Headbangers Open Air 2023
Der große Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Thorium (BEL), Space Vacation, Jameson Raid, Metal Witch, Night Laser, Jet Jaguar, Savaged, Traitor, Holy Moses, Sacred Reich, Steelpreacher, Rhabstallion, Vulture, Lady Beast, Kate’s Acid, Vicious Rumors, Phil Campbell and the Bastard Sons, Metall, Dealer, Tytan, Wheel (DE), Airforce, Trespass, Holy Mother, Jag Panzer, Riot V und Coven 6669
Konzert vom 26.7.2023 bis 29.7.2023 | Festivalgelände Brande-Hörnerkirchen, Brande-Hörnerkirchen

Freitag, 28. Juli 2023

Galerie mit 35 Bildern: Meet & Greet 28.07.2023 - Headbangers Open Air 2023

Die Wetterprognose ist wie für den Vortag nicht besonders gut, aber wie am Vortag hält sich auch heute der Regen oder die angesagten Gewitter vornehm zurück. Es wird teilweise sogar sommerlich warm und die Metalheads strömen bereits um 12 Uhr zur Bühne. Warum? Es gibt Bier-Metal auf die Ohren.

STEELPREACHER predigen Bier-Metal

Galerie mit 12 Bildern: Steelpreacher - Headbangers Open Air 2023

Seit 1998, zunächst als CLAYMORE, existiert die aus Rheinland-Pfalz stammende Band STEELPREACHER. Die Herren haben bezüglich des Bandnamens eine sehr passende Wahl für eine Heavy-Metal-Band getroffen. Interessant sind die lyrischen Themen der Herren. „Drinking With The Devil“, „Hell Bent For Beer“ oder „Wish You Were Beer“ heißen die Nummern des Quartetts. Es scheint, dass eine Schippe Lyrics von TANKARD aus Frankfurt nach Koblenz den Main hinauf in den Rhein geflossen ist. Die Stellwände in Bierdosenform einer bekannten Brauerei machen spätestens klar, worum es jetzt in der nächsten Dreiviertelstunde geht.

„Here For The Beer“ passt als Opener nicht nur zur Band, sondern auch auf Teile des Publikums, welches bereits am frühen Vormittag munter dem Gerstensaft zuspricht. Das Quartett verbreitet gute Laune und die Feierbiester tanzen. Darf es ne Runde „Beer Meat’n Metal“ sein? Oder besser „Drinking The Night Away“? Da fehlt nur noch „We Want Metal, We Want Beer“. Sehr spaßige 45 Minuten gehen mit der Nummer zu Ende und die Bierprediger werden entsprechend abgefeiert, Armen!

Wer ist COVEN 6669?

Galerie mit 9 Bildern: Coven 6669 - Headbangers Open Air 2023

Auf dem Plakat des Headbangers Open Air 2023 steht COVEN als Band. Wer nun der Meinung ist, dass es sich um die Okkult-Rock-Band aus den USA handelt, liegt verkehrt. Tatsächlich fehlen hinter COVEN die Nummern 6669. Die 1985 gegründete Band aus Seattle hat von Mitte der 80er bis Anfang der 90er drei Scheiben veröffentlicht, welche sich zwischen Heavy Metal und Thrash einsortieren. Die Themen sind ähnlich wie bei COVEN mit Antichristentum und Gewalt. 2010 erfolgte ein Neustart der Band, jedoch scheinen sich die Herren im Studio nicht besonders wohlzufühlen. Seit dem 93er Werk „Boneless Christian“ herrscht Funkstille.

Das Quintett konzentriert sich vornehmlich auf das Debütwerk „Blessed Is the Black“ mit Songs wie „6669“, „Creature Of Duty (And My Duty Is Death)“, „McDonaldland Massacre“ oder dem Schlusspunkt „Iron Dick“. Die Songs kommen mal schnell und brachial aus den Boxen, gefolgt von melodischen Heavy-Songs. Die Meinungen zu COVEN 6669 gehen bei den anwesenden Fans entsprechend auseinander. Auf jeden Fall ein Auftritt, der entweder für Begeisterung sorgt oder Menschen zum Biertresen treibt.

