Headbangers Open Air 2024
Der große Festivalbericht

Der Donnerstag ist der traditionelle Start für das Headbangers Open Air 2024. Alle Menschen auf dem Gelände haben ihre Zelte oder Wohnmobile platziert. Die Fressstände und Plattenlabels (zum Beispiel Dying Victims Production) haben ihre Utensilien aufgebaut und die Fans können die Auslagen begutachten. Die Preise sind in der Regel stabil geblieben vs. 2023. Die Portion Pommes kostet 3,50€ und jeder kann sich so viel Ketchup oder Mayo draufpacken, wie er mag. Auch die anderen Stände sind größtenteils identisch geblieben. Der Schafskäse im Fladenbrot liegt preislich bei 8 €, die Falafel bei 7€. Die Getränke (Bier, Wasser, Kaffee etc.) liegen zwischen zwei und drei Euro für den Standard. Es gibt aber auch Kirschbier, genauso wie verschiedene Cocktails. Das Angebot für ein Festival dieser Größenordnung ist umfangreich. Die hohen Temperaturen heute sorgen dafür, dass der Eisverkäufer irgendwann „sold out“ meldet. Um 14.30 Uhr öffnen sich die Pforten zum Infield. Das Headbangers Open Air ist nicht das Rockharz oder Wacken. Hier muss niemand rennen, um einen guten Platz zu erwischen. Der Auftakt verläuft gemächlich – oder wie es oft beim Doom gesagt wird – es geht etwas langsamer zur Sache. Der Opener des Festivals ist ein weiterer Lokalmatador.

B.S.T. (12:00 Uhr)

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Blut, Schweiß und Tränen – gibt es einen besseren Namen für eine Doom-Metal-Band? B.S.T. ist nichts weiter als die Abkürzung des etwas zu lang geratenen Namens der Hamburger Doomer. Das Quartett hat noch eine weitere Besonderheit. Die Herren liefern deutsche Texte. Die Tracks nennen sich „Die Illusion“, „Nur Ein Tag Im Leben“, „Brenne“ oder „Was Jetzt Noch Bleibt“. Da noch reichlich Tempo im Laufe des Tages auf dem Programm stehen, können die Fans sich in Ruhe und mit einer ordentlichen Prise Melancholie auf die weiteren Bands einstimmen. Eine knappe Dreiviertelstunde haben die Herren für ihren Gig, dann steht die erste Umbaupause auf der Hauptbühne an.

CLAYMOREAN (16:05 Uhr)

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Aus Serbien kommen CLAYMOREAN und existieren bereits seit 30 Jahren. Aus der Anfangszeit ist nur noch Vlad Invictus dabei. Seit 2013 liefert das Quintett kontinuierlich metallische Kost. Ganz aktuell gibt es eine EP mit vier Nummern und dem Namen „Live at Keep It True Rising 3“. Weitere Erläuterungen erübrigen sich bei diesem Titel. Die Werke der Serben haben einen Schuss Epic und ziehen auch heute die Fans schnell in ihren Bann. „Arioch, Knight Of The Swords“ oder „Battle In The Sky“ liefern genau den Stoff, der beim Headbangers Open Air 2024 zwingend zum Repertoire gehört.

Zur Erinnerung an den hier vor sechs Jahren verstorbenen Mark Shelton legen CLAYMOREAN mit „Flaming Metal Systems“ ein passendes Cover auf die Bretter, die die Fans vor der Bühne zum Mitsingen und Headbangen bringt. Das der Gig beim Publikum Anklang findet zeigt sich am Merch und bei der späteren Autogrammstunde. Vlad Invictus und seine Band haben sich heute neue Fans erspielt.

