Hammer Of Doom 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
(18.00 – 18.45) DEATH THE LEVELLER
Als DEATH THE LEVELLER mit andächtigen Gitarrenparts aus ihrem aktuellen Album „II“ den Reigen für das diesjährige Hammer Of Doom eröffnen, hat sich bereits eine durchaus sehenswerte Menge an Zuschauern vor der Bühne eingefunden. In rotem Hemd setzt sich Frontmann Denis Dowling optisch von seinen Mitstreitern ab und zeigt seine stimmliche Qualität, die gegenüber der Leistung auf Platte beinahe noch ein Ticken durchdringender wirkt und diesen Funken irischer Rauheit innehat. Zeit hat das Quartett von der Insel lediglich für vier überlange Songs, die zumeist in melancholisch zähen Riffs aufgehen und eine trübe Grundstimmung über die Posthalle legen. Der Abschluss „The Crossing“, ebenfalls vom aktuellen Album, tut dem keinen Abbruch und stempelt DEATH THE LEVELLER als die wohl reinste Doom-Band des Auftaktabends. Mit der Zeit tauen die Zuschauer auch ein wenig auf und zeigen gemeinsam mit den Iren rhythmische Kopfbewegungen.
(19.05 – 19.50) OPHIS
Nun wird es rauer in Würzburg, denn mit den Hamburgern OPHIS entert eine erfahrene Death/Doom-Kapelle die Bühne, die ansonsten verstärkt Shows im Extrem-Sektor bespielt. Sänger Phillip Kruppa braucht ein paar Akkorde, bis die raue Stimmwalze perfekt geölt scheint, gräbt sich dann aber tief in die pechschwarzen Songstrukturen. Zwischenzeitlich keimen dann immer wieder die todesmetallischen Wurzeln, wenn OPHIS in fein abgestimmten Momenten das Tempo etwas anziehen und mit wabernder Double Bass zu kurzen Nackenbrecher-Passagen ansetzen. Auch die Nordlichter haben insgesamt nur vier Songs im Gepäck, wobei Kruppa den Titel von „The Perennial Wound“ kurzzeitig aufgrund eines „Seniorenproblems“ vergisst. Das bremst die Wirkung von OPHIS hingegen keinesfalls aus, denn kurz nach dieser Schmunzeleinlage verdunkelt der Vierer ein letztes Mal mit „Among The Falling Stones“.
Setlist:
01. Of Stygian Descent
02. Earth Expired
03. The Perennial Wound
04. Among The Falling Stones
(20.10 – 20.55) IRON WALRUS
Nach melancholisch und düster folgt angepisst. Die Osnabrücker IRON WALRUS setzen auf einen ausgewogenen Mix aus Doom- und Sludge Metal, sowie einer Prise Hardcore und kochen damit ein Gebräu, das Live durchaus gut funktionieren kann und die Zuschauer zu mehr Bewegung drängt. Während die komplette Instrumentalfraktion mit schwarzen Masken mit aufgemalten Walrosszähnen auftritt, wirkt nur der stoische Fronter Sven Aufermann entsprechend entzaubert. Dessen tiefe, durchdringende Röhre steht ziemlich konträr zu den fast geflüsterten Ansagen, die sich aber ohnehin insgesamt überschaubar halten. Nach einer relativ gleichförmigen Show hauen IRON WALRUS als Rauswerfer noch einmal alles raus und animieren die Menge zu tanzbaren Einlagen und gereckten Fäusten.
(21.15 – 22.30) ATLANTEAN KODEX
Heimspielzeit in Würzburg. So verwandelt sich am späten Freitagabend die Posthalle von einem Doom-Verlies für circa eine Stunde in eine rauschende Party-Location, angeführt durch die Dauergäste von ATLANTEAN KODEX. Der Konzertsaal ist prall gefüllt und Sänger Markus Becker muss nur wenig tun, bis er die Meute fest im Griff hat. Mit ihrem teilweise durchaus temporeichen, filigranen Mix aus Epic Power- und Heavy Metal entstammen eine Menge Hymnen, welche die Fans zum Großteil in und auswendig mitgrölen. Das erste richtige Highlight bildet schließlich „Sol Invictus“, wobei Becker im Vorfeld ankündigt, die Posthalle mit diesem Song bereits vor der Abrissbirne zerlegen zu wollen. Das klappt erstaunlich gut. Vielleicht so gut, dass nach dem Stück von „The White Goddess“ erstmal eine handvoll Zuschauer, die ihren Drang offenbar so lange eingehalten hatten, die Toiletten aufsuchen muss. Es geht allerdings hochklassig mit „Lion Of Chaldea“ weiter, das durchaus Momente von IRON MAIDENs „Powerslave“ hat. Auch in der Folge stehen die Briten bei dem einen oder anderen Singalong durchaus Pate, was allerdings zweifelsfrei herausragend funktioniert. Im weiteren Verlauf verlautbart Becker schließlich stimmlich etwas angeschlagen zu sein. Was bis zu diesem Zeitpunkt kaum aufgefallen ist, wird auf den letzten Metern dann etwas deutlicher. Nachdem der Frontmann letztendlich noch einen Schuh von der Bühne bugsiert und Bedenken anmeldet, keine Ahnung zu haben wie er den letzten Song „The Course Of Empire“ überleben soll, wird doch alles gut und ATLANTEAN KODEX krönen den stärksten Auftritt des Abends.
Setlist:
01. Intro
02. Chariots
03. He Who Walks Behind The Years
04. Heresiarch
05. Sol Invictus
06. Marching Homeward (Neuer Song)
07. Lion Of Chaldea
08. Twelve Stars And An Azure Gown
09. The Atlantean Kodex
10. The Course Of Empire
(22.50 – 00.15) COVEN
Nach diesem Abriss der Bayern war es fast schon klar, dass die amerikanischen Psychedelic-Rocker COVEN als Headliner einen schweren Stand haben würden. Basis der Show und letztendlich auch des Bekanntheitsgrades der Truppe deren 69er-Album „Witchcraft: Destroys Minds & Reaps Souls“, das für damalige Verhältnisse grenzwertig mit dem satanischen Image der Band spielte. Darauf setzen COVEN, die sich im Jahr 2007 wieder zusammengefunden haben, auch heutzutage und bauen mit einem Holzsarg, dem Frontfrau Jinx Dawson entsteigt sowie etlichen Kerzen und schwarz-weiß Videomaterial auf der Leinwand ein aufwendiges Bühnenbild. Klar ist, womit man in den Sechzigern noch Kinder verschrecken konnte, wirkt am heutigen Tage nicht mehr spooky, sondern bestenfalls verschroben. Auch die Musik der US-Amerikaner gleitet an den Ausläufern der Hippiezeit entlang und hat mit Hammondorgel für diesen Abend natürlich einen ganz eigenen Charakter. Doch so richtig will der Funke nicht überspringen, sodass im Laufe der Show einige Zuschauer den Heimweg antreten. Lässt man sich auf COVEN ein, so kann dies auch im Rahmen der soliden Show klappen. Bemerkenswert darüber hinaus Frontfrau Dawson, die mit 72 Jahren immer noch voll im Saft steht und ihre Präsentation solide rüberbringt.
Setlist:
01. Out Of Luck
02. Black Sabbath
03. Coven In Charing Cross
04. White Witch Of Rose Halle
05. Wicked Woman
06. The Crematory
07. Choke, Thirst, Die
08. Black Swan
09. Dignitaries Of Hell
10. For Unlawful Carnal Knowledge
11. Epitaph
12. Blood On The Snow
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