Die NWoBHM gehört zum Headbangers Open Air

Galerie mit 13 Bildern: Rhabstallion - Headbangers Open Air 2023

Eine Musikrichtung, welche einfach nach Brande-Hörnerkirchen gehört, ist die NWoBHM. Einer der wenig bekannten Genre-Vertreter sind RHABSTALLION aus dem Yorkshire. Von 1977 bis 1984 mühte sich die Band erfolglos auf den NWoBHM-Zug zu springen. Mehr als eine Single und ein paar Demos ist nicht rumgekommen. Seit 2018 sind die Herren wieder aktiv und alle Musiker waren in der Anfangszeit irgendwann bereits dabei. Sogar eine neue Scheibe mit dem Namen „Back In The Saddle“ haben RHABSTALLION veröffentlicht.

Nach dem eher gewöhnungsbedürftigen Auftritt von COVEN 6669 gibt es wieder melodische Klänge, so wie die Musik zur NWoBHM war. „Driving Seat“ ist der Auftakt, mit „Stranger Stranger“ folgt gleich einer der bekannteren Songs der Truppe. „Nowhere Left To Fall“ ist ein Song von der 2021er Scheibe, primär wühlen die Herren aber in den 80ern und unterhalten die Anhängerschaft mit circa 40 Jahre alten metallischen Melodien.

Mächtig auf das Tempo drücken VULTURE

Galerie mit 6 Bildern: Vulture - Headbangers Open Air 2023

Aus dem Ruhgebiet kommen VULTURE und haben sich einen Namen in Sachen metallische Hochgeschwindigkeit erspielt. Drei Alben hat das Quintett auf der Habenseite stehen, dazu unzählige Live-Gigs. „Dealin‘ Death“ heißt der aktuelle Longplayer, die aktuelle Single sehr passend „High Speed Metal“. Entsprechend dem musikalischen Programm wechselt das Publikum vor der Bühne einmal durch und die Fraktion von Thrash und Speed dreht ihre Runden.

Der Auftakt mit „Vendetta“ vom Debütwerk „The Guillotine“ dürfte den ein oder anderen Fan überraschen. Sänger Steeler sorgt auf der Bühne zumindest für reichlich Aktion und der Moshpit setzt sich bereits beim zweiten Song „Vulture“ in Bewegung. Fliegende Haare, im Kreis laufende Menschen, VULTURE sorgen für eine Sporteinheit. Zum guten Schluss gibt es noch ein Cover auf die Ohren. Der EXODUS-Song „Lessons In Violence“ geht immer, allen voran, wenn er in einer Art und Weise wie von VULTURE gecovert wird. Starker Gig, wie eigentlich immer vom High-Speed-Quintett.

LADY BEAST, der Geheimtipp wird zum Highlight

Galerie mit 12 Bildern: Lady Beast - Headbangers Open Air 2023

Bereits vor dem Festival galten LADY BEAST als ein Geheimtipp in Sachen US Metal. Der Fünfer aus Pittsburgh lieferte mit „The Vulture’s Amulet“ ein starkes Album, welches im Underground reichlich Anklang fand. Sängerin Deborah Levine ist das Aushängschild der Band und die ein oder andere Parallele zu zum Beispiel TOWER oder BLOOD STAR lässt sich finden. LADY BEAST sind erstmals in Europa und haben eine aktuelle EP Namens „Omens“ im Gepäck.

Das Quintett zeigt sich vor allem als exzellente Poser, wie es sich für eine US-Metal-Band gehört. Dazu gibt es eine ordentliche Portion gut abgemischten Sound, welche mit „The Poisoned Path“ von der aktuellen EP startet. „Vicious Breed“, der Titeltrack vom 2017er Werk, und „Reaper“ folgen. Immer mehr Menschen kommen vor die Bühne und lauschen den Klängen der US-Band. Egal ob „We Are The Witches“, „Bind The Runes“ oder „The Gift“: LADY BEAST holen mit ihrer Show und den Songs die Menschen vor der Bühne ab und werden minütlich mehr gefeiert. Der Schlusssong ist der der Namensgeber für die Band: „Lady Beast“ wird gemeinsam mit dem Publikum zelebriert und ein bärenstarker Gig geht zu Ende. Erwartungsgemäß ist am Merch großer Andrang, genauso wie an der späteren Autogrammstunde. LADY BEAST sind ein Gewinner des Festivals und sollten sich in die Notizbücher von Bookern und Veranstaltern gespielt haben.