HIGHWAY CHILE (17:20 Uhr)

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Bereits gestern waren die Herren von HIGHWAY CHILE als HELLOISE auf der anderen Seite der Bühne beim Warm-Up zu erleben. Heute steht der Vorgänger von HELLOISE, HIGHWAY CHILE, im Fokus. „Storybook Heroes“ und „Rockarama“ gelten als Geheimtipps der 80er Jahre in Sachen Metal auf dem europäischen Kontinent. Im Windschatten der NWoBHM kommen die Niederländer auf die Idee, in ähnliche Fußstapfen zu treten wie UFO oder DEMON. Grundsätzlich reden wir eher über Hard Rock, der diverse Schlenker in Richtung metallische Gefilde unternimmt.

Etwas überraschend sind die Überschneidungen mit dem gestrigen Set. Der Start ist erneut “Highway Chile Is Comin‘ To Get Ya’” und “Jesse James”. Auf HELLOISE-Songs verzichten die Herren aber heute. Der Hit folgt zum Ende des Sets. „Headbangers“ passt nicht nur perfekt zum Festival, es sorgt auch für entsprechende Reaktionen im Publikum. Insgesamt ergeht es HIGHWAY CHILE wie HELLOISE am Vortag. Das Tempo anderer Bands überrollt die Niederländer, auch wenn fast die komplette „Storybook Heroes“ performt wird.

TAILGUNNER (18:35 Uhr)

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Fast durch die Decke gegangen sind TAILGUNNER in den vergangenen Monaten. In UK füllt die Truppe mittlerweile Konzertsäle als Headliner. In Germany ist es noch nicht so weit, aber die gemeinsame Tour mit RIOT V und der Gig auf dem KIT Rising hat auch beim Headbangers Open Air 2024 seine Spuren hinterlassen. Die Erwartungen sind entsprechend hoch, als die Truppe um Sänger Craig Cairns (unter anderem auch INDUCTION) die Bühne entern.

Spandex Hosen, Leder und Nietenarmbänder: es ist Zeit für die Old-School-Metaller, auch wenn TAILGUNNER eine junge Truppe sind. Ähnlich wie im vergangenen Herbst in Würzburg gibt es reichlich Energie von der ersten Sekunde an. Gitarren und Bass sind ständig unterwegs und liefern für die Fotografenschar entsprechende Motive. Bei bisher einer Veröffentlichung („Guns For Hire“, 2023) ist das Set vor dem Start bereits klar. Die Coverversionen „In The Hall Of The Mountain King“ und allen voran „Painkiller“ sorgen für reichlich Bewegung im Publikum. Sänger Cairns erweist sich einmal mehr als starker Unterhalter und dürfte entweder mit TAILGUNNER oder mit einem seiner anderen Projekte in Zukunft ganz andere Bühnen rocken als die Bretter in Brande-Hörnerkirchen. Starker Gig des Quintetts, der die Old-School-Fans vollkommen abholt.

GAMA BOMB (19:50 Uhr)

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Bei der Herkunft Irland werden die meisten Menschen nicht unbedingt an Thrash Metal denken. GAMA BOMB aus Dublin lärmen sich bereits seit mehr als 20 Jahren durch den Underground und haben ganz aktuell das Album „Bats“ (Veröffentlichung 10.11.2023) am Start. Die Nummern der Herren kommen schnell zum Punkt. Auf „Bats“ sind 11 Lieder zu finden, gesamte Spielzeit 34 Minuten.

Das Quintett scheut nicht vor klaren politischen Aussagen und steht in schwarz und weiß auf der Bühne. Es geht vom ersten Moment an kräftig zur Sache und mit „Miami Supercops“, „Egyptron“ und „666teen“ gibt es Kostproben von drei verschiedenen Werken. „Bats“ steht nicht unbedingt im Mittelpunkt. GAMA BOMB liefern ein Querschnitt ihrer Bandgeschichte. Unverzichtbar ist dabei das Wegzumoshen von Mussolini. Die Thrasher erinnern aber auch an einen der größten Musiker Irlands. „If I Should Fall From Grace With God“ widmen GAMA BOMB Shane MacGowan, der im November des vergangenen Jahres verstarb. Die Thrash-Fraktion auf dem Headbangers Open Air 2024 kommt so langsam auf Touren und die Moshpits drehen sich. Nachschlag gefällig?

