Hell Over Hammaburg 2023
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Nach zwei Jahren Pause ist das Hell Over Hammaburg 2023 wieder am Start. Im Gegensatz zu sehr vielen anderen Festivals ging das Hell Over Hammaburg Anfang März 2020 noch über die Bühne, bevor eine Woche später Covid den Konzertspaß stoppte. Für 2022 war eine Ausgabe des Festivals in Planung. Wegen der Unsicherheiten bezüglich der Durchführung im ersten Quartal 2022 entschieden sich die Veranstalter frühzeitig für eine Absage. Geschadet hat die zweijährige Pause dem Underground-Festival in der Hamburger Markthalle nicht. Das Hell Over Hammaburg 2023 ist restlos ausverkauft und die Metal-Szene prägt in den kommenden zwei Tagen das Bild rund um den Hauptbahnhof in Hamburg. Wir von metal.de sind mit einem kleinen Team vor Ort. Philipp Gravenhorst, Marvin Heins und Jürgen Fenske berichten und versorgen euch mit dem dazugehörigen Bildmaterial.
Die Tore der Markthalle öffnen sich am Freitag um 14.30 Uhr. Circa 90 Minuten haben die Fans Zeit bis zum Start der Live-Musik im großen Saal. Am Samstag wird zusätzlich das Marx, das ist die zweite Bühne in der Hamburger Markthalle, bespielt. Unter anderem sind Van Records und Deaf Forever vor Ort, sodass es für die Fans neben dem Merch-Stand auch Tonträger gibt, welche es zu durchstöbern gilt.
RUMOURS eröffnen das Hell Over Hammaburg 2023
Galerie mit 13 Bildern: Rumours - Hell Over Hammaburg 2023Der große Saal in der Hamburger Markthalle ist gut bevölkert, als sechs Menschen zu den Instrumenten greifen und sich aufmachen, das Hell Over Hammaburg 2023 musikalisch zu eröffnen. RUMOURS kommen aus Leipzig und bewegen sich in rockigen Gefilden. Diese Gefilde sind allerdings wenig bis gar nicht festgelegt. Verschiedene rockmusikalische Einflüsse, von Classic Rock, Hard Rock über Punk bis zum Southern Rock, zaubert das Sextett auf die Bühne, wo der Sound natürlich auch heute sehr gut ist. In der Markthalle ist diese Erwähnung eigentlich überflüssig.
Es gibt im LEATHERWOLF-Style eine Triple-Axe-Attack zu erleben, welche das Gitarrenspiel von RUMOURS auf ein sehr ansprechendes Niveau hebt. Der Fokus der circa 45-minütigen Show liegt auf dem Album „The Lower We Sink, The Less We Care“, welches vor circa einem Jahr das Licht der Welt erblickte. Sänger Sebastian Beissert macht ebenfalls einen guten Job. Seine Stimme ergänzt das voluminöse Gitarrenspiel von RUMOURS, sodass der rockige Auftakt des Hell Over Hammaburg 2023 mehr als gelungen ist.
Abrissparty mit STALLION im großen Saal
Galerie mit 16 Bildern: Stallion - Hell Over Hammaburg 2023STALLION und Hamburg sind anscheinend zwei Dinge, welche gut zueinander passen. Seit dem der Konzertbetrieb nach der Corona-Pause wieder halbwegs läuft, sind STALLION mittlerweile das dritte Mal in der Hansestadt. Im Frühjahr 2022, gemeinsam mit SANHEDRIN im Bambi Galore, im Herbst am gleichen Ort als Headliner der Revolution Of Steel Konzertreihe und heute, eigentlich viel zu früh, um kurz nach 17 Uhr, in der Markthalle. Die Menschen vor der Bühne wissen, was sie erwartet und die Mannen um Paul „Pauly“ Ehrenhardt wissen, was von STALLION heute erwartet wird. Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung vor der Bühne als das Quintett sich auf die Bretter begibt.
„Waking The Demon“, „No Mercy” und “From The Dead” sorgen sofort für Betriebstemperatur vor der Bühne und es ist reichlich Bewegung im Publikum. Der Graben zwischen Bühne und Publikum ist etwas hinderlich für Ehrenhardt. Der direkte Kontakt, wie zum Beispiel im Undergroundclub Bambi Galore, ist auf der größeren Bühne etwas beschwerlicher. Im Laufe der Show übernimmt Alexander „Äxxl“ Stöcker den Job und düst mit der Gitarre durch den Graben.
