Das laute Abendmahl 2024
HÄMATOM laden zum Osterfest
Konzertbericht
Jede Familie hat eine Ostertradition: Eier suchen, Fastenzeit, Hasendeko aufstellen. HÄMATOM nutzen seit 2017 das in Bremen früh endende Tanzverbot des Karfreitags, um im geschichtsträchtigen Aladin Party zu machen. Dafür laden die vier Himmelsrichtungen befreundete Bands ein, die den Konzertabend mit einem einstündigen Set einleiten.
Derzeit scheint Metalcore im Proberaum angesagt zu sein. Im vergangenen Jahr bekamen wir ANY GIVEN DAY ins Osternest gelegt – heute Abend spielen ANNISOKAY auf. Das Timing ist auf die Minute genau, denn um Punkt 21 Uhr fällt das merkwürdige Gesetz und das proppenvolle, ausverkaufte Aladin verdunkelt sich.
ANNISOKAY müssen sich ihren Applaus erspielen
Die Band aus Halle legt einen stimmigen Start hin. Das Bühnenbild besteht aus vier hochkant positionierten Widescreen-Bildschirmen, die passende Bilder und Videos zum gespielten Lied zeigen und auch das stimmungsvolle Intro präsentieren. Die auf die Videos abgestimmte Lightshow passt sehr gut zum flotten Metalcore des ostdeutschen Vierers.
Die Setlist besteht aus einem Mix neuerer und älterer Stücke. Aktuell fühlt sich die Truppe im EP-Format wohl: Der neueste Output „Abyss Pt. 1“ ist sechs Songs stark, von denen satte fünf heute Abend dargeboten werden. Doch auch die beiden letzten Studioalben „Arms“ und „Aurora“ haben je drei Vertreter im Set. Nur Fans des ganz alten Materials bekommen lediglich „What’s Wrong?“ von „Devil May Care“ auf die Ohren – davon finden sich im Publikum ohnehin wenige.
Obwohl ANNISOKAY einen richtig guten Job machen, springt der Funke nicht komplett über. In den vorderen Reihen ist die Stimmung verhalten, zu einer kleinen Wall of Death muss regelrecht gedrängt werden. Auf Nachfrage der Band, wer sie vorher schon einmal gesehen hat, heben sich von 1600 Händen vielleicht zehn. Es ist klar, dass die meisten Anwesenden auf den Headliner warten. Der Höhepunkt ist ein unerwarteter Coversong – ANNISOKAY teasern an, in die Glanzzeit des Nu Metals zurückgehen zu wollen und zocken eine grandiose Coverversion von LINKIN PARKs „One Step Closer“. Nach einer Stunde verlässt die Gruppe die Bühne und das bekannte Regenbogenbanner HÄMATOMs verdeckt den Blick auf die Umbauarbeiten.
HÄMATOM – das erste Abendmahl ohne West
Im August 2023 haben die vier Himmelsrichtungen eine verloren – Bassist West starb nach kurzer, schwerer Krankheit. Eine Zeitlang war es nicht klar, wie es mit HÄMATOM weitergehen würde, doch dann kehrten die verbliebenen drei Musiker auf die Bühne zurück, um ihrem verstorbenen Weggefährten zu gedenken. Auch heute ist West mit auf der Bühne, denn seine ikonische Maske wippt auf einem Schaukelstuhl am Bühnenrand zum Takt der Musik fleißig mit. Den Bass übernimmt Adam von DYMTRY, der heute Abend seine vorerst letzte Show mit der Band spielt.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Setlist auf die aktuellen Gegebenheiten abgestimmt ist. Die ersten drei Stücke „Ihr Wisst Gar Nichts Über Mich“, „Mein Leben – Meine Regeln“ und „Gaga“ sollen das Publikum auf Betriebstemperatur bringen. Danach nimmt sich Nord Zeit für einen emotionalen Tribut für West – HÄMATOM spielen das eigens für ihn komponierte Lied „Gott Muss Ein Arschloch Sein“. Anschließend bieten sie den Kollaborations-Song „Behind The Mask“ dar, der zusammen mit Aushilfsbassist Adams Hauptband DYMYTRY entstand.
Im Mittelteil des Sets konzentrieren sich Nord, Süd, Ost und Adam auf ihre Partysongs: „Ficken unsren Kopf“, das TRAILERPARK-Cover „Bleib In Der Schule“, „Ein Freund“ und „Liebe Auf Den Ersten Fick“ – Letzteres inklusive BH, der auf die Bühne fliegt und von Nord abwechselnd an die Saiteninstrumente seiner Kollegen gehängt wird. Mit „Lichterloh“ wird es noch einmal emotional, bevor sie die Sakkos und Tanzschuhe zu „Tanz Auf Dem Vulkan“ rausholen.
Wie schon im vergangenen Jahr finden sich leider kaum Lieder im Set, die älter als zehn Jahre sind. Mal abgesehen von einer Akustikversion von „Alte Liebe Rostet Nicht“, die im Vergleich zum rockigen Original den Kürzeren zieht und „Eva“, bei dem Süd wie gewohnt „Drumsurfing“ betreibt, ist „Wir Sind Gott“ fast der älteste Track des heutigen Abends. Logisch, bei „Kids (2 Finger An Den Kopf)“ und dem abschließenden „Es Regnet Bier“ eskaliert der komplette Saal, für langjährige Konzertbesucher ist aber „Leck Mich!“ der wahre Abschluss eines HÄMATOM-Konzertes – und der fehlt heute. Zudem sind Nummern wie „Säulen Des Wahnsinns“, „Sturm“ oder zumindest „Fick Das System“ hoffentlich nicht dauerhaft in Rente. Dennoch – auch 2024 ist das Gastspiel der vor 20 Jahren gegründeten Maskentruppe ein voller Erfolg und es ist kein Wunder, dass der Termin für 2025 bereits steht. Wir werden dabei sein!
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