GWAR
GWAR
Konzertbericht
Das Lokal ist schon brechend voll und statt einer Vorgruppe steht dieser junge Typ, nur mit einem G-string Lendenpaket bekleidet auf der Bühne. “Vergeßt nicht – ich bin Profi, also probiert das nicht zuhause”, sagt er, als er sich ein paar Nadeln durchs Gesicht sticht und dann an den Augenlidern Gewichte anhängt. So nebenbei verspeist er Regenwürmer und lebende Insekten mit den Worten “Die kleine Kerle wollen leben..” Ob diese Veranstaltung ab 18 ist? Denn der kleine Alleinunterhalter, welcher auch sehr nett wirkt und das ganze als Komödie ablaufen läßt, holt auch noch sein gutes Stück heraus, durchsticht es mit einer langen Nadel und hängt auch da Gewichte drauf….Meinem Begleiter wird’s schon beim Gedanken an so etwas ganz unwohl.Ein Mädchen aus dem Publikum wird auf die Bühne gebeten und zerplatzt Luftballons, welche er an seinen Körper geklebt hat, mit Pfeilen – er zuckt nicht einmal mit der Wimper und die Pfeile bleiben drin. Und ein Pornoheft kommt auch noch zum Einsatz, indem er eine Seite an seine Stirn heftet. “Ihr hofft sicher daß es blutet wenn ich’s runternehme…” Tut es auch. Unter dem Motto ihrer letzten CD “ We kill everything – wir töten alles” erscheint die aus Richmond, Virgina in den USA stammende Band GWAR. Mit Masken, Panzeroberteilen und nackten bestiefelten Beinen, teilweise auch mit praktisch nackten mehr oder weniger muskulösen Hinterteilen. Mit fünf Bandmitgliedern und ungefähr zehn weiteren Mitwirkenden ist das ganze wirklich sehenswert. GWAR sind Aliens welche verurteilt wurden ewig auf der Erde zu verweilen. Der Sänger mit dem liebevollen Namen Oderus Urungus trägt auch noch einen riesiges Phallusgebilde um seine Lenden, welches gleich mal als erstes das Publikum mit einer gelblich hellgrünen Flüssigkeit versorgt, welche stoßweise über die Menge spritzt. Die Musik, eine Mischung von Metal und Punk, welche eigentlich gar nicht schlecht ist, wird aber komplett zur Nebensache wenn Ungetüme und Drachen und andere Monster von der Band und den Akteuren entzweit werden, die Eingeweide herausgezogen und oftmals auch geköpft, Arme abgeschnitten – und jede dieser Wunden sprüht meterweise Blut ( Himbeersaft? ) in die Menge. Auch denke ich mir daß es gar nicht so ungefährlich sein kann mit elektrischen Instrumenten in Umgebung von soviel Nässe. Einige musikalische Highlights gibt’s trotzdem und der Gitarrist Bälzäc “Jaws of Death” spielt recht flink und fingerfertig seine Solos, wohlweislich abseits des Gefechts auf der Bühne. Der Sound ist gut und tief, könnte aber durchaus lauter sein. Schlagzeuger Jizmak Da Gusha leistet durchgehend Schwerarbeit und ist echt zu bewundern in dieser Kluft überhaupt beweglich zu sein. Meine Position seitlich der Bühne erlaubt die Sicht backstage, wo sich die Darsteller immer wieder verkleiden und diverse Schläuche angehängt werden um dann wiederum, massakriert von den Helden und der amazonenhaften Heldin, Symenstra Hymen, das Publikum mit mehr Blut zu beglücken. Kein Wunder das bei der Kassa des Lokals eine Notiz hängt welche sich der Haftung von Sach und Körperschäden entzieht…. Anfangs ist das ganze ja noch recht lustig aber es kommt für mich persönlich keine richtige Stimmung auf, da die Musik immer wieder unterbrochen wird und nach hunderten Litern Blut wird das ganze etwas langweilig. Dem Publikum gefällt’s aber, mit stage diving und offensichtlichem Genuß im Blut gebadet zu werden, sie trinken auch, wie der Sänger, davon. Wenig Applaus gibt es, aus dem einfachen Grund daß die meisten sprachlos sind. Zugaben werden dann mit mehr Enthusiasmus und Applaus errungen und die letzten Tropfen werden noch versprüht. …. “ Nein Herr Polizist, ich habe niemanden umgebracht, es war diese Band welche Monster besiegten”……”Natürlich mein Junge…” Abführen!
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