Hell Over Hammaburg 2020
Der Wind der Vergangenheit
Konzertbericht
Hell over Hammaburg – Das Finale – Nostalgie und neue Impulse
THE GATES OF SLUMBER
THE GATES OF SLUMBER stimmen zum Soundcheck kurz BLACK SABBATH an und zeigen damit bereits, wohin die musikalische Reise in der nächsten Stunde gehen wird. Nicht in alte Hard-Rock-Gefilde, das nicht. Die Seele und düstere Leidenschaft dieser Musik ist aber auch im Doom Metal von THE GATES OF SLUMBER zu spüren. Trotz der stumpfen Riffs legt sich ein hypnotischer Zauber über die Markthalle. Vielleicht ergänzt sich die Musik auch zu gut zu der von BELLROPE. Während der stampfende Sludge zuvor alles niedergewalzt hat, führen THE GATES OF SLUMBER das Publikum nun wieder aus den Trümmern. Da die Band sich auf dieser Seite des Atlantiks eher rar macht, feiern vor allem die Die-Hard-Fans den Auftritt frenetisch ab. Die zufriedene Stimmung überträgt sich auf den Rest der Halle, auch wenn viele Festivalbesucher vor dem Auftritt von VISIGOTH scheinbar noch etwas Luft holen wollen. Dem Zauber von THE GATES OF SLUMBER tut dies keinen Abbruch, denn trotz der großen Halle legt sich eine fast schon intime Atmosphäre über den Auftritt. (MT)
VISIGOTH
Im Lexikon unter Headliner findet man…VISIGOTH. Denn die Jungs bringen alles mit, was es für die Pole Position bedarf. Eine breite Fanbasis, die perfekte Verbindung der unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen und Genres des Wochenende und Hymnen, Hymnen, Hymnen. Das mit „Steel and Silver“ der wohl größte Hit des aktuellen Katalogs direkt als Erstes heraushauen wird, steigert die Stimmung zu Anfang enorm, sogt dann für eine kurze Verschnaufpause zur Mitte des Sets und setzt dann, zum sich neigenden Ende des Hell over Hammaburg, die letzten Kräfte frei. Denn wir haben ja noch „Dungeon Master“, „Warrior Queen“, und so weiter. Moderner Heavy Metal mit Fantasy-Bezug geht nochmal wie? VISIGOTH geben der Szene neue Impulse und klingen dabei so frisch und unverbraucht, dass es eine wahre Freude ist. Starker Auftritt eines würdigen Headliners. (SW)
Was nach dem Hell Over Hammaburg bleibt, ist die erschöpfte Freude, ein rundum gelungenes Festival mit einer fantastischen Bandauswahl besucht zu haben. Dass der Fokus einer solchen Veranstaltung auf klassischem Hard Rock und Heavy Metal lag, wäre vor zehn Jahren noch schwer vorstellbar gewesen. Dass dabei aber überwiegend Bands auf der Bühne standen, die erst in eben jenen letzten zehn Jahren gegründet wurde, erscheint noch erstaunlicher. Junge Musiker bringen frischen Wind in ein verstaubtes Genre, dessen Live-Sektor oft noch von Reunions und alten Veteranen dominiert wird. Ebenso erfreulich ist es, dass verschiedenste Subgenres von Black Metal über Sludge bis hin zum traditionellen Heavy Metal inzwischen harmonisch auf dem gleichen Festival zusammenfinden. Dies ist zwar keine totale Neuheit, dürfte aber im noch jungen Jahrzehnt zur Normalität werden.
Bemerkenswert ist auch, dass das Hell Over Hammaburg eines der letzten unbeschwerten Festivals der folgenden Wochen bleibt. Wenige Tage später empfiehlt der Bundesgesundheitsminister aufgrund des sich ausbreitenden Corona-Virus die Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern. Zwar kommen die Bundesländer zunächst nur zögerlich dieser Empfehlung nach, doch schließlich werden auch zahlreiche Metal-Festivals, die ansonsten ihren festen Platz im Veranstaltungskalender haben, abgesagt oder verschoben. Auch kleinere Konzerte sind betroffen und gliedern sich bundesweit in eine Unzahl geplatzter Termine ein. Ein schwerer Schlag für eine Szene, in der Live-Auftritte in den letzten zwanzig Jahren angesichts rückläufiger Tonträgerverkäufe wirtschaftlich immer bedeutender geworden sind.
Doch die Metal-Szene wäre nicht heute noch vital, wenn sie Rückschläge nicht verkraften könnte. Auch wenn das Hell Over Hammaburg, wie ein anwesender Kollege bemerkt, etwas von einer Nostalgie-Veranstaltung hat, sind es die verhältnismäßig jungen Bands, die signalisieren, dass diese Musik auch die kommenden Jahrzehnte überdauern und bald vielleicht wieder etwas heller strahlen wird. (MT)
Auf dem Hell Over Hammaburg tranken, tanzten und diskutierten über den Mietendeckel: Marc Thorbrügge (MT), Stefan Wolfsbrunn (SW) und Markus Hollenhorst (Fotos)
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