Helheim
Helheim
Konzertbericht
Der Berliner Gig der „Viking Warrior Crusade Tour 2006“, ein Tross bestehend aus HELHEIM, ATANATOS, HELFAHRT und PUNISH, stand von vornherein unter einem schlechten Stern, denn nebenan im gleichen Club traten solch renommierte Todesblei-Veteranen wie UNLEASHED, ENTOMBED, DISMEMBER und GRAVE auf. Dies hatte auch gravierende Auswirkungen auf die Besucheranzahl – zudem sind Dienstags-Konzerte selten wirksame Publikumsmagnete. Doch während sich bei der Death-Metal-Konkurrenz weit über 400 Besucher tummelten, dümpelten bei der Wikinger-Fraktion gerade mal 50 bis 60 Mann. Und doch ließ keiner den Kopf hängen und gab sein Bestes.
Den Anfang bildeten die Schweizer von PUNISH, die zwar vor einer relativ kleinen Menge von Leuten auftraten, aber nichtsdestotrotz sehr konzentriert ihren brutalen Death Metal runterzockten. Der Bass war ohrenvernichtend und die Riffs der Gitarre messerscharf. Die Locationgröße war dem Druck der Boxen einfach nicht gewachsen und so dröhnte es wie es konnte. Die vier Jungs, die seit etwas zehn Jahren mit PUNISH knallharte Mucke machen, waren sichtlich mit Spaß bei der Sache und witzelten mit dem Publikum herum. Der etwas defizitäre Sound sei aber verziehen, aufgrund der Spielfreunde und des verdammt tighten Gitarrenspiels und des ordentlichen Schlagwerk-Gewitters. Alles in allem ok.
Danach kamen ATANATOS auf die Bühne und nach wenigen Minuten war das Equipment aufgebaut und es wurde losgebolzt. ATANATOS habe ich zwar noch nie live gesehen, doch ich kenne ihr 97er Werk „Assault Of Heathen Forces“ gut genug, um zu wissen, wie der Härtefaktor ausfallen würde. Und ich muss sagen, dass sie live noch etwas brutaler rüberkamen als damals auf Platte. Die Deutschen hatten zwar einen minimal besseren Sound als ihre vorangegangenen Kollegen von PUNISH, aber nichtsdestotrotz war der Sound immer noch nicht rein genug. Und so zockten sie ihre 30-40 Minuten und sind dann wieder von der Bühne gegangen um sich HELHEIM reinzuziehen. ATANATOS waren zwar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich der Bringer, obschon einige Riffs sehr melodiös und gelungen waren, war es im wesentlichen hirnloses Geschramme. Im Grunde nichts Schlimmes, aber auch nichts was mir besonders am Ohr zieht.
HELHEIM wurde aus mir unbekannten Gründen im Billing vorgezogen, sodass die Jungspunde von HELFAHRT die „Headliner“ oder besser die „Nachband“ mimten. HELHEIM, die norwegischen Wikinger, die seit über 14 Jahren die Musikszene unsicher machen, hatten natürlich den besten Sound des Abends – wer hätte das bloß gedacht? Und präsentierten sich sehr gelassen und cool auf der Bühne. Neben vielen alten Songs wurden auch einige neuere gezockt, die meiner Meinung nach wesentlich ausgereifter, doch nicht den Spirit der alten Tage zu besitzen scheinen. Nichtsdestotrotz empfinde ich „The Journeys And The Experiences Of Death“, den neusten Output der Band, als gelungen. Nur zum Verständnis: Es gibt Live-Bands und es gibt reine Studio-Bands und HELHEIM konnten an jenem Dienstag sehr schön unter Beweis stellen, dass sie zu der ersteren Fraktion gehören. Wenn ihnen ein größeres Publikum vergönnt gewesen wäre und das Konzert vielleicht am Wochenende stattgefunden hätte und nicht mir in direkter Konkurrenz mit solchen Über-Combos wie oben aufgezählt gestanden hätten, wär das Konzert hundertmal besser ausgefallen. Das nächste mal!
Das abschließende Sahnehäubchen waren dann wohl die Jungheiden von HELFAHRT, die mit ihrem Album „Sturmgewalt“ nicht nur bei mir kräftig punkten konnten. Zwar wirken sie mit ihrem Durchschnittsalter von rund 18 Jahren recht jung, aber trotzdem sind sie in handwerklicher Hinsicht mit vielen anderen, etablierteren Gruppen gleich auf. Zudem kommt, dass sie nur so vor Ideen sprühen. Nach einem kurzen Intro folgte auch schon das letzte Lied an jenem Abend für den Autor dieser Zeilen und nicht nur für den, denn viele folgten dem gleichen Gedanken und traten nach HELHEIM die Heimreise an – Aufgrund dessen konnte ich mich leider nicht wirklich von den Live-Qualitäten der Band überzeugen. Ich hoffe, dass die Jungs bald mal wieder in der holden Hauptstadt Halt machen und ich die Show nachholen kann. Prost.
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