Black Metal bereithält. Sie sind schon seit einigen Jahren aktiv, haben 2022 ihr Debüt „You Can’t Bury What Still Burns“ veröffentlicht und sind auch heute mit einem neuen Song dabei. An der einen oder anderen Stelle blitzt etwas Grünschnäbeligkeit hervor, doch die Band ist außerordentlich tight. Besonders die Drummerin, die ihren Beats mit den Double Basses und fills den Song eine filigrane Note gibt. Alles in allem ein guter Auftakt, der schon die ersten Schweißperlen auf die Stirn treibt.
DEATH WORSHIP
Galerie mit 12 Bildern: Death Worship - Hell Over Hammaburg 2024Im großen Saal gibt es eine Runde Geballer auf die Ohren. Die mittlerweile in Deutschland beheimaten DEATH WORSHIP mit einer mehr als zehnjährigen Geschichte, gehören zu den älteren Bands des Festivals. Der Output ist mit drei EPs jedoch überschaubar. Dafür liefern die Herren ein schwarzes Todesgemetzel, das an den Grundfesten der Markthalle sägt. Vor allem der gutturale Gesang geht in Death-Grind über und passt nicht in jeden Gehörgang. Entsprechend leer ist der große Saal und sorgt für eine nachträgliche Diskussion bezüglich der Lokation. Hätten DEATH WORSHIP und die Schweizer Epic-Metaller MEGATON SWORD die Slots tauschen sollen?
HEXER
Galerie mit 10 Bildern: Hexer - Hell Over Hammaburg 2024HEXER steuern auch auf ihr zehnjähriges Jubiläum zu und mit dem neuen Album „Abyssal“ im Rücken machen sie den Auftakt zu ihrer Geburtstagsparty in Hammaburg. Das dynamische Dortmunder Doomduo spielt sicher und unbeirrt. Ganz besonders Frontmann Marvin Giehr, der trotz der doppelten Ketten in Form von Mikrofonständer und Gitarre extrovertiert rumstapft. Das ist zwar nichts für jedermann, aber immer noch verdammt intensiv. Zum Rausschmeißer „Celestial War Command“ springt IMHA TARIKAT-Fronter Kerem Yilmaz auf die Bühne. Damit stoßen wir an auf zehn weitere Jahre.
Gesegnet von der hohen Priesterin
Galerie mit 18 Bildern: The Neptune Power Federation - Hell Over Hammaburg 2024Bereits zur Mittagszeit sind THE NEPTUNE POWER FEDERATION in der Plattenkiste, wo es ein Meet & Greet mit Fans gibt. Leider fehlt Sängerin Screaming Loz Sutch, die sich um ihren erkrankten Sohn kümmern muss.
Einige Stunden später legen THE NEPTUNE POWER FEDERATION einen sehr speziellen Auftritt auf die Bretter der Markthalle. Psychedelische Rockmusik ist nicht das primäre Genre des Festivals und ein ähnlicher Farbklecks wie das Abrisskommando DEATH WORSHIP. Sutch verteilt vor der ersten Gesangseinlage verschiedenfarbige Rosen an die Damen und Herren im Publikum. Ein weißes Ballkleid mit leuchtender Kette und weißem Geäst auf dem Kopf ist bereits ein Hingucker, bevor die Dame sich auf die Bühne begibt.
Speziell ist auch das Agieren von Sutch auf den Brettern. Für die Effekte auf ihrer Stimme sorgt sie selbst und ist damit ihr eigner Soundmixer. Das Quintett aus Australien erzählt selbstkreierte Märchengeschichten in einer knappen Stunde Spielzeit. Dabei schaffen es nur zwei Songs des brandneuen Albums „Goodnight My Children“ in die dreizehn Tracks umfassende Setlist.
Im Verlauf der Show kommt Sutch nochmals zum Publikum und bietet einen Apfel zur Verköstigung an, der Bestandteil einer Horrormärchengeschichte ist. Am Ende der Show segnet die selbsternannte Hohe Priesterin das Publikum und verschwindet von der Bühne. Bezüglich Show und schrägen Outfit liefern THE NEPTUNE POWER FEDERATION ein Highlight auf dem diesjährigen Hell Over Hammaburg.