Natürlich ist auch heute Zeit für klare Worte: Das circa 30 Sekunden lange „Kill Fascists“ wird gleich zweimal dargeboten. Ehrenhardt mit Regenbogenfahne und Stöcker mit „Kill Fascists“ auf der Gitarre machen mehr als klar, dass STALLION auf der richtigen Seite des Lebens stehen. Eine Ballade gehört mittlerweile zum Repertoire des Quintetts. „Die With Me“ ist eine Nummer, welche die Fans einlädt, ihre Feuerzeuge anzuwerfen (oder neumodisch die Handys). STALLION haben einige Tracks, welche Klassiker-Status besitzen und daher als „must play“ im Set gesetzt sind. „Wild Stallions“, „Rise And Ride“ und „Candian Steele“ gehen entsprechend ab und nach 45 Minuten müssen die Herren leider bereits die Bühne räumen. Gefühlt geht eine Band viel zu früh, welche von den anwesenden Menschen gerne etwas ausgiebiger genossen worden wäre. Den nicht enden wollenden Applaus haben sich STALLION wieder einmal mehr als verdient, ganz starker Gig.
SANHEDRIN spielen mit Ersatz an den Drums
Galerie mit 14 Bildern: Sanhedrin - Hell Over Hammaburg 2023Bereits im Vorfeld des Hell Over Hammaburg 2023 hat Sängerin Erica Stoltz mitgeteilt, dass Drummer Nathan Honor an einer langwierigen Verletzung laboriert und daher nicht auf der Bühne stehen wird. Session-Drummer Macky Bowman übernimmt den Job und erledigt diesen respektabel. Vor circa zehn Monaten war das Trio aus Brooklyn gemeinsam mit STALLION im Bambi Galore zu sehen. Mittlerweile bei Metal Blade unter Vertrag haben sich SANHEDRIN ein stattliche Fanbase in Deutschland erspielt und vor der Bühne herrscht dichtes Gedränge als um 18.30 Uhr das Trio die Bretter betritt.
„Riding On The Dawn“ vom Debütwerk “A Funeral For The World” eröffnet das Set, “Wind On The Storm” und “Lood From Stone” (beide “The Poisoner”, 2019) folgen. Stoltz und Gitarrist Jeremy Sosville dominieren das Bühnenbild und der energetische Old School Heavy Metal lädt das Publikum zum Mitmachen ein.
Nach den Ausflügen zu den beiden Frühwerken liegt der Fokus beim 2022er Release „Lights On“. Vier von insgesamt zehn Tracks des 50-minütigen Sets stammen vom aktuellen Album („Correction“, „Change Takes Forever“, „Lost At Sea“, „Scythian Women“). SANHEDRIN liefern wie erwartet ab und sind in Paket mit STALLION eine sichere Bank. An Sound und Performance gibt es wie bei STALLION nichts zu meckern. Das Trio hätte gerne noch ein paar Tracks drauflegen können.
Die Chance dazu besteht ausreichend im ersten Halbjahr 2023. Stoltz und ihre Mitstreiter sind in Deutschland unterwegs. Wer kein Ticket für das diesjährige Keep It True ergattern konnte, kann im April SANHEDRIN gemeinsam mit FER DE LANCE und VISIGOTH an einigen Standorten in Deutschland erleben. Wer noch mehr möchte, der kann die Band auf der gemeinsamen Tour mit ROSS THE BOSS begutachten.
EURYNOMOS und die Spuren von DESASTER
Galerie mit 16 Bildern: Eurynomos - Hell Over Hammaburg 2023Aus dem Rheinland kommen EURYNOMOS und sind die Band des ehemaligen DESASTER-Sängers Oliver „Okkulto“ Martin. Nach den bisher eher old school angehauchten Heavy-Metal-Klängen wird es düster in der Markthalle. Blackend Thrash, welcher sich an den DESASTER-Werken aus den 90ern orientiert, steht auf dem Programm. Corpse-Paint kommt zum Vorschein und es wird eine düstere Atmosphäre in der Markthalle erzeugt.
Leider passt die Performance nicht ganz zu den bisher dargebotenen Bands. Vom Sound bis zum Gesang sorgen EURYNOMOS dafür, dass es gefühlt im großen Saal von Minute zu Minute leerer wird. Okkulto und seine Mitstreiter bieten eine gehörige Portion schwarzen Rumpel-Thrash, welcher sich vor allem auf das 2020er Werk „From the Valleys Of Hades“ bezieht. Insgesamt ist die 45-minütige Show primär etwas für den schwarzen Die-Hard-Thrasher.
