Heaven Shall Burn
Da brennt die Schleyerhalle
Konzertbericht
HEAVEN SHALL BURN laden zum Final March in die Stuttgarter Schleyerhalle und bringen drei tolle Special Guests mit: AUGUST BURNS RED, WHITECHAPEL und IN HEARTS WAKE heizen das Metalcore-Publikum auf und sorgen für Bewegung im Pit, damit bei HEAVEN SHALL BURN dann jeder in die Vollen gehen kann.
IN HEARTS WAKE – textsichere Fans und eine Bootstour
Tatsächlich steppt schon bei der ersten Band des Tages der Bär. IN HEARTS WAKE geben ab dem ersten Song „Overthrow“ die Richtung des Abends vor, nämlich straight forward. Schon beim dritten Song wird lauthals mitgegrölt und spätestens bei „Warcry“ gibt es dann kein Halten mehr. Die Australier waren erst vor einem halben Jahr mit ihrer Headliner-Tour in Stuttgart und das zahlt sich jetzt aus, im vorderen Drittel der Halle wird textsicher mitgesungen: „This is a call to arms, let me hear your warcry!“ Mächtig viel Radau in der Halle, mächtig viel Bewegung im Pit für einen Opener!
IN HEARTS WAKE stehen heute nur zu viert auf der Bühne, wir vermissen Ben Nairne und seine Gitarre. Trotzdem hat die Band das Publikum im Griff, Shouter Jake Taylor lässt sich mit seinem Mini-Schlauchboot sogar über das Meer von Leuten tragen und holt sich hinten am Soundpult eine Fahne ab. Leider ist der Sound außen echt mies (in der Mitte aber gut!) und zeitweise so leise, dass sogar ich mal meine Ohrstöpsel in die Hosentasche verfrachten muss. Das Publikum tönt oft lauter als die Band, das muss ja nicht sein. Aber auch, wenn es heute nicht zu leise ist, IN HEARTS WAKE lassen es so richtig krachen und verabschieden sich mit „Refuge“ von der Split-CD mit NORTHLANE.
Galerie mit 17 Bildern: In Hearts Wake - The Final March Tour 2018
WHITECHAPEL – düster und brutal
Da tun sich WHITECHAPEL wesentlich schwerer, das Publikum mitzureißen. Vielleicht liegt es an der Melodie? Der sehr Deathcore-/ Grindcore-lastige Metalcore der Jungs aus Tennessee hat nicht so viel davon. Auch die Beleuchtung ist nicht gerade heimelig: Düster, blau und kalt mit nervtötenden Strobos. Die Band geht sehr brutal zur Sache, die Lautstärke passt inzwischen und was einem eine Gänsehaut auf den Rücken zaubert, das ist die Stimme von Phil Bozeman. Meine Güte, wo holt der die denn her? Aus dem Magen? Vermutlich eher aus den Testikeln! Wow, Blasts und Druck und eine Stimme aus der Unterwelt, das ist nix für zarte Gemüter, da muss man sich erst einhören. Vielleicht bleibt vielen Zuschauern einfach erst einmal der Mund offen stehen, aber im Pit ist dann doch viel los. Als WHITECHAPEL ihren Auftritt beenden, müssen jedenfalls ein paar Verletzte abtransportiert werden. Einer sieht nach gebrochener Nase aus, einer bekommt einen Kopfverband und einer humpelt mit schmerzverzerrtem Gesicht in Richtung Erste Hilfe. Echt brutal.
Galerie mit 16 Bildern: Whitechapel - The Final March Tour 2018
AUGUST BURNS RED – progressiv und mächtig
AUGUST BURNS RED lassen von Anfang an nichts anbrennen. Die Stärke der Band aus Pennsylvania liegt in ihren komplexen Gitarren-Spielereien und dem variablen Schlagzeugspiel von Matt Greiner. Da macht schon das Zuschauen Freude, besonders wenn Flip-Flop-Man JB Brubaker in seinen Lieblingsschlappen auf dem Monitor steht und seiner kätschgrünen Gitarre gar wundersame Töne entlockt. Wenn man bei Live-Shows den Gitarristen auf die Finger gucken und Melodien nicht nur hören, sondern auch sehen kann, dann kann man noch tiefer ins Dickicht eines Songs eintauchen – und Dickicht ist bei AUGUST BURNS RED nicht übertrieben. Die Metalcore-Band der Stunde hat sehr komplexe Songs am Start, Blastbeats, Breaks, Zwischenspiele, die beiden Gitarren harmonieren auch auf der Bühne sehr gut und Frontmann Jake Luhrs ist wie immer eine Granate. Kein Wunder, dass die Fans im Achteck, äh, im Circle Pit springen und ihre Stimmbänder strapazieren. AUGUST BURNS RED sind eine Live-Macht!
Galerie mit 15 Bildern: August Burns Red - The Final March Tour 2018
HEAVEN SHALL BURN – der Himmel brennt! Was sonst?