HYSTERESE
Galerie mit 13 Bildern: Aptera - Hell Over Hammaburg 2024Die größte Abwechslung an diesem Wochenende stellen die Tübinger Punker:innen HYSTERESE dar, die im Gegensatz zu etwa BRUTUS schon einiges an Erfahrung auf dem Buckel haben. Dementsprechend spielen sie eine energische Show, welche die sehr unterschiedlichen Facetten der Bandgeschichte aufgreift. Zwischen Kriegern und Satan tut der Schuss Ironie gut.
Ein Zeitsprung mit SLINGBLADE
Galerie mit 11 Bildern: Slingblade - Hell Over Hammaburg 2024Rückblende: 2013 spielen SLINGBLADE auf dem Rock Hard Festival und dem Hell Over Hammaburg. „The Unpredicted Deeds Of Molly Black“ ist die Scheibe der Band aus Stockholm, die die ersten Türen öffnet. Was folgt, sind elf Jahre Funkstille. Die Bandmitglieder sind immer noch die gleichen. Bis auf Bassist Niclas Svensson (GATES OF ISHTAR, THE BABOON SHOW) ist keiner der Protagonisten im Musikgeschäft aktiv. SLINGBLADE ruht einfach bis zum heutigen Tage.
Elf Jahre später steht die Truppe wieder auf der Bühne und zockt die dreizehn Jahre alte Scheibe. Nur „Slasher On The Loose“ wird übersprungen, ansonsten liefern Sängerin Kristina Karlsson den an der NWoBHM angelegten Sound ihrer im Underground verehrten LP. Technisch scheinen die Dame und die Herren nichts verlernt zu haben. Es sieht aus, als ob das Rocken auf der Bühne zum Tagesgeschäft der Schweden gehört. Die Fans feiern die Truppe völlig zurecht ab und SLINGBLADE freuen sich sehr über die positive Resonanz. Die Freude ist so groß, dass der Fünfer an neuen Songs arbeitet und eventuell in naher Zukunft uns ein zweites Album kredenzt.
Megaton Sword
Galerie mit 9 Bildern: Megaton Sword - Hell Over Hammaburg 2024Wer sich nicht früh genug in das MarX begibt, der hat keine Chance auf Einlass. MEGATON SWORD aus der deutschsprachigen Schweiz haben sich mit ihrem Gig beim Keep It True Rising 2021 und der Veröffentlichung von „Might & Power“ 2023 eine ansehnliche Fanbase erspielt. Nicht alle Menschen auf dem Hell Over Hammaburg 2024 konnten im Vorfeld verstehen, warum die Epic-Metaller nicht auf der Hauptbühne spielen.
Die Hütte ist rappelvoll und die Sause sorgt für eine verschwitzte und feiernde Meute vor der Bühne. Zu den stampfenden Rhythmen lassen die Metalheads vor und auf der Bühne ihre Matte kreisen. Neun Tracks gibt es auf die Ohren, gerecht verteilt auf die drei Outputs. Etwas überraschend sind die drei Nummern von der EP „Niralet“, die aber genauso für Stimmung sorgen wie die Titel vom aktuellen Album. Außer die zum Schneiden dicke Luft im kleinen Saal gibt es an dem Gig der Herren nichts zu bemängeln. Wenn das Schweizer Quintett so weitermacht, dann gilt hier der gleiche Satz wie für THE NIGHT ETERNAL. Es wird im Billing kontinuierlich weiter nach vorne gehen.
Für einen Soundwechsel sorgen MĀNBRYNE
Galerie mit 10 Bildern: Manbryne - Hell Over Hammaburg 2024Im Vorfeld der Buchung von MĀNBRYNE war das Engagement von Drummer Vzn im braunen Sumpf des schwarzen Metalls ein Thema. Das Veranstalterteam versichert, dass Vzn die richtige Ausfahrt aus dem Sumpf gefunden hat. Klar ist auch, dass weder Veranstaltungsteam noch Besucherschaft in Köpfe schauen können. Es gilt der Grundsatz „in dubio pro reo“, eine zweite Chance hat jeder Mensch verdient.
