Heidenfest
Heidenfest 2008: Eisregen, Eluveitie, Primordial, Enslaved, Thyrfing, Finntroll live in Berlin, Dortmund und Ludwigsburg

DORTMUND ZUSATZBANDS

In Dortmund sind zu den sechs regulären Bands der Heidenfest-Tour noch DYRATHOR, THYRFING, ENSLAVED und EISREGEN mit am Start, die in die Running Order integriert wurden. Den Anfang machen DYRATHOR aus Westfalen, die schon vor dem offiziellen Beginn die Bühne entern und sich mit einem unperfekten Sound begnügen müssen. Vom Sechser (inklusive Geiger) lässt sich nämlich eigentlich nur durch das Outfit (lange Haare, der Sänger trägt einen merkwürdigen Fellbesatz auf seinem Leibchen) und den Habitus (da werden die Fäuste gereckt) erahnen, dass es sich um eine Metalband handelt: Die Gitarren sind beim Mischen schlicht untergegangen. Macht aber nichts – die Halle ist ungefähr zu einem Drittel gefüllt und die Stimmung schon ganz ordentlich. Darauf folgen, der regulären Running Order entsprechend, MÅNEGARM, CATAMENIA und EQUILIBRIUM.

Danach haben es die Schweden THYRFING schwer, die Stimmung am Brodeln zu halten. Zwar hat der Fünfer gerade mit „Hels Vite“ ein vorzügliches neues Album herausgebracht, doch merkt man den Schweden an, dass sie an diesem Abend das erste Konzert in dieser Besetzung überhaupt spielen. Neu-Fronter Jens Rydén beherrscht statische Evil-Posen perfekt, doch fährt er bei einem Heidenpublikum sicherlich besser mit gelegentlichen Anfeuerungsrufen. Und so wirkt auch seine Erklärung, wie stolz er sei, hier und heute auf der Bühne stehen zu dürfen, eher deplaziert: Mann, die Leute wollen rocken! Das können sie dann auch wieder bei ELUVEITIE, die die Messlatte für die nächste Band ein wenig zu hoch legen.

Dass ENSLAVED, die als Special Guest mit ins Billing aufgenommen wurden, die Begeisterung nicht weiter zu entfachen vermögen, liegt noch am wenigsten an ihrer Musik. Denn die neuen Stücke „Coast“ oder „New Dawn“ sind vielschichtig, rocken aber trotzdem. Auch wenn ältere Songs wie „Eld“ und „Alfaðr Oðinn“ besser ankommen, liegt es doch am ehesten am statischen Stageacting der fünf Norweger und der nicht vorhandenen Kommunikation mit dem Publikum. Tiefpunkt in dieser Hinsicht: Der Bass von Grutle gibt den Geist auf, doch anstatt dieses Malheur nett zu kommentieren, gibt es nur eine grimmige Ansage, dass da wohl ein technisches Problem vorliegt. Falsche Taktik. Ergebnis ist ein wenig spektakulärer Gig des Fünfers, der trotz der aufgefahrenen Projektionen keine Atmosphäre erzeugt. Schnell aus der Erinnerung streichen, das können ENSLAVED besser.

Beendet wird das Konzert in Dortmund durch EISREGEN, denen nach FINNTROLL die Bühne anvertraut wird. Dass es der „Tod aus Thüringen“ danach schwer hat, das Publikum bei Laune zu halten, kommt nicht von ungefähr: Das liegt noch am wenigsten an der Tatsache, dass EISREGEN viele gerade ältere Songs nicht spielen dürfen. Vielmehr passt das Quartett nicht so recht ins Billing (Heiden?), und dass die Thüringer ohne Bassist angetreten sind, ist bei einem Song „über eine Dame aus dem Ostblock“ („Meine tote russische Freundin“) eher kontraproduktiv. Dennoch sind genügend Anhänger der Band in der Halle, die jeden Text mitsingen können, und so dürfen EISREGEN sogar eine Zugabe spielen.