Heidenfest
Heidenfest 2008: Eisregen, Eluveitie, Primordial, Enslaved, Thyrfing, Finntroll live in Berlin, Dortmund und Ludwigsburg
Konzertbericht
PRIMORDIAL
Die irische Pagan-Metal-Band PRIMORDIAL wurde bereits 1987 gegründet. Mit dem Beitritt von Alan Averill (alias Naihmass Nemtheanga) erhielt die Band nicht nur ihren heutigen Namen, sondern wandelte sich von einer Coverband zu einer Truppe, die eigene Stücke schreibt und spielt. Das Debütalbum „Imrama“ erschien 1995 über Cacophonous Records. Inzwischen kann man im Hause PRIMORDIAL auf fünf weitere reguläre Albumveröffentlichungen zurückblicken, letztes Jahr erschien mit „The Nameless Dead“ ihr neuestes Werk, welches sich mit den Umständen des irischen Freiheitskampfes auseinandersetzt. Überhaupt widmen sich Averill und Co. in ihren Texten sehr intensiv der irischen Geschichte und Tradition und verwenden an vielen Stellen auch typische Instrumente ihres Heimatlandes.
Mit PRIMORDIAL ist die Partystimmung erstmal vorbei, und auch die Reihen vor der Bühne erleiden in München, Berlin und Ludwigsburg einen ordentlichen Verlust. PRIMORDIAL sind einfach nicht die Band, zu der man im Alkoholrausch feiert, und das scheint sich wieder einmal zu bewahrheiten. Averill kommt, wie nicht anders zu erwarten, mit Farbe und (Kunst)Blut überströmt auf die Bühne und liefert wie gewohnt grandiose Shows ab, natürlich tatkräftig unterstützt von seinen vier Mitmusikern, die allerdings in ihrer Bühnenpräsenz so gar nicht mit ihm mithalten können. Die Iren verstehen es immer wieder, ihr Publikum mit ihren sehr emotionalen, wuchtigen Kompositionen völlig mitzureißen, vorausgesetzt man lässt sich darauf ein. In Ludwigsburg kämpft der Fronter ein wenig mit Stimmproblemen, zieht das Set aber dennoch bis zum Ende durch. Dieses startet mit dem großartigen, sehr epischen „Empire Falls“, mit „Sons Of The Morrigan“ geht es aber auch zurück zum 2002er Output „Storm Before Calm“, und mit „Gods To The Godless“ sogar noch weiter in die alten Zeiten der Bandgeschichte. Ein Höhepunkt ist wie gewohnt „Coffin Ships“, welches Averill voller Gefühl und Verzweiflung zelebriert. Überhaupt ist der kahlköpfige Sänger sehr herzlich, bedankt sich zum Schluss sehr gerührt dafür, dass sich so viele Menschen für die Musik seiner Band und damit auch für die Geschichte und das Schicksal seines Heimatlandes interessieren. Das Publikum reagiert sehr unterschiedlich auf die Band: Es gibt die Fans, die Averill voller Begeisterung an den Lippen hängen und die Songs so intensiv zelebrieren wie die Band selbst, man vernimmt aber genauso Stimmen, die die Vorstellung von PRIMORDIAL eher langweilig finden. So bleibt zu sagen, dass sie, obwohl sie für viele Besucher Grund sind, dem Heidenfest überhaupt beizuwohnen, zwischen den anderen Bands ein wenig deplatziert wirken.
FINNTROLL
Die mittlerweile ja nicht mehr ganz unbekannte finnische Trollhorde erblickte 1997 das Licht der Welt und ist bis heute der einmal eingeschlagenen Richtung treu geblieben: nämlich dem Folk-Metal mit gehörigem Humppa-Einschlag. Ihr erstes Album „Midnattens Widunder“ erschien 1999 bei Spinefarm Records. Inzwischen sind FINNTROLL bei Century Media untergekommen und haben letztes Jahr mit „Ur Jordens Djup“ ihre vierte Langrille veröffentlicht. Die Texte der Formation sind allesamt in Schwedisch und beschäftigen sich viel mit dem Themenkreis Trolle (welch Wunder!), Natur und heidnische Religionen.
Entsprechend der veränderten Running Order betreten FINNTROLL in München als erste Band um Mitternacht die Bühne und verwandeln das Backstage im Handumdrehen in eine Sauna. Sänger Vreth verweist alsbald darauf, dass dies eines der merkwürdigsten Konzerte ist, das sie jemals gespielt haben, hält seine Ansagen in Anbetracht der kurzen Spielzeit insgesamt jedoch recht kurz. FINNTROLL sind mit ihren 45 Minuten Spielzeit grandioser Auftakt des Konzertes und werden vom Publikum frenetisch gefeiert. Obwohl sie offizielle Hauptband der Tour sind, können sie die geforderte Zugabe nicht geben, schließlich stehen noch fünf weitere Bands auf dem Programm und der Zeitplan ist verdammt eng. In der normalen Reihenfolge macht sich nun der Unterschied zwischen PRIMORDIAL und den anderen Bands der Tour bemerkbar: Nach Musik zum Grübeln und Atmosphäre in sich aufsaugen, darf nun wieder das Trinkhorn gefüllt, mitgegrölt und mitgetanzt werden. Während für PRIMORDIAL-Fans die zuvor aufgebaute Stimmung zerstört wird, verfallen die Fans der offiziellen Hauptband wieder in Partystimmung. In Dortmund bildet sich gar eine Polonaise, die nur dann gestoppt werden kann, wenn Crowdsurfer über den Köpfen der Anwesenden schwimmen. Zwei mit Karnevalsmasken verkleidete Fans feuern die Massen zusätzlich an: Eigentlich ist das gar nicht nötig, denn das Augenmerk liegt ohnehin auf den Feier-Liedern – so kommen „Midnattens Widunder“, „Fiskarens Fiende“, „Ormhäxan“ und „En Mäktig Här“ genauso gut an wie das energisch geforderte „Trollhammeren“. Für die anwesenden Fans sicherlich der bestmögliche Abschluss eines Abends im Zeichen des Heidentums.
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