Guns N' Roses
Cock blocked in Berlin
Konzertbericht
Im Zuge ihrer weltweiten “Not In This Lifetime“-Tour kommen GUNS N’ ROSES am 3. Juni 2018 für ihren dritten Besuch von insgesamt fünf nach Deutschland und spielen im offensichtlich nicht ausverkauften Berliner Olympiastadion. Wir schätzen uns glücklich, die lebenden Rocklegenden erleben zu dürfen, packen rotes Bandana und Zylinder ein und brechen gen Westen auf.
Appetite for Destruction
Nach den letzten Konzerten seit ihrer Wiedervereinigung freuen sich die Fans auf eine zweieinhalbstündige Show mit allen Hits. Die Tour zelebriert das 25 jährige Jubiläum des Ausnahmealbums “Appetite For Destruction”, das bis heute den Rekord für das meistverkaufte Debütalbum aller Zeiten hält. Nach 20 Minuten Verspätung feuert der GUNS N’ ROSES Panzer auf den Leinwänden los und die Künstler beginnen mit “It’s So Easy”. Es ist so weit: die Menge jubelt und bekundet ihren Hunger nach den Rocklegenden. Die Mitfuffziger sind energiegeladen und geben sich kampflustig. Doch schon nach dem ersten Gesangspart vergeht dem Publikum geschlossen der Appetit. Axl klingt wie eine Radiostation, die man nur so halb rein bekommt. Kann er nicht oder ist die Technik schuld?
Den Hahn blockiert
Es ist tatsächlich die Technik. Eine Instrumentalversion des Konzertes wäre besser gewesen, als das, für das Fans stattliche Preise bezahlt haben. So ist man mit jedem Einsatz wieder enttäuscht. Das Intro von “Welcome To The Jungle” ist pures Gold und Gitarrenlegende Slash schenkt nicht das letzte Mal an diesem Abend Gänsehaut aus. Aber die Vocals kommen abgehackt und schrill und man fragt sich unwillkürlich, ob das vom Band nicht besser klänge. Die Stimmung will den ganzen Abend nicht richtig aufkommen. Einzig bei “Knockin’ On Heavens Door” scheint die Störung behoben und man hört, dass Axl durchaus seine Stimme im Griff hat. Dieses Stück wird zum Positivbeispiel wie gut dieses Konzert hätte sein können, was den Rest nur umso enttäuschender erscheinen lässt. Da hilft auch nicht Axls Beteuerung, dass er sehr gerne früher und häufiger nach Deutschland gekommen wäre und einige Promoter ihn ge’cockblocked’ hätten. Ja Axl, wir können uns gerade sehr gut vorstellen, wie sich das anfühlt.
Alte Liebe
Die Trennung von GUNS N’ ROSES geschah am Ende, weil Axl Rose musikalisch in eine andere Richtung wollte, als Slash und Duff, wobei der Druck durch den Erfolg der Band und ihr legendärer Drogenkonsum die Situation sicher eskaliert haben. Wenn man heute auf die Bühne schaut, scheinen sich vor allem Slash und Duff ihre Liebe zur Musik bewahrt zu haben. Slash zeigt eine Meisterschaft, wie man sie nur nach Jahrzehnte langem Training erlangt, und zieht damit das Publikum in seinen Bann. Axl hingegen wirkt aufgedunsen, bemüht und auch in den kurzen Momenten, in denen die Technik funktioniert, klingt seine Stimme zwar adäquat aber in keiner Weise derart fortgeschritten. Wie viele Alben und Konzerte hat diese Trennung die Fans gekostet, die hätten stattfinden können? Heute jedenfalls werden einige ältere Fans in Erklärungsnot geraten, wenn ihre Kinder sie fragen, was an dieser Band eigentlich mal so cool war. Wäre die Technik in Ordnung gewesen, hätte sich das Konzert gelohnt. Stattdessen gibt es sogar eine “Get my money back”-Petition mit über 2500 Unterzeichnern, die ihrem Unmut in den Kommentaren zur Petition Luft machen.
Galerie mit 6 Bildern: Guns N' Roses - Not In This Lifetime Tour 2018Setlist:
It’s So Easy
Mr. Brownstone
Chinese Democracy
Welcome To The Jungle
Double Talkin’ Jive
Better
Estranged
Live And Let Die
Rocket Queen
Attitude
This I Love
Civil War
Slither
Slash Guitar Solo
Speak Softly (Love Theme From The Godfather)
Sweet Child O’ Mine
Wichita Lineman
Used to Love
Wish You Were Here
November Rain
Knockin’ On Heaven’s Door
Nighttrain
Zugabe:
Patience
Paradise City
You Know My Name
Text: Tobias Mühlau
Fotos: Andrea Friedrich
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