Die positive Überraschung des Tages kommt aus Belgien
Galerie mit 16 Bildern: Brutus - Hell Over Hammaburg 2023Wer auf den einschlägig bekannten Seiten im Netz nach der Band BRUTUS aus Belgien sucht, der wird nicht unbedingt fündig. Wikipedia liefert einen Eintrag und verrät, dass BRUTUS mit der singenden Drummerin Stefanie Mannaerts aus Flämisch-Brabant kommen. Als Genre steht auf der Seite Progressive Rock, Post-Hardcore, Post-Rock und Math-Rock. Die Auflistung würde sich problemlos um fünf weitere Genres erweitern lassen. Bandcamp macht es sich einfacher: Alternative aus Leuven steht dort.
Tatsächlich sind BRUTUS die Überraschung des Tages. Der unorthodoxe Bühnenaufbau holt die Drums mit Stefanie Mannaerts nach vorne, allerdings auf die rechte Seite. Bass und Gitarre haben somit mehr als genügend Platz um sich auszutoben. Was das Trio auf die Bühne zaubert, zieht den ganzen Saal in seinen Bann. „Liar“ vom 2022er Album „Unison Life“ eröffnet das Set und spätestens ab „Horde II“ („Burst“, 2017) hat Mannaerts mit ihren keifenden Vocals das Publikum im Griff. Vor allem die Interludes, wie zum Beispiel bei „Miles Away“, können vollends überzeugen. Die Breaks und der folgende Katapultstart sorgt für Bewegung vor der Bühne.
Mit der 60-minütigen Show erspielt sich das Trio einige neue Fans. Es ist ein wilder Genre-Mix, der aber sehr gut ineinandergreift und musikalisch weniger schräg daherkommt, als er von den Genrebezeichnungen her klingt. „Space“, „Dust“ und „Sugar Dragon“ bilden den Schluss des überzeugenden Auftritts. Wer sich gerne genreübergreifend bewegt, der sollte zum Beispiel auf der Bandcamp-Seite von BRUTUS vorbeischauen. Auf dem Hell Over Hammaburg 2023 hat das Trio mächtig abgeräumt.
Eine Wand aus Sound und Nebel – THE RUINS OF BEVERAST
Galerie mit 12 Bildern: The Ruins of Beverast - Hell Over Hammaburg 2023Der Headliner des heutigen Abends ist die One-Man-Band von Alexander von Meilenwald. Bei Live-Gigs kommen vier weitere Musiker dazu, welche jedoch keine offiziellen Bandmitglieder von THE RUINS OF BEVERAST sind. Heute ist zusätzlich noch eine Backgroundsängerin dabei. Pünktlich um 22.45 Uhr wird es dunkel im großen Saal und tiefdunkelblaues Licht und dichter Nebel nehmen dem Publikum die Sicht auf die Bühne. Vom ersten Ton drückt eine Soundwand auf das Publikum, welche technisch anspruchsvoll auf der Bühne produziert wird, aber den Menschen vor der Bühne fast die Luft zum Atmen nimmt.
Nach circa der Hälfte der Show wird die Nebelzufuhr reduziert und es werden Musiker auf der Bühne ersichtlich. Irgendwann ist auch die Sängerin zu sehen, jedoch leider gar nicht oder nur sporadisch zu hören. Die Folge ist, dass sich der große Saal der Markthalle mehr als nur merklich leert. Die Wirkung, welche THE RUINS OF BEVERAST zum Beispiel auf der Scheibe „The Thule Grimoires“ entfalten, kann das Sextett heute nicht auf der Bühne produzieren. Es bleiben die Die-Hard-Fans, welche sich an der Show des Sextetts erfreuen. Schade, hier wäre insgesamt etwas weniger eventuell mehr gewesen. Allen voran die Nebelwand im ersten Teil der Show sorgt für größere Abwanderungswellen.
Kurz nach Mitternacht ist der musikalische Teil des ersten Festivaltags gelaufen. Im Foyer wird noch gequatscht und das ein oder andere Bier getrunken. Wer noch nicht genug hat, der findet auf dem Kiez mögliche Betätigungsfelder. Die Masse der Festivalbesucher:in zieht es jedoch in die Hotels oder nach Hause. Es steht noch ein weiterer Tag mit reichlich Musik auf dem Programm.
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