Heidenfest
Heidenfest 2008: Eisregen, Eluveitie, Primordial, Enslaved, Thyrfing, Finntroll live in Berlin, Dortmund und Ludwigsburg
Konzertbericht
EQUILIBRIUM
Im Jahre 2001 wurde im beschaulichen Bayern eine Pagan-Metal-Band mit Namen EQUILIBRIUM gegründet. Diese hat mittlerweile einen recht schnellen Aufstieg erlebt und wurde auch allerorten ein wenig gehypet. Erschien ihr erstes reguläres Album „Turis Fratyr“ 2005 noch über Black Attakk, so konnten EQUILIBRIUM inzwischen einen Vertrag mit Nuclear Blast an Land ziehen und mit dem in diesem Jahr erschienen „Sagas“ ein erstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit vorweisen. Musikalisch geht es sehr schnell, melodisch und recht eingängig zu im Hause EQUILIBRIUM, es scheinen Black- und Viking-Metal-Einflüsse durch, aber auch folkigere Töne.
Der erste stimmungsmäßige Höhepunkt des Heidenfests ist gekommen, EQUILIBRIUM entern die Bühne. Ein wenig verwunderlich ist das in Dortmund und Ludwigsburg nicht fertig aufgebaute Drumset, an dem eine blau-weiße Bayernflagge prangt. Fronter Helge Stang klärt dies alsbald auf: Da der Taktmann, Manuel Di Camillo, im Krankenhaus liegt, übernimmt ganz SAMAEL-like ein Drumcomputer seine Aufgaben. Das ist zwar nicht allzu berauschend, aber das Publikum nimmt es gelassen – schließlich ist man allseits froh darüber, dass EQUILIBRIUM nicht vom Billing gestrichen wurden. Bei aller Skepsis solchem Hype gegenüber, wie er seit einiger Zeit um die Band gemacht wird: EQUILIBRIUM sind live schon ein ziemlicher Kracher. Was man songtechnisch zu hören bekommt, ist zwar absolut nichts Neues. Aber es ist gefällig und die heftig nach vorne preschenden Songs sind derart eingängig und mit Ohrwurmmelodien durchsetzt, dass sie sich perfekt zum Mitsingen und gepflegten Feiern eignen. Zudem ist die Formation, allen voran Helge Stang am Mikro, derart mitreißend, dass sie es innerhalb kürzester Zeit schaffen, jede Halle zum Ausrasten zu bringen, so dass der Schweiß nur so von der Decke tropft. Egal, ob Stücke ihres Debüts oder Tracks ihres neuen Werks „Sagas“: der heidnische Haufen feuert EQUILIBRIUM frenetisch an, und das obligatorische „Met“ wird lauthals mitgegrölt. Nach etwa fünfzig Minuten Spielzeit müssen die Bayern ohne Zugabe die Bühne räumen, obwohl diese überall mit Hingabe gefordert wird. In München waren EQUILIBRIUM für viele der Besucher grandioser Abschluss einer langen Nacht. Nachdem die Band um Helge Stang die Bühne verlassen hatte, verschwanden viele der vermeintlichen Heiden im Dunkeln der Nacht und verzichteten auf CATAMENIA und MÅNEGARM, so dass sich das Backstage ab halb vier merklich leerte.
ELUVEITIE
Im Winter 2002 gründete der Schweizer Musiker Chrigel Glanzmann ELUVEITIE zunächst als Studioprojekt. Da das erste Lebenszeichen dieses Projektes, die MCD „Vên“(2004), auf sehr gute Resonanz stieß, war die Gründung einer „richtigen“ Band alsbald beschlossene Sache. Erschien das Debüt „Spirit“ der mittlerweile auf acht Musiker angewachsenen Truppe noch über das holländische Label Fear Dark, so konnte man mittlerweile einen Vertrag mit Nuclear Blast an Land ziehen. Soundmäßig geht es hier in Richtung Folk Metal, allerdings mit einem starken Black-/Death-Einschlag, was sich zum Beispiel in Glanzmanns Gesang, aber auch in weiteren Elementen der Songs offenbart. Textlich setzen sich die Stücke vor allem mit der Geschichte und dem Glauben der Helvetier auseinander, und ein guter Teil der Lyrics wird in einer rekonstruierten Form des helvetischen Gallisch vortragen. Dieses Jahr gibt es mit „Slania“ den zweiten Langspieler der eidgenössischen Kapelle. Für Ende 2008 scheint auch eine weitere Veröffentlichung angedacht, die auf den Namen „Evocation I: The Arcane Dominion“ hören soll.
Mit den Eidgenossen von ELUVEITIE entert ein putzmunterer Haufen die Bühne, der sofort die Massen auf seine Seite bringt. Sei es, dass Sänger Chrigel Glanzmann mit seiner Guildo-Horn-Frisur besonders drollig wirkt, oder aber die Songs schlicht gut ankommen: Hier fängt auch die letzte weibliche Person im Publikum an zu tanzen. Teilweise sieht das merkwürdig aus (beispielsweise, wenn der dazugehörige Jungbulle regungslos daneben steht), teilweise natürlich hocherotisch. Und wenn Chrigel Glanzmann einen Song mit den Worten „Schöne Frau, bring mir ein Bier“ einleitet, so ist ihm die Sympathie des ganzen Publikums gewiss. Für viele ist die Heidenfest-Tour das erste Mal, dass sie ELUVEITIE ohne die beiden Kirder-Brüder sehen. Da sie immer ein grandioser Blickfang auf der Bühne waren, dazu Meister ihrer Instrumente und auch der guten Laune, ist ihr Weggang von der Gruppe äußerst bedauerlich. Inzwischen hat man jedoch Ersatz gefunden, Päde Kistler übernimmt Sackpfeife, Whistles sowie Akustikgitarre, und Kay Brem ist der neue Basser. Während letzterer noch recht unauffällig bleibt, scheint Kistler, wenn er auch noch nicht vollständig integriert ist – man merkt der Formation den Line-Up-Wechsel schon noch an – sich bei ELUVEITIE bereits recht wohl zu fühlen. Auffällig ist, dass die beiden Gitarristen im Gegensatz zu früheren Gigs viel mehr aus sich heraus gehen und viel präsenter sind – Siméon Koch wagt in Ludwigsburg zum Ende des Sets sogar ein Bad in der Menge. Es geht also auch ohne Rafi und Sevan Kirder, auch wenn man sich erstmal daran gewöhnen muss. Wie so oft hat die sympathische Schweizer Band jedoch auch auf dieser Tour wiederholt mit ihrem typischen Problem zu kämpfen: Wie bekommt man all die Instrumente unter einen Hut? Es klappt nicht immer so ganz, drückt aber die Stimmung im Publikum kaum, denn im Großen und Ganzen liefern die Schweizer gewohnt gute und mitreißende Auftritte ab. Das Publikum wird von der Energie und prächtigen Stimmung der Musiker angesteckt und geht wunderbar mit.
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