MĀNBRYNE gelten als angesagter Act und der an den Rollstuhl gefesselte Sänger Sonneillon sitzt erhaben hinter seiner Kanzel, wo er mit Gestik und Mimik eine Atmosphäre einer schwarzen Messe erzeugt. Auf die Ohren gibt es traditionellen polnischen Black Metal. Der Sound sitzt und die aktuelle Platte „Interregnum: O Próbie Wiary I Jarzmie Zwątpienia“ wird live überzeugend dargeboten. MĀNBRYNE sind der Black-Metal-Act mit dem größten Zuspruch auf dem Hell Over Hammaburg 2024.
UNRU
Galerie mit 13 Bildern: Unru - Hell Over Hammaburg 2024Mit UNRU folgt aber noch ein weiteres Highlight: Neben den ganzen echten Black-Metal-Bands eine selbsterklärte unechte Black-Metal-Band, zu der sich dennoch einige Leute einfinden. Bis auf „Hungersteine“ spielen sie ihr komplettes 2022 erschienenes Album „Die Wiederkehr des Verdrängten“, ergänzt um „Totemiker und „Die Welt in der wir sterben“. Die Songs präsentieren sie gewohnt unprätentiös und geben damit einen guten letzten Schuss Dunkelheit, bevor es zu ETERNAL CHAMPION geht.
Auf der Ziellinie kommt der Hammer
Galerie mit 19 Bildern: Eternal Champion - Hell Over Hammaburg 2024Das Backdrop von ETERNAL CHAMPION ist mit sexistisch gut beschrieben. Im besten MANOWAR-Style und „Fighting The World“ vom Band biegt das Hell Over Hammaburg 2024 auf die Zielgerade. Ähnlich wie bei SUMERLANDS gestern ist der Sound nicht herausragend. Vor allem die Vocals kommen alles andere als optimal rüber. Die Halle leert sich und viele Menschen zieht es ins Foyer, wo die vergangenen Tage Revue passieren und die sozialen Kontakte gepflegt werden. Richtig Stimmung kommt erst mit dem Hammer in die Hütte.
„I Am The Hammer“ sorgt für kollektives Stampfen im Saal und mobilisiert nochmal die Metalheads vor der Bühne. Einen speziellen Showeffekt hat Jason Tarpey noch. Zum „Skullseeker“ kommt er oberkörperfrei, dafür mit einer Kapuze über den Kopf, zurück auf die Bühne. Insgesamt bleiben ETERNAL CHAMPION hinter den Erwartungen. Das ständige „Urgh“-Gebrülle kommt nicht bei jedem Fan in der Lokation gut an.
Gegen Mitternacht endet der musikalische Teil des Hell Over Hammaburg 2024. Es wird im Foyer oder in der umliegenden Gastronomie noch ein Getränk genommen, dann ist das Klassentreffen 2024 in Hamburg Geschichte.
Was bleibt vom Hell Over Hammaburg 2024?
Mit der Warm-Up-Show liegen drei Tage Musik hinter den Fans. Für das Hell Over Hammaburg ist die hohe Anzahl an Bands mit der Ausrichtung Epic Metal oder Heavy Metal hervorzuheben. Mit dem Warm-Up waren 20 Bands zu erleben, davon mit zum Beispiel SMOULDER, SUMERLANDS oder ETERNAL CHAMPION, diverse Vertreter, die genauso auf dem Keep It True spielen könnten oder bereits gespielt haben.
Neben der Musik ist der soziale Aspekt des Festivals für viel Fans entscheidend. Die Deaf-Forever-Meute trifft sich sogar zu einem Gruppenbild. Musiker und Fans vermischen sich nicht nur einmal. Hier wäre vor allem Ricardo Baum von THE NIGHT ETERNAL zu nennen, der bei diversen Bands vor der Bühne am pogen ist. Wer sich für Undergroundklänge interessiert und einem diversifizierten Billing positiv gegenübersteht, sollte sich das Hell Over Hammaburg 2025 (Freitag, 28.02. und Samstag 01.03.) vormerken. Drei Bands stehen mit TOWER, KONTACT und CH’AHOM bereits fest.
Text: Philipp Gravenhorst, Marcel Schlensog, Jürgen Fenske
Bilder: Marvin Heins, Jürgen Fenske
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