KATE’S ACID sorgen für Stimmung

Galerie mit 17 Bildern: Kate's Acid - Headbangers Open Air 2023

In den 80ern waren ACID aus Belgien eine Größe im Underground. Drei Werke wurden zwischen 1983 und 1985 veröffentlicht, welche allesamt noch heute einen gewissen Kultcharakter haben. Der Streit um die Namensrechte der ehemaligen Bandmitglieder sorgt dafür, dass aus ACID KATE’S ACID wurde. Die damalige Sängerin Kate de Lombaert hat eine junge Truppe um sich geschart, welche auch bei SPEED QUEEN aktiv ist.

Wie auf dem Keep IT True 2023 stehen auch heute die alten Tracks im Fokus. „Acid“, „Maniac“, „Hooked On Metal“ oder „No Time“ haben 30 Jahre auf dem Buckel, klingen in der Live-Version erstaunlich frisch zwischen NWoBHM, Heavy Metal und Speed Metal. Refrains wie „We Are Metal, Heavy Metal“ sind eingängig und eignen sich bestens zum Mitgrölen. „Lost In Hell“ läutet so langsam das Ende der 60-minütigen Gigs von de Lombaert und ihren Mitstreitern ein. Nach „Black Car“ folgt mit „Max Overload“ eine der bekanntesten Nummern zum Schluss. Die junge Mannschaft scheint de Lombaert sichtlich gutzutun und ein kurzweiliger Gig geht zu Ende.

VICIOUS RUMORS und der aus dem Hut gezauberte Sänger

Galerie mit 11 Bildern: Vicious Rumors - Headbangers Open Air 2023

Das Desaster bezüglich der fehlenden Leadsänger bei VICIOUS RUMORS war seit Mittwoch bekannt. Angekündigt für heute ist eine spezielle Show, wo die komplette „Soldiers Of The Night“ aus dem Jahr 1985 und „Digital Dictator“ aus dem Jahr 1988 gespielt werden sollen. Mastermind Geoff Thorpe kommt während der Umbaupause auf die Bühne und verkündet, dass weder Gary St.Pierre noch Ronny Munroe heute hier sind. Dafür hat Thorpe Brian Allen aus dem Hut gezaubert. Allen war von 2009 bis 2013 und 2017 bis 2018 Sänger bei VICIOUS RUMORS. Mit der Frühphase hat Allen jedoch wenig zu tun. Die Fragezeichen bei den Fans vor der Bühne werden insgesamt eher größer als kleiner. Kaum mehr als 24 Stunden hatte Allen Zeit für den Transfer von den USA nach Deutschland, dazu muss er sich noch die Lyrics und die Songs aneignen, welche er teilweise noch nie live performt hat.

Der Start läuft dann überraschend gut. VICIOUS RUMORS eröffnen mit ihrer zweiten Scheibe in der Historie, der „Digital Dictator“, und nach dem Intro folgt entsprechend der Reihenfolge der Titeltrack. Allen macht eine überraschend gute Figur, sodass die Performance des Quintetts für den ersten Teil durchaus gelingt. Bei der „Soliders Of The Night“ sieht der Sachverhalt aber deutlich anders aus. Beim Start mit „Ride (Into The Sun)“ mischt Allen noch mit, allerdings liegt er bezüglich des Einstiegs und der Tonlage nahezu dauerhaft daneben. Folgerichtig übernehmen Thorpe und Drummer Larry Howe für den nachfolgenden Song „Medusa“. Den Titeltrack „Soldiers Of The Night“ teilen sich drei Sänger, was insgesamt sehr gewöhnungsbedürftig rüberkommt. Dieser Sachverhalt zieht sich nahezu durch alle bekannten Songs der „Soldiers Of The Night“. Bei „March Or Die“ oder „In Fire“ mischt Allen mit, sonst übernehmen Howe und Thorpe die Vocals. Im Nachhinein stellt sich die Frage, ob es eventuell besser gewesen wäre, dass die „Soldiers Of The Night“ nur Thorpe und Howe gesungen hätten, aber hier wollte die Band wohl alles versuchen mit einem Leadsänger zu agieren, was unter den gegebenen Umständen nachvollziehbar nicht immer funktioniert.