Das Publikum ist extrem gut aufgeheizt und wird ein wenig ungeduldig, als es nicht nahtlos mit HEAVEN SHALL BURN weitergeht. Aber das schicke Bühnenbild HEAVEN SHALL BURN AG muss erst fertig installiert werden und so singt die Meute halt fröhlich mit, als die Parodie „Amish Paradise“ vom Band läuft (das Original „Gangsta’s Paradise“ von COOLIO hatte vorher ebensoviel Anklang gefunden).
Aber dann geht es endlich los und die Thüringer erscheinen auf der Bühne – oder besser gesagt in ihrer Fabrik. Und was soll man sagen? Der Himmel brennt! Leider brennt er heute ohne den Gitarristen Maik Weichert, der sich am Rücken verletzt hat. Máté Bodor von ALESTORM hat sich aber den Stoff in einer Woche draufgeschafft und schlägt sich tapfer.
Mit „Downshifter“ und „Bring The War Home“ vom letzten Album „Wanderer“ als Einstieg haben HEAVEN SHALL BURN schon die Miete und das Publikum in der Tasche. Es wird gerempelt, was das Zeug hält, der Pit wird immer größer und die Surfer fleißiger. Als Fronter Marcus Bischoff „Land Of The Upright Ones“ ansagt, weiß ich, dass „Godiva“ vom Tisch ist, verdammt! HEAVEN SHALL BURN haben auf dieser Tour bisher immer nur eines von den beiden gespielt. Aber ganz ehrlich: mit dem Land der Aufrechten haben sie live-technisch die bessere Wahl getroffen. Das ist eine großartige Mitsing-Hymne: „This life, this future, we build a new foundation – a new era we bring, will come!“ Das ist ein Statement, ein Kriegsschrei, zu 100 Prozent HEAVEN SHALL BURN und da geht die schwitzende Menge zu 100 Prozent mit.
Zwei Rollstuhlfahrer surfen über unsere Köpfe und werden von Marcus Bischoff erfreut begrüßt. Überhaupt hat der Frontmann heute supergute Laune und lässt immer wieder witzige Sprüche los: die Band sei „angegeilt“ vom Publikum, HEAVEN SHALL BURN bezeichnet er als Coverband (als er „Black Tears“, das EDGE-OF-SANITY-Cover, ankündigt) und dann stachelt er die Stuttgarter zu einem Crowdsurfer-Contest auf. Gegner ist München, dort surften gestern angeblich 50 Fans. Und angeblich gewinnen die Stuttgarter heute – mit 51 Surfern. Dem Publikum macht es Spaß, viele schreien sich heiser bei Songs wie „The Final March“ oder „Combat“. Den größten Circle Pit sollen die Stuttgarter auch noch stemmen und dazu in einem riesigen Kreis ums Mischpult rasen. Tatsächlich rennen viele ausdauernd mit und spätestens jetzt ist jeder durchgeschwitzt, nicht nur die Band.
Supertoller Bühnenaufbau, gut eingespielte Band, ein Song mitreißender als der andere, jede Menge Feuer, – da brennt nicht nur der Himmel, da vergeht leider auch die Zeit wie im Flug. Im Zugabenblock spielen HEAVEN SHALL BURN noch einen ihrer größten Kracher, „Endzeit“ und – einen Coversong. Ja, HEAVEN SHALL BURN haben schon immer gemacht, was alle anderen nicht machen. Nach dem Release ihres letzten Albums „Wanderer“ waren sie vor einem Jahr auf Clubtour, dieses Jahr mieten sie große Hallen – ohne neues Album. Und zum Abschluss spielen sie echt einen Coversong, nämlich „Valhalla“ von BLIND GUARDIAN und damit liegen sie wieder goldrichtig, denn jetzt rastet wirklich jeder hier aus: „Valhalla, deliverance. Why’ve you ever forgotten me?“ tönt es aus den meisten Kehlen und die Zuschauer übertönen schon wieder mal die Band. Aber jetzt ist der Sound gut und laut, es singen einfach so viele Fans, dass man beim Refrain die Band kaum noch hört. Manchmal könnte man meinen, man hört den Hansi Kürsch etwas im Hintergrund. Vielleicht läuft er vom Band, vielleicht ist es Einbildung, weil man das Lied so gut kennt, vielleicht ist es ein Zuschauer, der das drauf hat. Völlig egal, das gemeinsame Ausrasten von Band und Publikum jagt einem Schauer über den Rücken. Adrenalin und HEAVEN SHALL BURN – wir lieben euch! Und vielleicht sollten wir uns noch schnell ein Ticket für eines der Impericon Festivals sichern, auf denen sie ebenfalls spielen. Danach machen sie nämlich erstmal Live-Pause und wollen ein neues Album schreiben.
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Heaven Shall Burn, August Burns Red, Whitechapel und In Hearts Wake auf Tour
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