EVIL INVADERS (21:20 Uhr)

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Aus Belgien kommen die EVIL INVADERS zum Headbangers Open Air 2024 und haben heute die Position des Co-Headliners. Wenn es eine kontinuierliche Entwicklung im Musikgeschäft gibt, dann haben die Belgier genau diese Entwicklung hingelegt. Bereits 2007 gegründet dauert es bis 2015 und „Pulses Of Pleasure“, bis die erste volle LP in den Plattenläden zu finden ist. Mit Napalm Records gelingt sofort der Sprung zu einem namhaften Label. 2022 folgt „Shattering Reflection“, der mittlerweile dritte Streich. EVIL INVADERS sind vielfältiger geworden. Zum rauen Ton aus Speed und Thrash kommen Melodien aus dem klassischen Metal.

Entsprechend dicht gedrängt stehen die Menschen vor der Bühne, als das Quartett mit „Feed Me Violence“, dem Titeltrack des zweiten Albums, und „Mental Penitentiary“ loslegt. Neben der Musik setzen EVIL INVADERS auf optische Elemente. Wasserdampf, Stellwände und eine ausgefeilte Lightshow setzen die Herren perfekt in Szene.

Die vielfältigen Metaller kommen vor allem beim aktuellen Werk und der Halbballade „Forgotten Memories“ zum Vorschein. Gleiches gilt für den Headbanger „Die For Me“. Zum Ende des Sets geht es in die Anfangszeit der Band mit „Pulses of Pleasure“ und „Raising Hell“. Insgesamt ein starker Auftritt der Herren, die sich als Nachfolger der alternden europäischen Thrash-Metal-Elite bewerben.

SODOM (23:00 Uhr)

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Ein starker Auftritt vor dem Headliner des heutigen Abends. Die Kombination erinnert an VISIGOTH und SODOM auf dem Keep It True 2023. Was haben die Altmeister aus dem Ruhrpott im Köcher? Um es zusammenzufassen: Wer die Truppe nach dem Split 2018 letztmalig gesehen hat und dann den Auftritt heute, der könnte auf die Idee kommen, dass es sich um zwei verschiedene SODOM-Bands handelt.

Tom Angelripper und seine Mitstreiter ballern unfassbar brachial aus den Boxen. Rein technisch sind die Herren vielen Bands unterlegen, was das Quartett aber durch den knallenden Sound kompensieren kann. Es entsteht der Eindruck, dass die gesetzten Herren sich nach der Pandemie neu erfunden haben.

Dann kommen wir zum Set an sich. Auch hier erfinden sich Blackfire und Angelripper anscheinend zu jedem Gig neu. Mit „Procession To Golgatha“ und „Christ Passion“ vom 87er Album „Persecution Mania“ zu starten, ist auf einem Festival wie das Headbangers Open Air 2024 ein Volltreffer. Aber dann noch „Jabba The Hut“ aus den 90ern auszubuddeln, setzt dem ganzen schon früh ein Krönchen auf. Bis auf „Napalm In The Morning“ aus dem Jahr 2001 gibt es ausschließlich Stoff, der 25 oder mehr Jahre auf dem Buckel hat. Solche Sachen wie „Proselytism Real“ oder „Let’s Fight In The Darkness Of Hell“ aus der frühen Phase der Band zu reaktivieren, sorgt für fliegende Haare im Moshpit. Ihre Wurzeln und VENOM würdigen Tom und Co. mit „Leave Me In Hell“. Der Schlusspunkt mit dem punkigen „Ausgebombt“ und „Bombenhagel“ runden den bärenstarken Gig nach circa 90 Minuten ab. Waren SODOM jemals besser?

Es ist deutlich nach Mitternacht als die Livemusik endet. Für die Thrasher auf dem Headbangers Open Air 2024 ein mehr als nur runder Abend.