Zwei Stunden spielen VICIOUS RUMORS heute und es folgt noch ein Best-Of-Set, wo die Sänger-Problematik sich nicht großartig verändert. Es kommen noch weitere Musiker zum Ende der Show auf die Bühne (unter anderem Ira Black), was den Eindruck eines überfrachteten Konzerts verstärkt. Nach den zwei Stunden hinterlassen Thorpe und Co. einen zwiespältigen Eindruck. Natürlich haben VICIOUS RUMORS alles probiert, die angekündigte Show bestmöglich zu liefern. Unter den schwierigen Umständen ist das in Teilen auch gelungen. Spätestens ab der „Soldiers Of The Night“ wirkt vieles sehr chaotisch und erinnert an eine Jam-Session. Die eingefleischten Fans feiern die Band ab und Thorpe selbst steht am Merch-Stand und verkauft Shirts und Tonträger.

PHIL CAMPELL AND THE BASTARD SONS spielen nicht nur MOTÖRHEAD

Galerie mit 12 Bildern: Phil Campbell And The Bastard Sons - Headbangers Open Air 2023

Headliner des heutigen Tages sind der ehemalige MOTÖRHEAD-Gitarrist Phil Campell mit seinem Familienbetrieb. Nur der Sänger Joel Peters hört nicht auf den Namen Campell. Ansonsten erwartet das Publikum eine gehörige Portion MOTÖRHEAD und das Infield ist mehr als voll und es gibt vor der Bühne kaum ein Durchkommen.

Der Anfang ist zunächst Ernüchterung: „We’re the Bastards” und „Bite My Tongue“ (beide vom 2020er Release „We’re the Bastards”) sind ordentliche Rocker, treffen aber nicht die Erwartungshaltung des Publikums. Das Wissen anscheinend auch die Protagonisten auf der Bühne und es erklingt mit „Iron Fist“ der erste Klassiker, welcher das Publikum sofort elektrisiert. Der weitere Verlauf des Gigs gestaltet sich ähnlich. „Born To Raise Hell“ sorgt für mächtig Stimmung und Mitsingaktionen, das nachfolgende „High Rule“ („The Age of Absurdity“, 2018) für die Verschnaufpause. Eine Portion Punk liefern Peters und die Campells mit dem SEX-PISTOLS-Cover „God Save The Queen“, gefolgt von der Verschnaufpause „Dark Days“. Der Schlussakkord hat es dann aber in sich: Ab „Ace Of Spades“ fliegen die Haare, die Fäuste werden gen Himmel gereckt und der Refrain aus vielen Kehlen mitgesungen. Mit dem unverwüstlichen „Overkill“ endet der circa 80-minütige Auftritt des heutigen Headliners. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es an der Performance nichts zu meckern, der Gig wäre als reines MOTÖRHEAD-Set eventuell stimmungsvoller gewesen.

Setlist PHIL CAMPELL AND THE BASTARD SONS:

  • We’re the Bastards
  • Bite My Tongue
  • Iron Fist
  • Damage Case
  • Schizophrenia
  • Born to Raise Hell
  • High Rule
  • These Old Boots
  • God Save The Queen
  • Dark Days
  • Ace Of Spades
  • Silver Machine
  • Bomber
  • Going To Brazil
  • Killed By Death
  • Overkill

Der zweite offizielle Festivaltag ist musikalisch fast optimal gelaufen. Natürlich lässt sich das VICIOUS RUMORS-Konzert kritisieren, aber hier sei nochmals auf die Umstände hingewiesen. Der Wettergott hat auch heute ein Herz für die Metalheads auf dem Headbangers Open Air 2023. Bis auf ein paar Regentropfen ist es trocken in Brande-Hörnerkirchen und alle Menschen kommen problemlos zum Campground oder in die nahen Unterkünfte.

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14.09.2023

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1 Kommentar zu Headbangers Open Air 2023 - Der große Festivalbericht

  1. Salems Witch sagt:

    Zu Coven 6669: Die Band hat mit Blessed is the Black eines der besten und ungewöhnlichsten Thrash Metal Alben veröffentlicht. Was u.a an der sehr wandelbaren Stimme von Sänger Clark liegt. Unbedingt anhören. Allerdings waren auf dem Headbaengers Open Air nur noch von damals der eine Gitarrist und der Drummer dabei. Ansonsten eine völlig andere Besetzung. U.a ein anderer Sänger was der Band nicht gut zu Gesicht stand. Deshalb der eher schwache Auftritt